Erkrankter Ex-Agent: Britischer Außenminister Johnson warnt Moskau

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Von Euronews mit dpa, reuters
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Der ehemalige russische Doppelagent Sergej Skripal und seine Begleiterin, die wohl seine Tochter ist, liegen immer noch auf der Intensivstation. Der britische Außenminister Boris Johnson warnt Moskau: Sollte Russland seine Hände im Spiel haben, würde die Regierung "angemessen und robust" reagieren.

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In Großbritannien und auch vielen anderen Ländern sorgt die mögliche Giftattacke auf einen ehemaligen Agenten für Aufsehen: Bilder einer Überwachungskamera sollen wohl den früheren russischen Geheimdienstoffizier Sergej Skripal und seine 33-jährige Tochter Yulia kurz vor dem mysteriösen Vorfall in England zeigen.

In der südenglischen Stadt Salisbury wurden beide am Wochenende mit Vergiftungserscheinungen und bewusstlos auf einer Sitzbank aufgefunden. Sie wurden ins Krankenhaus eingeliefert, wo sie auf der Intensivstation liegen. Sie sollen wohl mit einer noch "unbekannten Substanz" in Kontakt gekommen sein, so die Polizei in Wiltshire.

Ein ehemaliger Doppelagent

RTR/via Reuters
Der frühere Oberst des russischen Militärgeheimdienstes GRU, Sergej Skripal.RTR/via Reuters

Skripal war in Russland wegen Spionage für Großbritannien und "Hochverrats" verurteilt worden. Bei einem Austausch 2010 wurde der Doppelagent freigelassen. Seine Tochter lebt laut Medienberichten offenbar in Russland, war aber zu Besuch in Großbritannien.

In Moskau hat man bereits seine Unterstützung bei den Ermittlungen angeboten, sollte London danach fragen.

Boris Johnson sorgt für Verwirrung

Die Polizei hat mehrere Orte in der Stadt gesperrt, darunter eine Pizzeria. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren - so auch die Spekulationen.

Der britische Außenminister Boris Johnson hat sich in einer dringlichen Fragestunde im Parlament zu dem Fall geäußert. Details wollte er zunächst nicht geben: Die Ermittlungen laufen, Beweise gibt es noch keine.

"Es wäre zwar falsch, den Ermittlungen zuvorzukommen, aber ich kann das Unterhaus beruhigen: Sollte sich die Schuld einer Regierung in diesem Fall herausstellen, dann wird die Regierung Ihrer Majestät reagieren - angemessen und robust", sagte Johnson am Dienstagmittag.

Außerdem stellte der Außenminister in seiner kurzen Rede die Teilnahme einer politischen Delegation aus Großbritannien an der kommenden Fußball-Weltmeisterschaft in Russland in Frage, sollte sich der Verdacht bestätigen, dass Moskau in den Vorfall involviert sei.

Johnson sagte wörtlich: "Und dann kann ich mir schwer vorstellen, wie wir im Juli zur WM fahren können". Das sorgte vor allem in England für Verwirrung und Unruhe. Quellen im Umfeld Johnsons betonten später, dass der Außenminister nicht die Teilnahme der Mannschaft von Trainer Gareth Southgate gemeint habe.

Das russische Außenministerium hat Boris Johnsons Bemerkungen über den Vorfall zurückgewiesen, so die Zeitung The Guardian. Sprecherin Maria Zakharova sagte, die Äußerungen des Außenministers seien "wild", berichtete die Nachrichtenagentur Interfax.

Stichwort: Alexander Litwinenko

Der Fall erinnert viele an den Giftmordanschlag auf den Ex-Geheimagenten und Kremlkritiker Alexander Litwinenko im Jahr 2006. Britische Behörden machen die ehemaligen Agenten Andrej Lugowoj und Dmitri Kowtun für den Anschlag verantwortlich. Diese weisen jedoch jede Schuld von sich.

Kowtun vermutet hinter dem jünsgten Angriff auf Skripal eine Verschwörung gegen Moskau. "Wenn wirklich jemand Skripal vergiftet haben sollte, dann ist das kein Zufall, sondern natürlich eine Provokation der britischen Geheimdienste", sagte er der russischen Agentur Interfax zufolge.

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