Spanisches Pflegepersonal zwischen Beifall und Beleidigungen

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Von euronews
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Zwei Krankenschwestern aus Madrid berichten, wie sie im Alltag Anfeindungen ausgesetzt sind.

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Das Spenden von Beifall vom Balkon und Fenster aus als moralische Unterstützung für die Beschäftigten des Gesundheitswesens und andere Bediensteten ist in Spanien zum Ritual geworden.

Aber das Pflegepersonal ist immer auch wieder Anfeindungen ausgesetzt. Berichtet wird von Drohbriefen, in denen sie von Anwohnern aufgefordert werden, zu verschwinden, weil sie Angst haben, sie könnten das Virus in die Wohnhäuser einschleppen. Madrid ist in Spanien ganz besonders vom Coronavirus betroffen. Die in der Hauptstadt als Krankenschwester tätige Elena Garbajosa erzählt vom Argwohn mancher Nachbarn.

„Einer fragte mich, wie ich es wagen könne, in einer Gesundheitseinrichtung zu arbeiten. Er sagte, ich solle alles desinfizieren, was ich berühre und jede Stelle, auf die ich trete. Und sozusagen auch alles, was ich angucke“, so Garbajosa.

„Ansteckende Ratte“

Der Wagen einer Ärztin in Katalonien wurde mit einer Beleidigung beschmiert. Wörtlich übersetzt: Ansteckende Ratte.

euronews-Reporter Jaime Velázquez berichtet: „Die Ärzteschaft, Pflegepersonal und andere Angestellte bestehen auf sehr strenge Vorkehrungen, um ihre Familien und Nachbarn zu schützen. Worunter manche am meisten leiden, wenn sie das Haus verlassen, ist die Belastung durch die traumatischen Erlebnisse, die sie mitmachen.“

Halt in der Familie

Dolores Martínez arbeitet als Krankenschwester auf der Intensivstation eines Madrider Krankenhauses. Manche ihrer Kollegen nehmen aufgrund der hohen körperlichen und nervlichen Belastung Hilfe in Anspruch, Martínez findet Halt in der Familie. „Es stimmt, ich habe manchmal geweint, wenn ich von der Arbeit kam. Ich habe alles herausgelassen“, sagt sie. „Ich habe Kinder und einen Mann, die merkten, dass ich viele Sorgen mit nach Hause gebracht habe. Sie fragen mich danach und lassen mich darüber sprechen. Und sie kümmern sich um mich. Glücklicherweise habe ich dadurch zu Hause psychologische Betreuung."

Als Unterstützungsgeste für das Pflegepersonal hievten spanische Feuerwehrleute mit Hilfe eines Steigers ein Plakat in die Höhe. Darauf stand geschrieben: „Denken Sie nicht an die Tage, die uns nicht bleiben, sondern an die Jahre, die wir noch zu leben haben.“

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