Affenpocken-Virus: Hot Spot Gay Pride auf Gran Canaria?

Affenpocken-Virus unter dem Mikroskop
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Von Euronews
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Die Deutsche Aidshilfe warnt angesichts der Affenpocken-Fälle bei schwulen Männern vor falschen Schlussfolgerungen und Stigmatisierung.

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Das Affenpocken-Virus breitet sich weiter aus. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt es weltweit etwa 80 bestätigte und 50 Verdachtsfälle. Frankreich, Belgien, Australien und auch Deutschland meldeten am Freitag erste Infektionen mit dem Virus. In Spanien sind bereits 30 Affenpocken-Fälle nachgewiesen.

Intimkontakte sind ein möglicher Übertragungsweg für das Virus. "Das Affenpockenvirus gilt als mäßig übertragbar unter Menschen. Eine Verbreitung des Virus durch engen Kontakt, zum Beispiel durch sexuelle Übertragung, gilt als sehr wahrscheinlich", erklärte ein Sprecher der Europäischen Kommission während einer Konferenz zu dem Thema. 

Verbände warnen vor der Stigmatisierung Betroffener

Die spanischen Behörden gehen der Vermutung nach, dass Partys der Gay Pride auf der Urlauberinsel Gran Canaria ein Ansteckungsherd für Affenpocken gewesen sein könnten. Das berichtete die Zeitung "El País" am Samstag unter Berufung auf Quellen im Gesundheitssektor.

An der vor allem von Schwulen besuchten "Maspalomas Pride" nahmen vom 5. bis 15. Mai etwa 80.000 Menschen aus Spanien und vielen anderen Ländern teil, wie die Zeitung berichtete. Männer aus Italien, aus Madrid sowie von der Nachbarinsel Teneriffa, bei denen das Virus nachgewiesen wurde, sollen an den Feierlichkeiten teilgenommen haben. 

Der erste in Deutschland erfasste Infizierte war von Portugal über Spanien nach Deutschland gereist - ob er sich in einem der beiden Länder ansteckte, war aber zunächst unklar.

Die Deutsche Aidshilfe warnt angesichts der Affenpocken-Fälle bei schwulen Männern vor falschen Schlussfolgerungen und Stigmatisierung. "Natürlich gibt es bei den Affenpocken oberflächliche Ähnlichkeiten zu HIV damals - es ist wieder eine Erkrankung aus Afrika, die auch schwule Männer betrifft. Aber in vielen anderen Punkten passt der Vergleich nicht", sagte Aidshilfe-Sprecher Holger Wicht.

Vorsorge und Behandlung: Impfung und antivirales Medikament

Menschen, die dem Virus ausgesetzt sind, erhalten häufig einen der verschiedenen Pockenimpfstoffe, die sich als wirksam gegen Affenpocken erwiesen haben. Das US-amerikanische Pharmaunternehmen SIGA Technologies entwicklet ein antivirales Medikament.

"Es handelt sich um ein Medikament, das gefördert von der US-Regierung entwickelt wurde und in erster Linie für den Einsatz gegen Pocken im Falle eines Wiederauftretens oder eines Einsatzes als Biowaffe gedacht war", erklärt Dennis Hruby, Forschungsleiter von SIGA Technologies. 

"Das Medikament wirkt aber gegen eine ganze Reihe von Viren: Pocken, Kuhpocken und vor allem Affenpocken. In den USA ist es unter dem Namen TPOXX für die Behandlung von Pocken zugelassen und wurde kürzlich von der Europäischen Arzneimittel-Behörde für die Behandlung aller Orthopoxviren - also auch der Affenpocken - zugelassen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass es wirksam sein wird."

Fieber, starke Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Halsschmerzen, Husten, häufig auch Lymphknotenschwellungen sind mögliche Symptome. Typisch ist zudem ein vom Gesicht auf den Körper übergreifender Ausschlag. Selten treten Erblindung und entstellende Narben als Dauerschäden auf.

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