Freifahrt für Tattoo: Festivalbesucher sollen ein Jahr lang umsonst den ÖPNV nutzen dürfen

Das Angebot galt für diejenigen, die sich das Wort "klimaticket" dauerhaft tätowieren ließen.
Das Angebot galt für diejenigen, die sich das Wort "klimaticket" dauerhaft tätowieren ließen. Copyright Canva
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Von Rosie Frost
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Dieser Artikel wurde im Original veröffentlicht auf Englisch

Die Aktion stieß in den vergangenen Wochen auf Kritik. Die Körper junger Menschen würden benutzt, um Werbeziele durchzusetzen, hieß es in den sozialen Medien.

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Wer in Österreich das KlimaTicket kauft, kann mit den öffentlichen Verkehrsmitteln durchs Land fahren. Unter einer bestimmten Bedingung soll es dieses Ticket nun umsonst geben. Denn wer sich das Wort "KlimaTicket" als Tattoo stechen lässt, darf gratis fahren. 

Damit warb am vergangenen Donnerstag auf dem Frequency Festival in St. Pölten Leonore Gewesseler, Abgeordnete der Grünen und Österreichs Klimaministerin. 

Doch Kritik folgte auf dem Fuße: Andere österreichische Abgeordnete und Nutzer sozialer Medien wendeten sich gegen die Aktion "Tattoo gegenTicket". 

Wie funktioniert die Aktion "Tattoo gegen Ticket"?

Ein Pop-up-Tattoo-Studio mit einem Banner mit der Aufschrift "Aktion geht unter die Haut" ist diesen Sommer bei einer Reihe von Veranstaltungen präsent gewesen.

Festivalbesucher wurden eingeladen, sich das Wort KlimaTicket tätowieren zu lassen und im Gegenzug ein Jahr lang österreichweit gratis mit Bahn und Bus zu fahren. Nach Angaben der Initiatoren der Kampagne haben sich in diesem Sommer bereits sechs Personen, drei auf jedem Festival, ein Tattoo stechen lassen und so das Gratisticket erhalten.

Das Jahresticket gilt für fast alle öffentlichen Verkehrsmittel in Österreich und ermöglicht Fahrten im ganzen Land für nur drei Euro pro Tag, wobei es für Jugendliche, Senioren und Menschen mit Behinderungen Ermäßigungen gibt.

Das Ticket kostet regulär insgesamt 1.095 Euro pro Jahr. Rund 245.000 Personen haben derzeit eine solche Karte. Österreich hat eine Bevölkerung von fast neun Millionen Menschen.

Bei den Veranstaltungen wurden den Besuchern auch andere Tattoo-Designs zu den Themen öffentlicher Verkehr, Nachhaltigkeit und Klimawandel kostenlos angeboten. Die Initiatoren der Kampagne geben an, dass bei jedem Festival etwa zehn Personen pro Tag das Angebot angenommen haben. Das Gratis-Ticket konnten aber nur die jeweils ersten drei Interessenten in Anspruch nehmen. 

Aktion stößt auf Kritik

Das Angebot galt auch auf dem Electric Love Festival in Salzburg. Nutzer sozialer Medien kritisierten nach einem Besuch, Jugendliche würden durch das Angebot zu unverantwortlichem Verhalten angehalten. 

"Ist das so eine vorbildliche Aktion? Junge Erwachsene zu Tätowierungen zu motivieren?", fragte ein Instagram-Nutzer. Der KlimaTicket-Account antwortete daraufhin lediglich mit "Eigenverantwortung".

Kritiker warfen Klimaministerin Gewessler auch vor, die Haut junger Menschen zu nutzen, um für ihre Politik zu werben.

Henrike Brandstötter, Abgeordnete der liberalen NEOS, schrieb auf X: 

Die Zeitung Der Standard bezeichnete das Angebot als "nachhaltig dumm", die Salzburger Nachrichten nannten es "blanken Zynismus".

Die Abgeordnete Gewessler erklärte jedoch gegenüber einem lokalen Fernsehsender, die Kampagne sei "mit großer Sorgfalt" durchgeführt worden. Und: "Es wird nur bei Tageslicht gemacht". Sie wies auch darauf hin, dass die Tattoos "nur für Personen über 18 Jahren angeboten werden".

Sie sagte auch, dass die meisten der Personen, die sich tätowieren ließen, dies bereits zuvor getan hätten. 

Vertreter des Unternehmens, das das KlimaTicket verkauft, erklärten gegenüber der lokalen Presse, dass das Feedback auf den Festivals "äußerst positiv" gewesen sei.

In diesem Jahr seien derzeit keine weiteren Veranstaltungen geplant, und es sei noch nicht sicher, ob das Angebot der Freikarten im Jahr 2024 wiederholt werden soll.

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