Zwischenergebnisse lassen den Schluss zu, dass Felsen auf dem Meeresgrund bisher unbekannte Löcher in den Schiffsrumpf gebohrt haben könnten. Die erneute Untersuchung wurde eingeleitet, nachdem ein Dokumentarfilm auf die unbekannten Schäden am Rumpf des Wracks gestoßen war
In Tallinn hat die Havariekommission zum Untergang der Ostseefähre "Estonia" im Jahr 1994 Zwischenergebnisse einer neuen Untersuchung vorgelegt.
Diese lassen den Schluss zu, dass Felsen auf dem Meeresgrund bisher unbekannte Löcher in den Schiffsrumpf gebohrt haben könnten.
Die erneute Untersuchung wurde eingeleitet, nachdem vor einem Jahr ein Dokumentarfilm auf die bis dahin unbekannten Schäden am Rumpf des Wracks gestoßen war.
Der Jonas Bäckstrand, Leiter der schwedischen Havariekommission, drückte sich vorsichtig aus. "Auf Grundlage des Berichts der Universität Stockholm kann man sagen, dass zumindest eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass der Schaden an der Steuerbordseite des Schiffes durch den Kontakt mit dem Meeresboden entstanden sein könnte."
Erst rund 25 Prozent der geplanten Untersuchungen durchgeführt
Die offiziellen Untersuchungen des Schiffswracks sollen im März fortgesetzt werden unter anderem mit hydroakustischen Messungen, um mehr über Meeresströmungen zu erfahren.
Bislang wurden erst rund 25 Prozent der geplanten Untersuchungen durchgeführt. In Estland sollen zudem in Kürze Interviews mit den Überlebenden der Katastrophe geführt werden, in Schweden ist dies größtenteils bereits geschehen.
Der Untergang der "Estonia" gilt als die schwerste Schiffskatastrophe in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg.
Dem offiziellen Untersuchungsbericht von 1997 zufolge war die abgerissene Bugklappe die Ursache für den Untergang. Daran gibt es bis heute Zweifel.
Die Fähre war in der Nacht zum 28. September 1994 mit 989 Menschen an Bord auf ihrem Weg von Tallinn nach Stockholm vor der finnischen Südküste gesunken. 852 Menschen starben, nur 137 überlebten.
Dem offiziellen Untersuchungsbericht von 1997 zufolge war die abgerissene Bugklappe die Ursache für den Untergang. Daran gibt es bis heute Zweifel. Überlebende und Hinterbliebene fordern seit Langem eine Wiederaufnahme der Untersuchungen.
In Auftrag der Hinterbliebenen-Organisation der Opfer hatte ein privat finanziertes Expertenteam aus Estland im September eine Expedition und Tauchgänge zu dem Wrack an der Unglücksstelle in der Ostsee unternommen - parallel zur offiziellen Untersuchung.