Deutsche sollen Afghanistan sofort verlassen

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Von Serguei Doubine
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Wegen des Vormarsches der Taliban wird das Personal der deutschen Botschaft in Kabul auf ein absolutes Minimum reduziert. Die UN sieht eine humanitäre Katastrophe kommen, tausende Flüchtlinge sammeln sich in Kabul.

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Gerade mal sieben Tage - und 18 von 34 Provinzhauptstädte Afghanistans sind an die Taliban gefallen. Mittlerweile werden sie auch ohne einzigen Schuss der Regierungskräfte an die Islamisten übergeben.

Die UNO hat die Nachbarländer Afghanistans aufgefordert, ihre Grenzen offen zu halten. Die Zahl der vor den Taliban fliehenden Zivilisten steigt rasant. Tausende fliehen in die Hauptstadt, Kabul scheint die letzte sichere Zuflucht. Behelfsmäßige Lager wurden im Buschland am Rande der Stadt errichtet, andere schlafen in stillgelegten Lagerhäusern oder auf den Strassen. Eine Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks sagte, der aktuelle Konflikt bringe enormes menschliches Leid.

Der Blutzoll durch die zunehmenden Feindseligkeiten ist immens. Ohne deutlich weniger Gewalt sehen die Vereinten Nationen Afghanistan auf dem besten Weg zu den meisten zivilen Opfern in einem einzigen Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Besonders besorgt sind wir wegen der Frauen und Mädchen. Fast eine Viertelmillion Afghanen wurden seit Ende Mai zur Flucht gezwungen, rund 80 Prozent davon sind Frauen und Kinder.
Shabia Mantoo
Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks

Als Konsequenz aus dem schnellen Vormarsch der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan hat die deutsche Regierung beschlossen, das Personal der deutschen Botschaft in Kabul in den nächsten Tagen auf das «absolute Minimum» zu reduzieren. Botschaftsmitarbeiter würden mit Chartermaschinen ausgeflogen; auch afghanische Ortskräfte, die früher für die Bundeswehr oder Bundesministerien gearbeitet haben oder heute noch für sie arbeiten, würden ausgeflogen.

Außenminister Heiko Maas rief alle Deutschen auf, das Land sofort zu verlassen. Eine hohe zweistellige Zahl deutscher Staatsbürger sind noch im Land.

Die USA hatten bereits am Donnerstag die Reduzierung ihres Botschaftspersonals und die Entsendung von rund 3000 zusätzlichen Soldaten an den Flughafen in Kabul angekündigt. Ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums schloss nicht aus, dass auch Bundeswehrsoldaten zur Absicherung einer Rückholaktion zum Einsatz kommen könnten. Die Bundeswehr halte Kräfte bereit, die "im Falle eines Falles zur Verfügung stehen."

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