Laute Musik, Hupen und Trillerpfeifen - eine Demo übertönt das Gespräch der ARD mit AfD-Chefin Alice Weidel. Der Sender hat Konsequenzen angekündigt. Die Polizei hat ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet.
Wegen der lautstarken Störungen von Demonstranten während des ARD-Sommerinterviews mit AfD-Chefin Alice Weidel hat die Polizei nun ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet. Das teilte die Berliner Polizei am Montag mit. Das Interview hatte am Sonntag live im Berliner Regierungsviertel stattgefunden. Der Leiterin der Protestkundgebung und dem Besitzer eines Busses mit Lautsprecherdurchsagen wird ein Verstoß gegen das Versammlungsfreiheitsgesetz vorgeworfen.
Es war ein Ausnahmezustand, unter dem ARD-Moderator Markus Preiß das diesjährige Sommerinterview mit AfD-Chefin Alice Weidel führen musste. Laute Musik, Hupen, Trillerpfeifen und lauter Gesang übertönten das Gespräch im Regierungsviertel, an der Spree. Direkt im Hintergrund: eine Demo-Gruppe, Anti-AfD-Slogans und ein Bus mit starken Lautsprechern und der Aufschrift "Adenauer SRP+".
Mehrere Male musste Weidel sich nach vorne beugen, um verstehen zu können, was der Moderator sagt. Die Fragen gingen bei dem Lärm unter, so dass auch die Zuschauer sie kaum mehr hören konnten. "Ich hab ein Echo aufm Ohr, jetzt geht gar nichts mehr", sagte Weidel. Dann nahm sie den Stöpsel raus. Das Interview wurde weitergeführt, als wenn nichts gewesen wäre.
Wer steckt hinter der lautstarken Demonstration?
"Sie haben es gerade gesagt, es wird hier gegen mich demonstriert. Ob das nicht mit Steuergeldern, über irgendwelche NGOs, angeschoben ist", diese Frage lässt Weidel offen. Sie ist es gewohnt, sagt sie.
"So sieht es übrigens aus, wenn die Tagesschau ein Sommerinterview mit der AfD im CDU-regierten Berlin führt", schreibt Weidel auf der Social Media Platform X.
Hinter der Aktion steckt die Gruppe "Zentrum für Politische Schönheit".
"Das beste Sommerinterview, das die ARD je mit Faschisten geführt hat", schreibt die Gruppe auf X. Die Aktion war nicht angemeldet. Laut Polizei hatten sich 25 Personen daran beteiligt. Es gab keine Festnahmen.
Das Zentrum für Politische Schönheit ist zuletzt durch seine Aktion um ein großes Plakat aufgefallen, das die Gruppe am Maxim-Gorki-Theater in Berlin angebracht hatte. Darauf abgebildet waren Weidel und der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz - küssend. Die Polizei ließ das Plakat entfernen.
ARD zieht Konsequenzen
Die ARD will nun Konsequenzen ziehen. Sprecherin des ARD-Hauptstadtstudios Stefanie Tanners sagte exklusiv gegenüber Euronews, dass die ARD auch künftig "im Sommer Gespräche mit Spitzenpolitikern im Herzen der Hauptstadt auch im Freien und direkt vor dem Bundestag" führen wolle.
Die ARD ist jetzt mit der Polizei des Bundestages und der Berliner Polizei im Austausch und entscheide darüber, "ob und welche zusätzlichen Vorkehrungen für die nächsten geplanten Sommerinterviews sinnvoll sind", hieß es. "Wir entscheiden dann über eine Realisierung vor Ort oder im Studio. Zudem überprüfen wir im Lichte der Ereignisse vom Sonntag unsere Sicherheitskonzepte für Livesendungen und passen diese entsprechend an", so die ARD-Hauptstadtstudio-Sprecherin gegenüber Euronews.
"Ein ungestörter Ablauf der Interviews ist in unserem Interesse und vor allem im Interesse des Publikums, daher werden wir aus der Sendung Schlüsse ziehen und in Zukunft Vorkehrungen treffen«, so die Sprecherin. Details wurden nicht genannt. Bis zum Beginn der Sendung sei die Protestaktion auch dem Sender nicht bekannt gewesen, hieß es.