"Das Lager Moria ist ein Pulverfass"

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Von Apostolos Staikos, su mit dpa
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«Endloses Leiden» haben Frauen beim Flüchtlingszentrum Moria auf Lesbos beklagt - bei einem Brand war am Sonntag in einer Containerwohnung eine Frau ums Leben gekommen. «Das ist ein Pulverfass, das kann jederzeit explodieren", fürchtet der Regionalgouverneur

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«Endloses Leiden» haben Frauen beim Flüchtlingszentrum Moria auf der griechischen Insel Lesbos beklagt - bei einem Brand war am Sonntag in einer Containerwohnung eine Frau ums Leben gekommen (Gesundheitsministerium). Die Folge: Schwere Ausschreitungen im Lager. Die Frauen forderten Aufklärung und bessere Lebensbedingungen. Im Lager harren mehr als 13.000 Migranten aus - bei einer angepeilten Kapazität von 3.000. Inzwischen lebt jeder achte Inselbewohner im Lager.

Fatema Ebraimi, 26, aus Afghanistan:

„Wir protestieren für unsere tote Freundin. Wir wollen Gerechtigkeit, wir wollen nicht um noch mehr unschuldige Menschen trauern. Frauen in Moria haben Angst, wir können unsere Zelte nicht mehr verlassen, wenn es dunkel wird. Wir können nicht auf die Toilette gehen »

** Soghra Bayat**, 60, aus Afghanistan:

„Wir Frauen schreien nach Sicherheit und Würde. Wir wissen, dass beim Feuer am Sonntag mehr Menschen starben, nicht nur eine Frau. Aber die Behörden lügen »

Sicherheit und Würde sind Mangelware. Das Lager Moria ist vermüllt und der Flüchtlingsstrom reißt nicht ab.

Fazel und seine Frau wissen, dass sie wahrscheinlich mehrere Monate an diesem Ort verbringen werden, sie sind gerade erst angekommen. Das junge Paar aus Afghanistan hat nichts als ein Zelt.

Fazel Obaid, 29, aus Afghanistan:

«Wir sind am vergangenen Freitag angekommen, mit meiner Frau, und jetzt sind wir im Lager Moria. Wir hatten uns auf einen besseren Platz gefreut. Meine Frau war auf der Insel Lemnos drei Nächte im Krankenhaus. Hier werden wir ignoriert. Es interessiert niemanden, ob wir Menschen sind oder nicht».

".....DAS KANN JEDERZEIT EXPLODIEREN"

Der Regionalgouverneur der nördlichen Ägäis, Kostas Moutzouris, fürchtet Komplikationen, wenn sich die Lage im Camp nicht bessert.

«Das ist ein Pulverfass, das kann jederzeit explodieren. Ich fürchte um die Sicherheit unserer Leute, der Bewohner von Lesbos. Damit sich die Situation ändert, müssen viele Flüchtlinge auf das Festland gebracht und Neuzugänge aus der Türkei gestoppt werden. Wenn nicht, sind wir zum Scheitern verurteilt »

Moutzouris glaubt, dass die Türkei nicht den politischen Willen hat, das Problem zu lösen.

Der Flüchtlingspakt zwischen der EU und der Türkei sieht vor, dass die EU alle Flüchtlinge und Migranten, die illegal über die Türkei auf die griechischen Inseln kommen, zurückschicken kann. Die Bearbeitung der Asylanträge kommt jedoch wegen Personalmangels auf
den griechischen Inseln nur mühsam voran.

TRANSFERS

Nach den Unruhen hat die griechische Regierung 215 Flüchtlinge aufs Festland bringen lassen. Die Menschen - vor allem Familien mit Kindern und kranke Menschen - kamen an Bord einer Fähre
aus Lesbos (Staatsfernsehen ERT). Hunderte weitere Migranten sollten in den kommenden Tagen von Lesbos und Lagern auf den Inseln Samos, Chios, Leros und Kos in die auf dem
Festland gelegene Hafenstadt Piräus gebracht werden.

© Wikipedia

Angesichts der katastrophalen Zustände in Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln pocht die deutsche Bundesregierung auf mehr und schnellere Rückführungen von dort in die Türkei. Dies sei ein Teil der Lösung, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl forderte die sofortige Evakuierung der Flüchtlinge von den Inseln. Andere EU-Staaten und Deutschland
sollten sie aufnehmen.

Apostolos Staikos, Euronews:

«In den letzten beiden Monaten sind rund 17.000 Menschen auf den griechischen Inseln angekommen. Dies ist die höchste Zahl seit drei Jahren, seit die Europäische Union und die Türkei vereinbart haben, die ägäische Migrantenroute zu sperren. »

su mit dpa

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