Verdurstete Rania (5) - IS-Anhängerin Jennifer W. "wollte ihr helfen"

Prozess gegen Jennifer W. (links) in München
Prozess gegen Jennifer W. (links) in München Copyright Peter Kneffel/(c) Copyright 2021, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten
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Von Euronews mit dpa, AP
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In München hat sich die Angeklagte Jennifer W. zum ersten Mal in einer Erklärung dazu geäußert, dass sie dabei zugesehen haben soll, wie die kleine Jesidin Rania vor ihrem Haus in Irak in der Sonne verdurstete.

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Beim Prozess in München zum den Tod der fünfjährigen Rania in Irak 2015 hat die Angeklagte Jennifer W. eine Erklärung von ihrer Anwältin verlesen lassen. Die inzwischen 29-Jährige soll dabei zugesehen haben, wie das Kind - das ihr damaliger Mann zur Strafe vor dem Haus angekettet hatte - in der Sonne verdurstete.

Die Erklärung trägt den Titel "Der Tag". Darin schreibt die Frau, die 2014 aus Niedersachsen nach Syrien gereist war, dass sie versucht habe, dem Mädchen zu helfen. Die kleine Jesidin soll ihr Mann auf einem Sklavenmarkt gekauft haben. Rania sei an diesem Tag krank gewesen und habe ins Bett gemacht. Ihr Mann wollte, dass das Kind im Hof wartet, bis ihre Sachen gewaschen seien. Aber Rania sei zur Tür gekommen. Damit sie "lerne zu hören", habe ihr Mann Ranias Hände zusammengebunden und sie gezwungen draußen zu bleiben. Jennifer W. habe versucht, ihren Mann dazu zu bewegen, das Kind wieder ins Haus zu holen. Dieser sei aber aggressiv geworden. Die Angeklagte habe nicht gewusst, wie sie dem Mädchen helfen konnte, sie war "erschrocken, wie schnell sich ihr Zustand verschlechtert hatte". Erst als das Kind leblos zusammensackte, habe ihr Mann sie losgebunden und ins Krankenhaus gebracht. Bei seiner Rückkehr - ein paar Tage später - habe er ihr nicht gesagt, dass Rania tot war.

Die Aussage der Angeklagten verlas vor dem Oberlandesgericht München ihre Anwältin Seda Basay-Yildiz, die vom NSU 2.0 bedroht wird. Nebenklägerin als Anwältin der Mutter oder der Tante des toten Kindes ist die Menschenrechtsexpertin Amal Clooney, die aber nicht zum Prozess erschien. Sie versucht, das Leiden der Jesidinnen und Jesiden zu einer gerichtlichen Aufarbeitung zu bringen. Die Religionsgemeinschaft der Jesiden wurde vom sogenannten "Islamischen Staat" systematisch verfolgt. Viele jesidische Männer wurden getötet, die Frauen wurden in Syrien und im Irak als Sklavinnen missbraucht.

Der Prozess in München wegen des Todes der kleinen Rania hat 2019 begonnen.

Jennifer W. - die kurz nach Ranias Tod zusammen mit ihrem Mann in die Türkei ausgereist war und dann nach Deutschland abgeschoben wurde - ist wegen Mordes durch Unterlassen, Mitgliedschaft in einer Terrororganisation und Kriegsverbrechen angeklagt. Ihr damaliger Ehemann, der das Kind in der Sonne angekettet haben soll, steht in Frankfurt vor Gericht.

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