In Europa gibt es zwischen 100 und 200 Ameisenarten, die dank der Globalisierung aus allen Teilen der Welt eingeschleppt wurden. Der Klimawandel beschleunigt diesen Prozess.
In Climate Now geht es dieses Mal neben den aktuellen Klima-Daten um invasive Ameisen, die sich bei steigenden Temperaturen in Europa ausbreiten.
Aktuelle Klima-Daten
Aber zunächst die aktuellen Daten des Copernicus Climate Change Service:
Weltweit hatten wir gerade den zweitwärmsten Mai seit Beginn der Aufzeichnungen. Die Temperaturen lagen 0,4 Grad Celsius über dem Durchschnitt von 1991 bis 2020.
Einige der wichtigsten Merkmale auf der Karte der Temperaturanomalien für Mai: Die europäischen Temperaturen lagen im Allgemeinen um den Durchschnitt.
Italien und der Balkan (blau) waren kühler; dort gab es im vergangenen Monat verheerende Überschwemmungen.
Auf der anderen Seite des Atlantiks war es in Kanada und den nördlichen USA viel wärmer.
Wir sehen eine Erwärmung über dem Pazifik, wo das El-Niño-Phänomen mit wärmerem Wasser in dieses Gebiet des Ozeans zurückkehrt.
Betrachtet man die eisfreien Regionen des Ozeans, so war der Mai 2023 mit der wärmsten Meeresoberflächentemperatur im Mai seit Beginn der Satellitenmessungen ein Rekord. Die Ozeane nehmen rund 90 % der überschüssigen Wärme auf, die durch den Klimawandel entsteht.
Invasive Ameisenarten erobern Lyon
In unserer Reportage geht es dieses Mal darum, wie invasive Ameisenarten aus dem Mittelmeerraum weiter nördlich überleben, da die Winter in Europa milder und lange Fröste seltener werden. In ganz Westeuropa gibt es neue Kolonien, darunter auch in der französischen Stadt Lyon.
Ein Zentrum für Kunst und Kultur auf einem ehemaligen Industriegelände scheint kein Ort für die Ameisenjagd zu sein. Aber sie sind dort und zwei Wissenschaftler wurden von den örtlichen Behörden beauftragt, sie zu finden.
Die Ameisenart Tapinoma Magnum hat sich rund um diese importierten Bäume angesiedelt. Laut dem Ökologiestudent Néo Boinon sind exotische Pflanzen einer der Hauptwege, über den invasive Ameisen in neue Städte gelangen:
_"Wir haben es mit einer der Hauptursachen für die Ausbreitung von Tapinoma Magnum zu tun, nämlich dass wir diese Bäume exportieren, auf denen gibt es viele Königinnen. Und wenn sie woanders angekommen sind, etablieren sie sich und verteilen ihre Arbeiterinnen überall." _
Die Ameisenjagd geht drinnen weiter. Ein Manga-Zeichner erlebte im Winter eine Ameisenplage: "Die Ameisen drangen hier unter dem Waschbecken ein und arbeiteten sich bis in unsere Werkstatt vor", zeigt Loïs Davy Aimar.
Die Ameisen auf seiner Handy-Aufnahme waren wahrscheinlich auf der Suche nach Nahrungsquellen und Wärme.
Tapinoma magnum ist im Mittelmeerraum beheimatet und hat sich inzwischen in städtischen Gebieten in Frankreich, Belgien, Deutschland und den Niederlanden angesiedelt. Diese Ameisenart sticht nicht, ist aber eine Plage für die Anwohner und verdrängt einheimische Ameisenpopulationen.
Der Park ist einer von fünf Standorten in Lyon, an denen Tapinoma Magnum heimisch geworden ist.
Wissenschaftler Bernard Kaufmann zufolge muss sich Europa bei steigenden Temperaturen auf weitere invasive Arten wie die südamerikanische Feuer-Ameise vorbereiten:
"Es gibt zwischen 100 und 200 Ameisenarten, die dank der Globalisierung bereits aus allen Teilen der Welt eingeschleppt wurden. Und der Klimawandel wird diesen Prozess beschleunigen und die Ansiedlung von zunehmend thermophilen, also wärmeliebenden Arten auch in unseren gemäßigten Breitengraden fördern."
Chemie wirkt in kleinerem Maßstab, aber der beste Ansatz ist die Vorbeugung: sicherzustellen, dass sich keine invasiven Arten auf eingeführten Pflanzen und Bäumen angesiedelt haben.