Am zweiten Tag des Weltwirtschaftsforums in Davos liegt der Schwerpunkt auf Europa. Bundeskanzlerin Merkel warnte in ihrer Rede vor Abschottung und neuem Nationalismus.
Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos stand am Mittwoch die Zukunft Europas im Zentrum der Gespräche mit einer stattlichen Gästeliste. Bundeskanzlerin Angela Merkel hielt eine europapolitische Grundsatzrede - zwei Tage vor der des mit Spannung erwarteten US-Präsidenten Donald Trump.
Angela Merkel verischterte der internationalen Gemeinschaft zunächst, trotz der schleppenden Regierungsbildung in Berlin, werde Deutschland weiterhin als starke Kraft zur Lösung von Konflikten beitragen.
Mit Blick auf die Politik von US-Präsident Trump warnte die deutsche Bundeskanzlerin vor Abschottung und forderte eine "ever closer union", eine engere außenpolitische Zusammenarbeit der EU.
"Wir sind mit verantwortlich für die Lage in Afrika. Die Europäer stehen in einer tiefen Schuld wegen der Kolonialisierung", erklärte die Kanzlerin.
Nationale Egoismen, Populismus und eine polarisierende Atmosphäre in vielen Staaten würden möglicherweise auch durch die Sorge der Menschen ausgelöst, die sich fragten, "ob die multilaterale Kooperation wirklich in der Lage ist, ehrlich, fair die Probleme der Menschen zu lösen", sagte Merkel. Es gebe in allen Ländern Zweifel, ob es angesichts von Digitalisierung und der weltweiten Veränderungen gelinge, alle Menschen mitzunehmen.
Merkel sprach auch über die Digitalisierung und über die Problematik des Datenschutzes.
Mehr als 3000 Spitzenpolitiker, Top-Manager sowie Vertreter internationaler Organisationen und der Zivilgesellschaft sind beim Weltwirtschaftsforum WEF in Davos. Überraschend hatte auch Angela Merkel in der vergangenen Woche ihre Teilnahme bestätigt.
Von einer Rede der Kanzlerin zu Europa hatte sich so mancher Politiker einen Schub für Europa erhofft. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) sagte etwa, sie erwarte ein "ein flammendes Plädoyer für die Gemeinsamkeit Europas".
Denn auch der US-Präsident Donald Trump, der mit seiner "America First"-Politik dem Freihandel eine Kampfansage macht, hat sich in Davos angekündigt. Seine Rede am Freitag wird daher mit Spannung erwartet.