Folter, Verschleppung, Ermordung: Späte Urteile gegen Argentinies Militärjunta

Recht und Strafe. Die Menschen auf der Plaza de Mayo feiern die Urteile
Recht und Strafe. Die Menschen auf der Plaza de Mayo feiern die Urteile Copyright REUTERS/Marcos Brindicci
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Von Andrea Büring mit dpa, reuters
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In Argentinien wurden Dutzende Mitglieder der früheren Militärjunta zu hohen Gefängnisstrafen verurteilt, 29 von ihnen zu lebenslang. Der größte Prozess in der Geschichte des Landes dauerte fünf Jahre.

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Es ist ein schwarzes Kapitel der argentinischen Geschichte. Die späte Verurteilung früherer Mitglieder der Militärdiktatur sorgte vielerorts für Jubel. Der größte Prozess der argentinischen Geschichte wurde in Buenos Aires zum Teil live auf der Plaza de Mayo übertragen. Ein symbolträchtiger Ort. Hier treffen sich seit Jahrzehnten weibliche Angehörige verschwundener Regimekritiker und fordern Aufklärung, sie tragen weiße Kopftücher.

Todespiloten

30.000 Menschen verschwanden in dieser Zeit spurlos. Viele wurden beispielsweise aus Flugzeugen geworfen. Taty Almeida gehört zu den "Großmüttern" der Plaza de Mayo. Sie sagt, "wenn zwei der Todespiloten "lebenslänglich" bekommen, dann habe ich gemischte Gefühle. Ich weiß nicht, ob das Wort Freude angebracht ist, aber wir feiern die Urteile trotzdem."

Der Menschenrechtsaktivist Eduardo Jozami gibt ihr Recht. Er meint, "in der argentinischen Geschichte werden die Todesflüge immer einen grausames Kapitel bleiben. Es ist wichtig, dass die Urteile die Sicht vieler Argentinier bestätigen."

Urteile

48 ehemalige Militärs wurden zu hohen Gefängnisstrafen verurteilt. 29 von ihnen erhielten lebenslange Haftstrafen. Sie wurden der Verschleppung, Folterung und in den meisten Fällen auch Ermordung von fast 800 Menschen zwischen 1976 und 1983 für schuldig befunden.

Der Prozess dauerte fünf Jahre. Er befasste sich auch mit der berüchtigten Mechanikschule der Marine, dem größten Folterzentrum der Militärdiktatur. Allein 4000 Menschen wurden dort getötet.

Es war dort gängige Praxis, Neugeborene der Gefangenen an regimetreue Familien abzugeben. Seit dem Ende der Diktatur versuchen viele Großeltern, diese Kinder wiederzufinden.

Ein Prozess, der noch lange nicht abgeschlossen ist.

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