Kriminelle in Schweden nutzen Kryptowährungen, um für Spotify-Streams zu bezahlen und ihr schmutziges Geld zu waschen.
Vier Bandenmitglieder in Stockholm sowie ein anonymer Polizeiermittler haben mit der schwedischen Tageszeitung Svenska Dagbladet (SvD) über das Vertuschen von Geldspuren im Zusammenhang mit Gewaltverbrechen gesprochen.
Einnahmen aus Drogengeschäften, Auftragsmorden und Raubüberfällen werden offenbar durch gefakte Streaming-Vereinbarungen verschleiert.
Die Kriminellen bezahlen die Musiker:innen zunächst über eine Kryptowährungstransaktion, die schwieriger zu verfolgen ist als eine herkömmliche Zahlung. Die Künstler:innen werden dann für das Streaming ihrer Songs bezahlt, sehen es aber nie, weil die Verbrecher das gereinigte Geld vorher selbst einsacken.
"Spotify ist zu einem Bankautomaten für die Banden geworden", sagte der im SvD-Bericht zitierte Ermittler der Zeitung.
Die Musikplattform versicherte der Nachrichtenagentur AFP jedoch, dass "weniger als ein Prozent aller Streams auf Spotify als künstlich eingestuft wurden", und fügte hinzu, dass alle manipulierten Zahlen "vor einer Auszahlung umgehend entschärft" würden.
Nach Angaben von SvD bringt eine Million Streams in Schweden etwa 40 000 bis 60 000 Kronen ein, was ungefähr 3 450 bis 5 180 Euro entspricht.
Das Tantiemensystem von Spotify ist vor Kurzem in die Kritik geraten, weil es den Nutzer:innn erlaubt, das System zu betrügen, anstatt die Einnahmen an die echten Künstler:innen weiterzuleiten.
Das Finanzunternehmen JPMorgan schätzt, dass zehn Prozent aller Streams auf der Plattform von automatisierten "Hörern" generiert werden und dass Spotify-Abonnenten 1 200 Dollar (1140 Euro) pro Monat verdienen könnten, indem sie ihren eigenen Song in permamenter Wiederholung streamen.
Über diese Theorie hatte zuerst die Financial Times im vergangenen Monat berichtet, doch Spotify-CEO Daniel Ek hat diese Behauptungen inzwischen zurückgewiesen.
Auf der Spotify-Website heißt es: "Im Gegensatz zu dem, was Sie vielleicht gehört haben, zahlt Spotify den Künstler:innn keine Tantiemen pro Abspielung oder pro Stream. Die Tantiemen, die Künstler:innen erhalten, können variieren, je nachdem, wie ihre Musik gestreamt wird oder welche Vereinbarungen sie mit ihren Labels oder Vertreibern haben."