Kleiner Bruder von El Niño: Wetterphänomen bildet stärkere Wirbelstürme

Zerstörungen nach Hurrikan Ian im September 2022 in Fort Myers Beach, Florida
Zerstörungen nach Hurrikan Ian im September 2022 in Fort Myers Beach, Florida Copyright AP Photo
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Von Charlotte Elton
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Dieser Artikel wurde im Original veröffentlicht auf Englisch

Forscherinnen und Forscher warnen vor dem kleinen Bruder von El Niño. Durch das atlantische Wetterereignis könnten sich Wirbelstürme weiter verschlimmern.

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Der atlantische El Niño - ein Wetterphänomen mit hohen Meerestemperaturen und komplexer Winddynamik - ist wenig erforscht und steht im Schatten des viel größeren El-Niño-Klimamusters.

Neue Analysen haben jedoch den Zusammenhang zwischen diesem Wetterereignis und den intensivsten und zerstörerischsten tropischen Wirbelstürmen aufgezeigt.

"Atlantischer Niño/Niña ist möglicherweise ein zusätzlicher Prädiktor für die saisonale atlantische Hurrikanaktivität, der zur Verbesserung der saisonalen atlantischen Hurrikanvorhersagen genutzt werden kann", schreiben die Autoren der neuen Forschungsarbeit, die diesen Sommer in Nature veröffentlicht wurde.

Was ist also der "kleine Bruder" von El Niño, und wie beeinflusst er die Hurrikane?

Stärkerer Hurrikan wegen höherer Meerestemperaturen

Beim atlantischen El Niño handelt es sich um Temperaturschwankungen in einem ausgedehnten Bereich des Atlantiks. Das Wetterphänomen kennzeichnet sich durch überdurchschnittlich warme Temperaturen der Meeresoberflächen im östlichen Äquatorialbecken sowie überdurchschnittlich schwache Winde im gesamten Ost- und Mittelatlantik.

"Wie ein typischer kleiner Bruder folgt der atlantische Niño seinem großen Bruder und wird oft im Sommer nach einem El-Niño-Winter aktiv", schreibt der Ozeanograph Dr. Sang-Ki Lee für das Atlantic Oceanographic and Meteorological Laboratory.

Das Phänomen hat komplexe lokale Auswirkungen, wie etwa weniger Niederschläge in der Sahelzone, jedoch häufigere Überschwemmungen in Südamerika. Neue Forschungsergebnisse legen nahe, dass es auch zur Entstehung von Hurrikanen beitragen könnte.

Stärkere Stürme bilden sich oft in atmosphärischen Störungen über Westafrika, in der Nähe der Kapverden. Diese Stürme legen Tausende von Kilometern zurück, bevor sie auf den amerikanischen Kontinent treffen.

Stürme, die auf den Kapverden entstehen, machen zwischen 80 und 85 Prozent aller größeren Hurrikane aus, die die USA und die Karibik treffen. Je länger Hurrikane über warme Meere ziehen, desto mehr Zeit haben sie, die Energie aus diesen Gewässern aufzusaugen. Der atlantische El Niño treibt die Meerestemperaturen in die Höhe und verschlimmert so die Schwere dieser Stürme.

"Solche Bedingungen erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass sich in den tiefen Tropen in der Nähe der Kapverdischen Inseln starke Wirbelstürme entwickeln, was das Risiko größerer Wirbelstürme auf den karibischen Inseln und in den USA erhöht", schreiben die Autoren der Studie.

Wie hängt El Niño mit Wirbelstürmen zusammen?

Es ist wahrscheinlich, dass sich der atlantische El Niño im nächsten Jahr entwickeln wird, da wir uns derzeit in einem El-Niño-Jahr befinden, dem ersten seit der Saison 2018/19. Die Welt schwankt zwischen "El Niño"- und "La Nina" -Jahren, ein Klimamuster, das das Wetter auf der ganzen Welt steuert.

Bei El Niño wird das Wasser im Pazifischen Ozean viel wärmer als gewöhnlich. Verursacht wird das durch Winde im Pazifik, die warmes Wasser ostwärts treiben, während sich der pazifische Jetstream nach Süden bewegt.

AP Photo
NOAA-Satellitenbild vom 09.09.2011 zeigt Hurrikan Katia rund 580 km nordwestlich von BermudaAP Photo

El Niño treibt die Temperaturen weltweit insgesamt um etwa 0,2 Grad Celsius nach oben, hat aber komplexe lokale Auswirkungen auf das Wetter.

In Europa führt El Niño normalerweise zu trockeneren und kälteren Wintern im Norden sowie feuchteren Wintern im Süden. In den USA führt er zu trockenerem und wärmerem Wetter in den nördlichen Bundesstaaten und zu starken Regenfällen und Überschwemmungen an der Golfküste und im Südosten der USA.

Der Monsun in Indien sowie die Regenfälle in Südafrika könnten abnehmen, jedoch könnten in Osten Afrikas Regenfälle und Überschwemmungen zunehmen.

Das Klimamuster bewirkt aber auch eine "hohe vertikale Windscherung" (wie stark die Winde in zunehmender Höhe ihre Geschwindigkeit und Richtung ändern), die die Hurrikane auseinander reißt, was bedeutet, dass El-Niño-Jahre im Allgemeinen mit weniger starken Hurrikanen einhergehen.

Im März sagten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) eine unterdurchschnittliche Saison voraus. Die hohen Meerestemperaturen hätten jedoch dazu geführt, dass die Hurrikansaison, die von Juni bis November dauert, in diesem Jahr tödlich verlaufen sei. Die NOAA prognostizierte zu 60 Prozent eine "überdurchschnittliche" Hurrikansaison.

"Die NOAA fordert alle Menschen in gefährdeten Gebieten auf, einen gut durchdachten Hurrikanplan zu haben", erklärte die Wetter- und US-Ozeanografiebehörde.

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