Armut in Kirgistan wird immer schlimmer

Immer mehr Menschen in Kirgistan leben in Armut. Nach Zahlen des nationalen Statistikinstituts lebt ein Viertel der Kirgisen in Armut, die Weltbank geht von 38 Prozent aus.
Ein Grund dafür ist die hohe Inflation. 70 Prozent eines Durchschnittseinkommens muss monatlich für Nahrungsmittel ausgegeben werden.
Maksatbek Keneshev, zuständig für Sozialleistungen beim Arbeitsministerium: "Bisher sind bei uns 450.000 Familien gemeldet, die jeden Monat Sozialleistungen empfangen. 106.000 Familien bekommen auch Kindergeld."
Ein weiterer Grund für die steigende Armut ist, dass die Grenzen des Landes während der Corona-Pandemie geschlossen waren und dadurch viele Kirgisen nicht mehr in Russland, Kasachstan, Großbritannien oder Japan arbeiten konnten. In Kirgistan stellen Überweisungen in die Heimat einen deutlichen Teil des Bruttosozialprodukts dar.
Olivier De Schutter, UN-Sonderberichterstatter für Armut und Menschenrechte: "Bisher hat die Regierung kurzsichtig reagiert und die Auswanderung junger Erwachsener - also zum Arbeiten - gefördert, damit sie möglichst viel Geld zurückschicken können. Aber das ist keine langfristige Entwicklungsstrategie für Kirgistan. Langfristig kann das Land nicht Humankapital exportieren und auf Überweisungen hoffen, um die Armut zu reduzieren. Es muss im Land mit der Wirtschaft bergauf gehen, im Land müssten Beschäftigungsmöglichkeiten geschaffen werden."
2023 wird De Schutter einen Bericht über Kirgistan beim Menschenrechtsrat vorlegen.