Tunesien: Ärzte-Abwanderung verschärft Corona-Krise

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Copyright Hassene Dridi/Copyright 2020 The Associated Press. All rights reserved.
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Von su mit AFP
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Ende 2020 wollten fast 80 Prozent der frisch ausgebildeten Ärzte Tunesien verlassen, um im Ausland zu arbeiten. Ein Brain-Drain, den auch viele Länder in Mittel- und Osteuropa kennen, wie Bulgarien, Rumänien, Polen und Ungarn.

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Die Tunesische Ärztekammer ist besorgt: Seit 2011 – dem Jahr des Umbruchs in der arabischen Welt – verlassen immer mehr gut ausgebildete Mediziner das Land. Grund für den „Braindrain“: schlechte Arbeitsbedingungen und miserable Bezahlung. Ziel der jungen Leute sind die Golfstaaten, aber auch Frankreich und Deutschland.

Abdelwaheb Mghirbi (35), Notarzt:

"Mir wurde ein Job in einem Golfstaat angeboten, für das zehnfache Gehalt eines Arztes in Tunesien. Und die Mittel im Gesundheitsbereich entwickeln sich in den Golfstaaten stark." Wie es in Tunesien weitergehe wisse keiner.

TEUFELSKREIS

Ein Teufelskreis: Laut Gesundheitsminister Faouzi Mehdi benötigt der Gesundheitssektor derzeit 3.000 medizinische und paramedizinische Führungskräfte, um mit der Coronavirus-Pandemie fertig zu werden.

Dr Slim Ben Salah, Nationaler Medizin-Rat:

"Bereits 2018 waren wir bei der Abwanderung nicht weit von 60 Prozent der jungen Absolventen entfernt. Und Ende 2020 sind es fast 80 Prozent, die weg wollen...das Gesundheitsbudget beträgt kaum 6 Prozent des BIP. Es hat abgenommen."

Mir wurde ein Job in einem Golfstaat angeboten, für das zehnfache Gehalt eines Arztes in Tunesien
Abdelwaheb Mghirbi
Notarzt in Tunesien

In den USA wird fast dreimal soviel vom Volkseinkommen für die Gesundheit ausgegeben (2018 : 16,9%, Statista), in Deutschland beinahe doppelt so viel (11,2 %).

PS: Den Medizin-Braindrain kennen auch viele Länder in Mittel- und Osteuropa wie Bulgarien, Rumänien, Polen und Ungarn.

su mit AFP

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