Die Rettung von Zivilisten aus Mariupol geht nicht voran, die Lage im umstellten Stahlwerk Asowstal ist offenbar katastrophal.
Nach dem Besuch von UN-Generalsekretär António Guterres in Moskau und Kiew steigt die Hoffnung auf eine Rettung der Menschen aus dem belagerten Stahlwerk Azovstal in Mariupol. Es sei eine "Operation" geplant, um die Menschen aus dem belagerten Stahlwerk Azovstal zu retten, hieß es am Freitag in einem ukrainischen Pressebericht unter Berufung auf das Präsidialamt.
Die Situation auf dem Industriegelände sei katastrophal, wie der Bürgermeister der Stadt Wadym Bojtschenko mitteilte gegenüber der ukrainischen Agentur Unian, es gebe kaum noch Lebensmittel, Wasser und Medikamente.
Ein erster Evakuierungsversuch in Mariupol war am Donnerstag gescheitert, weil russische Truppen gezielt ein Lazarett auf dem Werksgelände beschossen hätten, berichtete die ukrainische Zeitung "Ukrajinska Prawda" unter Berufung auf eine Quelle im Präsidialamt. Bei dem Angriff sei mindestens ein Soldat ums Leben gekommen, rund 100 Patienten erlitten weitere Verletzungen, berichtete die Zeitung.
Rund 3.000 Menschen sind weiterhin dort verschanzt, in ganz Mariupol sind es rund 100.000 Menschen.
Selenskyj: Ruinen Mariupols gleichen einem Konzentrationslager
Trotz wiederholter Aufforderung von russischer Seite lehnen sie eine Kapitulation ab. Nach ukrainischen Angaben sollen in den für einen Atomkrieg gebauten Bunkeranlagen des Stahlwerks noch 1.000 Zivilisten sein, darunter Frauen und Kinder. Nach russischen Angaben halten sich dort 2.500 ukrainische Kämpfer und ausländische Söldner verschanzt.
"In der Stadt, die einst eine der am weitesten entwickelten in der Region war, befindet sich in den Ruinen ein russisches Konzentrationslager. Die Regeln der Besatzer in dem Teil von Mariupol, der derzeit leider unter ihrer Kontrolle ist, unterscheiden sich nicht sehr von dem, was die Nazis in den eroberten Gebieten in Osteuropa gemacht haben", sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj.
"Brutal, kalt und verdorben": Pentagon-Sprecher mit Gefühlsausbruch
Der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby, hat den russischen Präsidenten Wladimir Putin auf ungewöhnlich emotionale Weise kritisiert und bezeichnete ihn als "brutal, kalt und verdorben":
"Es ist schwierig, sich einige der Bilder anzusehen und sich vorzustellen, dass eine wohlwollende, verantwortungsbewusste und erfahrene Führungspersönlichkeit so etwas tun würde. Ich kann also nichts über die geistige Verfassung von Wladimir Putin sagen, aber ich denke, wir alle können über seine Verdorbenheit sprechen."
Der 59-Jährige entschuldigte sich kurz darauf für seinen Gefühlsausbruch: "Ich wollte nicht emotional werden. Ich bitte dafür um Entschuldigung."
Ukrainisches Militär sprengt Eisenbahnbrücke in Donezk
Russlands Präsident Wladimir Putin erklärte unterdessen, dass sein Hauptinteresse darin bestehe, die Sicherheit Russlands zu gewährleisten und der Bevölkerung im Donbas zu helfen.
In der Nacht hat die ukrainische Armee eine Eisenbahnbrücke im Gebiet Donezk gesprengt. Dabei sei ein russischer Güterzug getroffen worden, wie die "Ukrajinska Prawda" schrieb. Bei der zerstörten Brücke handelte es sich nach Angaben der Zeitung um eine Verbindung über den Fluss Siwerskyj Donez zwischen den Orten Lyman und Rajhorodok im Osten der Ukraine. Die Eisenbahnverbindung nach Lyman, das im Epizentrum der Kämpfe in der Ostukraine liege, sei damit zerstört.
Unterdessen ist Zahl der Menschen, die aus den von Russland besetzten Gebieten fliehen, zurückgegangen. Seit dem Beginn des Krieges sind nach Angaben des Flüchtlingswerks der Vereinten Nationen rund 5,4 Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen. In den vergangenen Wochen sind 1,2 Millionen Menschen trotz des andauernden Krieges wieder in ihre Heimat zurückgegangen.