Das jüngste Bündnismitglied Finnland bekommt Besuch von US-Präsident Biden

US-Präsident Joe Biden in Helsinki
US-Präsident Joe Biden in Helsinki Copyright Susan Walsh/Copyright 2023 The AP. All rights reserved.
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Von euronews
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Nach dem Nato-Gipfel in Vilnius bekommt das jüngste Bündnismitglied Finnland prominenten Besuch. US-Präsident Biden unterstreicht bei einer Stippvisite, dass er sich mit dem Norden in vielen Dingen einig ist - und ein ganz anderer Präsident als sein Vorgänger.

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Joe Biden zu Putin: "Putin hat ein echtes Problem: wie geht es weiter, was macht er, und so die Idee, dass es sein wird, welches Fahrzeug verwendet wird, er könnte den Krieg morgen beenden, er könnte einfach sagen: Ich bin raus. Aber welche Einigung letztendlich erzielt wird, hängt von Putin ab und davon, was er zu tun beschließt, aber es gibt keine Möglichkeit, dass er den Krieg in der Ukraine gewinnt. Er hat diesen Krieg bereits verloren."

Der Kontrast zwischen dem Finnland-Besuch von Donald Trump 2018 und dem von Joe Biden 2023 könnte größer nicht sein: Damals ein US-Präsident, der offen mit dem Ausstieg seines Landes aus der Nato drohte und sich in Helsinki bei einem denkwürdigen Auftritt Schulter an Schulter mit Kremlchef Wladimir Putin zeigte. Heute ein Präsident, der sich einig mit den Nato-Ländern Finnland, Dänemark, Norwegen und Island sowie dem Bald-Mitglied Schweden zeigt - und die Kriegshandlungen verurteilt, die eben jener Putin herbeigeführt hat. Die Eindrücke des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine haben Finnland nach jahrzehntelanger militärischer Bündnisfreiheit dazu bewegt, sich der Nato anzuschließen. Seit Anfang April ist das nördlichste Land der EU offizielles Mitglied der Allianz. Rund drei Monate später hat das Neu-Mitglied nun hohen Besuch vom Staats- und Regierungschef des mächtigsten Nato-Verbündeten bekommen: US-Präsident Biden war in Helsinki zu Gast. 

Biden geizte dabei nicht mit warmen Worten für den Gastgeber und den Norden an sich. Finnland sei ein «unglaublicher Gewinn» für das Bündnis, sagte er bei einem Zusammentreffen mit Präsident Sauli Niinistö im Präsidentenpalast von Helsinki. "Ich glaube nicht, dass die Nato jemals stärker gewesen ist." Die USA und Finnland teilten die gleichen Werte. Es habe "drei Sekunden gebraucht", um dem Beitrittsgesuch aus Helsinki zuzustimmen. Auch in Zukunft würden die USA ein verlässlicher Nato-Partner bleiben, ungeachtet möglicher politischer Veränderungen im Land, versprach Biden. "Das amerikanische Volk weiß (...), dass unsere Sicherheit auf der Einheit der europäischen und transatlantischen Partner beruht", sagte er bei der Abschlusspressekonferenz mit Niinistö. "Niemand kann die Zukunft garantieren. Aber das ist die beste Wette, die man eingehen kann." 

Von finnischer Seite ist die Dankbarkeit groß für die Unterstützung, die die USA dem nordischen Land auf seinem Weg in die Nato gezeigt haben. "Die neue Ära der finnischen Sicherheitspolitik hat begonnen. Und Sie werden einer derjenigen sein, die sie in die Geschichte geschrieben haben", sagte Niinistö an Biden gerichtet. Diese neue Ära bedeutet auch für die Nato neue Zeiten: Da das Land auf rund 1340 Kilometern Länge an Russland grenzt, hat sich die Nato-Außengrenze zu dem Riesenreich im Osten mit dem Beitritt der Finnen mehr als verdoppelt. 

Helsinki ist dabei Luftlinie nur 900 Kilometer von Moskau entfernt - nach Berlin und erst recht nach Washington ist der Weg viel weiter. Dennoch stehen sich Biden und seine nordischen Verbündeten ganz nah - das strahlten Biden, Niinistö und die Regierungschefs aus Dänemark, Schweden, Norwegen und Island an diesem Tag in Helsinki überdeutlich aus. Auf einem amerikanisch-nordischen Gipfel bekräftigten sie noch einmal ihre äußerste Verurteilung des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und das Bekenntnis dazu, dem angegriffenen Land "so lange wie notwendig" zur Seite zu stehen. 

Unter Bidens Amtsvorgänger klang es hinsichtlich Russland und auch hinsichtlich der Nato noch ganz anders. Trump hatte immer wieder gegen die Nato gepoltert und ihre Daseinsberechtigung ein ums andere Mal infrage gestellt. In Helsinki ist Trump gerade wegen des denkwürdigen Treffens mit Putin am 16. Juli 2018 in Erinnerung geblieben. Trump äußerte damals offen Zweifel an den Erkenntnissen der US-Geheimdienste zur russischen Einmischung in die US-Wahlen 2016. Später machte er unter Druck diverse Rückzieher und behauptete, sich versprochen und das genaue Gegenteil gemeint zu haben. 

Während Trump mit internationalen Partnern ohnehin immer und immer wieder aneckte, bewiesen Biden und seine nordischen Partner Geschlossenheit. Einigkeit bei der Unterstützung der Ukraine, Einigkeit bei der gemeinsamen Sicherheit, Einigkeit zu mehr Kooperation bei Technologien und Einigkeit, dass der Kampf gegen die Klimakrise zusammen ausgefochten werden muss - vom Gipfel ging eine Botschaft der Harmonie aus. 

Gerade beim Klima könnten Biden und Trump kein unterschiedlicheres Bild abgeben. Der Republikaner Trump hatte die USA aus dem Pariser Weltklimaabkommen zurückgezogen, der Demokrat Biden dies zu Beginn seiner Präsidentschaft wieder gerade gebügelt. In Helsinki machte Biden klar, die Klimakrise sei die "einzige existenzielle Bedrohung, der die Menschheit gegenübersteht". Auch bei den Nordländern, die beim Klimaschutz und bei erneuerbaren Energien häufig als internationale Vorbilder betrachtet werden, wird diese deutliche Positionierung geschätzt. Biden habe die USA zurück in den Kampf gegen den Klimawandel gebracht, lobte etwa die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen den Gast. Die zentrale Botschaft, die von diesem Tag in Helsinki ausgeht, ist die eines krassen Gegensatzes zu 2018: Biden und die Nordländer stehen Seite an Seite zu den Werten des Westens - Trump stand damals Seite an Seite mit Putin.

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