In den USA steht im Prozess gegen den Polizisten bevor, der George Floyd getötet haben soll. Die Anspannung ist groß.
In den USA steht im Prozess gegen den Polizisten Derek Chauvin die Verkündung des Urteils bevor. Chauvin muss sich in Minneapolis wegen des Todes des Afroamerikaners George Floyd bei einem Polizeieinsatz verantworten. Die Anspannung ist groß: Im Fall eines Freispruchs oder einer kurzen Haftstrafe werden massive Proteste mit Ausschreitungen befürchtet.
Das Urteil wird von einer Jury gefällt. Verteidigung und Staatsanwaltschaft hielten am Montagnachmittag ihre Abschlussplädoyers. Die Anklage appellierte an den gesunden Menschenverstand der Geschworenen: Chauvin habe sein Knie neun Minuten und 29 Sekunden lang in Floyds Nacken gedrückt, dass dies tödlich sei habe selbst eine neunjährige Zeugin verstanden, so Staatsanwalt Jerry Blackwell. Was den Tod verursacht habe sei angesichts dieser übermäßigen Gewaltanwendung ganz einfach. Sogar ein Kind habe das verstanden, so Blackwell. "Eine Neunjährige hat gesagt, ,geht von ihm runter'."
Verteidigung: Schuld nicht zweifelsfrei erwiesen
Die Verteidigung argumentierte, die Gewaltanwendung sei berechtigt gewesen, weil Floyd sich der Polizei widersetzt habe. Zudem hätten mehrere Faktoren zum Tod Floyds geführt. Wenn man alle Beweise und die Gesetzeslage ansehe, müsse man zu dem Schluss kommen, dass der Staat es nicht geschafft habe, Chauvins Schuld zweifelsfrei zu beweisen, so Chauvins Anwalt Eric Nelson. Deswegen müsse dieser freigesprochen werden. Chauvin drohen im schlimmsten Fall 40 Jahre Haft wegen Mord zweiten Grades ohne Vorsatz, was ungefähr dem deutschen Totschlag entspricht.
Der Tod Floyds führte im vergangenen Jahr zu massiven Anti-Rassismusprotesten und Ausschreitungen. In der vergangenen Woche gab es nach dem Tod des Afroamerikaners Daunte Wright bei einem Polizeieinsatz erneut Demonstrationen.
Neben Chauvin müssen sich drei weitere Polizisten, die am Einsatz gegen Floyd beteiligt waren, ab August vor Gericht verantworten. Ihnen wird Beihilfe zur Last gelegt. Auch ihnen könnten langjährige Haftstrafen drohen.