Europas Militärausgaben sind erstmals höher als im Kalten Krieg

Vor allem in Europa sind die Militärausgaben sprunghaft gestiegen
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Von Euronews
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Der Treiber ist klar: der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine. Im Jahr 2022 wurde weltweit so viel Geld für Waffen und Verteidigung ausgegeben wie noch nie zuvor.

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Der Treiber ist klar: der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine. Im Jahr 2022 wurde weltweit so viel Geld für Waffen und Verteidigung ausgegeben wie noch nie zuvor.

Vor allem in Europa sind die Militärausgaben sprunghaft gestiegen - um 13 Prozent, wie das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri in einem neuen Bericht mitteilt. Das ist der stärkste Anstieg in Europa seit mindestens 30 Jahren zur Zeit des Kalten Krieges. 

Die Staaten in Mittel- und Westeuropa haben 2022 insgesamt 315 Milliarden Euro für das Militär ausgegeben und damit inflationsbereinigt zum ersten Mal das Jahr 1989 übertroffen, als der Kalte Krieg endete.

Weltweit sind die Ausgaben für Militär inflationsbereinigt um 3,7 Prozent auf rund 2,04 Billionen Euro angestiegen - ein neuer Höchststand. Das liegt an den Ausgaben in Russland (+ 9 Prozent) und der Ukraine (+ 640 Prozent), aber nicht nur. Auch die militärischen Hilfen für die Ukraine und Sorgen vor einer stärkeren Bedrohung durch Russland haben nach Sipri-Angaben die Ausgabenentscheidungen vieler anderer Staaten beeinflusst.

Die Russland-Sorgen hätten sich dabei schon seit langem aufgebaut. Viele frühere Ostblockstaaten hätten ihre militärischen Ausgaben schon seit 2014 - dem Jahr der russischen Krim-Annexion - mehr als verdoppelt.

Konflikt in Fernost zwischen China und Taiwan

Die Staaten der Erde haben damit das achte Jahr in Folge mehr Geld ins Militär gesteckt als im jeweiligen Vorjahr. Ohne Inflationsbereinigung würde der Anstieg sogar bei 6,5 Prozent liegen. 

Neben dem Krieg in der Ukraine treiben auch die Spannungen in Ostasien, der sich verschärfende Konflikt zwischen China und Taiwan, die Ausgaben in die Höhe. 

China ist mit geschätzten 292 Milliarden Dollar im Jahr 2022 der zweitgrößte Militärausgeber der Welt, das sind 4,2 Prozent mehr als im Jahr 2021 und 63 Prozent mehr als im Jahr 2013. 

Die USA bleiben mit 877 Milliarden Dollar klarer Spitzenreiter bei den Militärausgaben, sie kommen auf einen Anteil an den globalen Ausgaben von 39 Prozent und auf das Dreifache von China. China belegt mit geschätzten 292 Milliarden Dollar Rang zwei. Russland steigerte seine militärischen Aufwendungen um 9,2 Prozent auf geschätzte 86,4 Milliarden Dollar, womit es vom fünften auf den dritten Platz sprang.

Auf die drei größten Geldgeber im Jahr 2022, die USA, China und Russland, entfallen 56 Prozent der weltweiten Gesamtausgaben. Deutschland steht auf der Liste der Militärausgaben an siebter Stelle.

Finnland, Litauen, Schweden und Polen mit stärkstem Anstieg

"Der kontinuierliche Anstieg der weltweiten Militärausgaben in den vergangenen Jahren ist ein Zeichen dafür, dass wir in einer zunehmend unsicheren Welt leben", erklärte der Sipri-Forscher Nan Tian. 

Als Reaktion auf das sich verschlechternde Sicherheitsumfeld stärkten Staaten ihr Militär - und sie rechneten auch nicht damit, dass sich an diesem Umfeld in naher Zukunft etwas zum Besseren ändern werde.

Einige der stärksten Anstiege wurden in Finnland (+36 Prozent), Litauen (+27 Prozent), Schweden (+12 Prozent) und Polen (+11 Prozent) verzeichnet. Finnland ist - infolge des Angriffskriges gegen die Ukraine und als Grenezland zu Russland - im Jahr 2022 dem Militärbündnis NATO beigetreteten. Auch Schweden wird demnächst dem transatlantischen Verteidigungsbündnis beitreten.

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