"Zersetzung von Russlands Befehlskette": Putin greift in der Armee durch und feuert weiteren General

Wladimir Putin bei Online-Beratungen mit seinem nationalen Sicherheitsrat
Wladimir Putin bei Online-Beratungen mit seinem nationalen Sicherheitsrat Copyright Aleksey Babushkin/Sputnik
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Von Euronews mit ISW, Newsweek, AP
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Das Institut "TheStudyofWar" sieht im Rauswurf von General Wladimir Seliverstow (auch: Seliverstov) - der in Bachmut in der Ukraine im Einsatz war -ein Zeichen der "Korrosion der Befehlskette der russischen Armee".

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Die Serie der Entlassungen russischer Kommandeure setzt sich fort. Wie russische Militärblogger berichten, die das "Institute for the Study of War" (ISW) zitiert, hat das Verteidigungsministerium den Kommandeur der 106. Luftlandedivision, Generalmajor Wladimir Seliverstow, gefeuert. 

Zunächst hat der Kreml die Entlassung des Generalmajors, der mit seinen Truppen in Bachmut im Einsatz war, nicht offiziell bestätigt. Es wird aber berichtet, dass Seliverstow von Wladimir Putin abgestraft wurde, weil er die Beschwerden seiner Soldaten über mangelnde Ausrüstung weitergeleitet haben soll.

"Zersetzung der Befehlskette der russischen Armee"

Der US-Thinktank ISW sieht in Seliverstows Entlassung ein Zeichen für die "schnell fortschreitende Zersetzung der Befehlskette der russischen Armee" nach dem Aufstand der Wagner-Gruppe Ende Juni. Offenbar will Putin auch die Oberkommandierenden entfernen, die - wie Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin - über die Ausrüstung und die Versorgung der Truppen an der Front durch das Verteidigungsministerium klagen.

Auch der ukrainische Präsidentenberater spricht von der "Säuberungsaktion unzuverlässiger Kommandeure" durch Putin und Verteidigungsminister Schoigu.

Das ISW geht davon aus, dass die endemischen Probleme der russischen Armee im Krieg in der Ukraine auch durch Fehlentscheidungen der Militärführung verursacht wurden - und dass dies dazu führt, dass "willensstarke Kommandierende ihre Vorgesetzten in Frage stellen".

Vor wenigen Tagen hatte Generalmajor Iwan Popow bekannt gegeben, dass er entlassen wurde, weil er "die Wahrheit ausgesprochen hatte". 

Das "Institute for the Study of War" berichtet, dass Popow offenbar versucht hat, seinen Vorgesetzten den Chef des Generalstabs Waleri Gerassimow zu übergehen und seine Beschwerden über die Lage in West-Saporischschja direkt an Präsident Wladimir Putin zu richten.

In Finnland hatte US-Präsident Joe Biden erklärt, Putin habe den Krieg in der Ukraine bereits verloren.

"Schlechtes Timing" Moskaus

Die Welle der Entlassungen innerhalb der russischen Streitkräfte zu einem Zeitpunkt, an dem sie gegen die ukrainische Gegenoffensive kämpfen, sei ein schlechtes Timing Moskaus, erklärt Frederik Mertens, Militärexperte des Haager Zentrums für Sicherheitsstudien, gegenüber Newsweek.

Eine Armee von "politisch unzuverlässigen Elementen zu säubern, erhöht niemals seine Effizienz", meint Mertens, denn es säe eine Atmosphäre der "heimtückischen Angst vor Fehlern unter denen, die bleiben". Und die Entlassungen führten dazu, dass fähige Kommandeure an der Front fehlten.

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