Erst Kritik, dann Enteignung: Oligarch Oleg Deripaska ist sein Luxushotel auf Sotschi los

Oleg Deripaska spricht zu Medienvertretern während einer Pressekonferenz in Moskau am 28. Juni 2022.
Oleg Deripaska spricht zu Medienvertretern während einer Pressekonferenz in Moskau am 28. Juni 2022. Copyright Natalia KOLESNIKOVA / AFP
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Von Euronews mit FT/DPA
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Das Luxusresort am Schwarzen Meer ist auf Anordnung eines russischen Gerichts beschlagnahmt worden, wie FT berichtet. Wohl als Strafmaßnahme gegen Deripaska, der es gewagt hatte, ungewöhnlich offene Kritik an Putins Krieg gegen die Ukraine zu äußern.

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Der russische Oligarch Oleg Deripaska galt als einer der reichsten Männer Russlands und enger Vertrauter Putins. Auch der Westen schätzte den Milliardär mit Liegenschaften in Sotschi lange als Geschäftspartner.

Eben dieses Luxusresort am Schwarzen Meer ist gerade auf Anordnung eines russischen Gerichts beschlagnahmt worden, wie die Financial Times berichtet. Wohl als Strafmaßnahme gegen Deripaska, der es im vergangenen Sommer gewagt hatte, ungewöhnlich offene Kritik an Putins Krieg gegen die Ukraine zu äußern.

Vorwand: Ein bereits vor der Offensive schwelender Rechtsstreit

Der Gründer des Aluminiumkonzerns Rusal hatte auf einer Pressekonferenz wiederholt von einem "kolossalen Fehler" gesprochen und die russische Militäroffensive in der Ukraine als "Krieg" bezeichnet, was in Russland verboten ist und unter Strafe steht.

Nun kommt die Quittung - quasi über die Hintertür. Vorlage liefert laut FT ein bereits vor der Offensive schwelender Rechtsstreit zwischen Deripaskas Unternehmen RogSibAl und der von Putin kontrollierten Sirius-Stiftung.

Letztere wurde nach den Winterspielen von Sotschi 2014 eingerichtet, um zu verhindern, dass das Olympische Dorf zu einer Geisterstadt verkommt und dafür mit dem Status eines Bundesgebiets, eigenem Budget und eigener Lokalregierung ausgestattet. Ein mächtiger Nachbar also direkt neben Deripaskas Imeretinskij-Komplex, der schon bald mehrere Klagen gegen wegen Landstreitigkeiten gegen RogSibAl einreichte.

1 Mrd. Dollar teurer Hotelkomplex und Jachthafen beschlagnahmt

Die FT berichtet von Gerichtsdokumenten, die ihre Journalisten einsehen konnten und die zeigen, dass ein Richter bereits im September zugunsten von Sirius entschied. Die gerichtliche Anordnung zur Beschlagnahme des 1 Mrd. Dollar teuren Imeretinskiy-Hotelkomplexes und des Jachthafens in Sotschi erfolgte jedoch erst jetzt. 

Der Kreml habe Deripaska gebeten, sich zu beruhigen und die Kritik einzustellen, wird eine Person aus dem Umfeld des Oligarchen zitiert.

Dabei ist Deripaska durchaus kein unbeschriebenes Blatt. Seit 2018 steht er unter US-Sanktionen wegen seiner Verbindungen zum Kreml und wurde vergangenen im September in den USA wegen des Versuchs angeklagt, gegen ihn verhängte Sanktionen zu umgehen.

Kein unbeschriebenes Blatt

Aber der Metallmagnat ist auch der prominenteste unter den wenigen russischen Oligarchen, die sich gegen den Einmarsch und die Zerstörung der Ukraine zu Wort gemeldet haben.

"Wir brauchen so bald wie möglich Frieden, denn wir haben den Punkt, an dem es kein Zurück mehr gibt, bereits überschritten", schrieb Deripaska im März auf Twitter.

Viele Oligarchen lehnen den Krieg insgeheim ab, doch nur wenige haben sich öffentlich dazu geäußert, da sie Konsequenzen für sich und ihre Unternehmen befürchten.

Die jüngste Enteignung zeigt, dass der Druck dem Oligarchen seit Moskaus Einmarsch in der Ukraine ausgesetzt sind, zunimmt.

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