"The Dark Side Of The Moon": Warum Roger Waters dieses einzigartige Album ruiniert

Das Original (links) und die Redux-Version von 2023 (rechts)
Das Original (links) und die Redux-Version von 2023 (rechts) Copyright EMI, SGB Music Limited
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Von David Mouriquand
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Dieser Artikel wurde im Original veröffentlicht auf Englisch

Pink Floyds "The Dark Side Of The Moon" erlebt in diesem Jahr sein 50-Jähriges Jubiläum. Roger Waters hat aus diesem Anlass eine Neuauflage des legendären Albums aufgenommen. Doch die Erwartungen werden enttäuscht.

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Der ehemalige Pink-Floyd-Bassist Roger Waters hat ein neues Konzert im Londoner Palladium angekündigt. Für diejenigen, die sich von den Kontroversen um Waters' jüngste Auftritte nicht abschrecken lassen, scheint diese Nachricht nicht sonderlich zu jucken.

Allerdings wird Waters dieses Datum nutzen, um seine Neuaufnahmen von Pink Floyds bahnbrechendem Album "The Dark Side Of The Moon" vorzustellen. Die Neuauflage des kultigen Albums wird am 6. Oktober veröffentlicht und am 8. Oktober aufgeführt.

Die neu gestaltete Solo-Platte mit dem Titel "The Dark Side Of The Moon Redux" gibt dem Klassiker von 1973 einen neuen Anstrich und fällt mit dem 50-jährigen Jubiläum des Originals zusammen. Kein anderes Mitglied der kultigen Prog-Rock-Band hat daran mitgearbeitet. Bei der bevorstehenden Show in London wird Waters nicht mit einem seiner ehemaligen Bandkollegen auftreten - aufgrund einer langjährigen Fehde mit Frontmann David Gilmour - sondern wird stattdessen von Bassist Gus Seyffert, Schlagzeuger Joey Waronker und Gitarrist Jonathan Wilson auf der Bühne begleitet, die alle an dem neu gestalteten Album mitgewirkt haben.

Zu den Gründen der Neuaufnahme erklärte der 79-Jährige: "Das ursprüngliche 'Dark Side of the Moon' fühlt sich in gewisser Weise wie die Klage eines älteren Wesens über den Zustand der Menschheit an. Doch Dave, Rick, Nick und ich waren so jung, als wir es machten, und wenn man sich die Welt um uns herum anschaut, ist die Botschaft offensichtlich nicht hängen geblieben." Deshalb habe er angefangen, darüber nachzudenken, "was die Weisheit eines 80-Jährigen in eine neu gestaltete Version einbringen könnte", so sein Statement weiter.

Während wir uns also das Urteil über das gesamte Album bis zur Veröffentlichung im Oktober vorbehalten, ist die Leadsingle 'Money' (Version 2023) schon jetzt erhältlich. Sie wurde von der beschwingteren Version, die in der Originalaufnahme zu hören war, zu einem neuen Akustikstück umgestaltet.

Wir haben es uns angehört und - sagen wir es mal so: Wenn Miguel de Cervantes schrieb "Wo Musik ist, kann es kein Böses geben", dann möchte man mit dieser Version von "Money" die letzte Ruhestätte des berühmten spanischen Schriftstellers ausfindig machen, die Originalaufnahme von "The Dark Side Of The Moon" auf seinen Grabstein legen und ein stilles Gebet flüstern, in dem man einer Gottheit seiner Wahl dafür dankt, dass er nicht dieser ohrenbetäubenden Travestie ausgesetzt werden musste.

Es geht nicht darum, Coverversionen zu hassen. Einige Platten und Titel könnten von einer Neuinterpretation profitieren. Es geht auch nicht darum, vermeintlich unantastbare Songs von einem kultigen und geschätzten Album zu schützen. Es ist nicht einmal Pink Floyds beste Veröffentlichung. Dieser Titel gehört entweder "Animals" oder "Wish You Were Here".

Die Kritik richtet sich eher darauf, wie ein einstmals talentierter Künstler einen klassischen Song von einem äußerst einflussreichen Album verstümmelt hat. Denn nehmen wir kein Blatt vor den Mund: "Money" Redux ist einfach Schund.

Die ersten Sekunden waren vielversprechend: ein langsameres Tempo, eine abgespeckte und bluesige Version, die hätte funktionieren können. Immerhin hat Waters erklärt, dass sein neu aufgenommenes Album kein Ersatz für das Original ist - anders als die neu aufgenommenen Alben von Taylor Swift. Auf dem Papier machte diese Neuauflage durchaus Sinn, wenn man bedenkt, dass die politischen und emotionalen Botschaften des Albums von 1973 bis heute nachhallen. Warum sollte man sie nicht auffrischen und ihnen eine zusätzliche stimmungsvolle Dimension verleihen?

Aber dann kam der Gesang hinzu, und die Effekthascherei des Projekts wurde deutlich. Das Ganze wirkt wie eine seichte Parodie von Tom Waits, bei der Waters dessen Stimme sowie seinen düsteren theatralischen Habitus nachzuahmen versucht.

Zugegeben, es ist nicht fair, diese neue Version auf der Grundlage des Originals zu beurteilen. Waters wird im September 80 Jahre alt, und seine Stimme ist gealtert. Und wenn man so großzügig ist wie möglich, kann niemand Waters vorwerfen, hier ein einfaches Faksimile zu produzieren. Aber wenn es um die unangenehmen und widerwärtigen Passagen geht, in denen er "Poesie" rezitiert und Zeilen wie "Willkommen in der Hölle" sagt, dann ist das wörtlich zu nehmen. Das ist die musikalische Hölle.

An den Themen des Songs wurde nichts hinzugefügt. Wenn überhaupt, dann wurde vieles zurückgenommen. Wenn das ursprüngliche "Money" ein Kommentar zum Kapitalismus war, dann verleitet diese überflüssige Überarbeitung dazu, das freie Unternehmertum zu umarmen und den zügellosen und herzlosen Individualismus zu feiern, der den Kern des Fat-Cat-Merkantilismus bildet. Alles, damit wir "Money" Redux nicht noch einmal hören müssen.

Pink Floyd-Fans haben das nicht verdient. Keine funktionierenden Ohren brauchen das. Und was den tapferen Welpen im Musikvideo angeht: Betet für seine Seele. Er wird das nicht unbeschadet überstehen.

Roger Waters wird "The Dark Side Of The Moon Redux" am 8. Oktober, zwei Tage nach der Veröffentlichung des Albums, live im Londoner Palladium vorstellen.

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