Warum Bali mobiles Internet für 24 Stunden kappt

Warum Bali mobiles Internet für 24 Stunden kappt
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Von Alexandra Leistner
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Am kommenden Samstag wird es auf der indonesischen Ferieninsel Bali kein mobiles Internet geben. Dahinter steckt eine Jahrtausende alte Tradition...

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Stellen Sie sich vor, Sie sind im Urlaub und dürfen 24 Stunden lang ihr Hotel nicht verlassen. Und das nicht etwa wegen einer Gefahr, sondern aufgrund einer Jahrtausende alten Tradition namens Nyepi.

Der "Tag der Stille" ist der wichtigste hinduistische Feiertag auf Bali. Im alten balinesischen Kalendar beginnt an diesem Tag das neue Jahr. Die Insel ist außerhalb Indiens, Nepals und Mauritius' die einzige Region mit einer hinduistischen Bevölkerungsmehrheit. Das ist besonders bemerkenswert, weil Bali zu Indonesien gehört, dem Land mit der höchsten muslimischen Gemeinde weltweit, 88 % der Indonesier sind Muslime.

Zum ersten Mal wird es an diesem Tag kein mobiles Internet geben. Die Regionalregierung hat Anbieter aufgefordert, die Verbindung für 24 Stunden zu kappen. "Es wurde vereinbart, dass das Internet auf Mobiltelefonen gestoppt wird. Alle Betreiber haben zugestimmt", sagte Nyoman Sujaya vom balinesischen Kommunikationsministerium gegenüber tirto.id.

Zu dem Entschluss war das Ministerium in Jakarta auf Anforderung ziviler und religiöser Gruppen gekommen. Im vergangenen Jahr war man dem Ersuchen nicht nachgekommen.

Ausnahmen wird es für W-Lan in Hotels sowie im Sicherheitsbereich, der Luftfahrt, Krankenhäuser und einige Behörden geben. 

Balis Gouverneur Made Pastika fand, es werde nicht schaden, das Internet seinen Tag lang nicht zu benutzen. "Die Menschen werden es überleben", scherzte er gegenüber Reportern. Auch er werde die technischen Geräte für einen Tag ruhen lassen.

Der Nyepi-Day ist ein Tag des In-Sich-Kehrens. Die Straßen sind an diesem Tag ab 6 Uhr morgens leer, Geschäfte und Restaurants geschlossen und die Menschen bleiben unter sich in ihren vier Wänden. In einigen Städten patrouillieren Sicherheitsbeamte (in schwarz-weiß karierten Sarongs gekleidete Religionspolizisten), um sicherzugehen, dass die Regeln beachtet werden. Für gläubige Balinesen gehört auch Fasten und das fernbleiben jeglicher Vergnügungen dazu. 

Auch Radio- und Fernsehübertragungen werden unterbrochen.

Am Abend vor der Stille ziehen große karnevalsähnliche Umzüge durch die Hauptstraßen der Städte und Dörfer. Die Ogoh-Ogoh genannten Puppen, die von Gruppen von Menschen getragen werden, sollen böse Geister symbolisieren.

Das Ziel von Nyepi ist spirituelle Reinheit. In einer anderen Interpretation wird Bali an diesem Tag von bösen Geistern heimgesucht. Indem die Menschen in den Häusern bleiben, wird den Dämonen vorgegaukelt, die Insel sei menschenleer und verschwinden. So kann das neue balinesische Jahr getrost beginnen.

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