Catherine Samba-Panza: "Die Zentralafrikanische Republik braucht mehr Truppen"

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Von Euronews
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Ihre erste Auslandsreise hat sie nach Brazzaville, die Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo, geführt. Die neue Interimspräsidentin der Zentralafrikanischen Republik, Catherine Samba-Panza, wurde dort von Präsident Denis Sassou-Nguesso empfangen. Er gilt als wichtiger Vermittler bei der Suche nach einer Lösung für Samba-Panzas in Gewalt versinkendes Land.

Es ist ein politischer Konflikt, auch wenn in Zentralafrika Christen gegen Muslime kämpfen. Mehr als 2000 Menschen sind seit Ausbruch der Gewalt getötet worden, gut eine Million sind auf der Flucht. In Brazzaville sprach euronews-Korrespondent François Chignac mit Catherine Samba-Panza. Sie gilt als Korruptionsgegnerin und hat in Einzelfällen des Konflikts bereits vermittelt.

euronews: “Ihr Land macht eine der schlimmsten Krisen der vergangenen Jahre in Afrika durch. Meine erste Frage: Vor wenigen Tagen hat der Internationale Strafgerichtshof Vorermittlungen zu möglichen Kriegsverbrechen in der Zentralafrikanischen Republik eingeleitet. Haben die Ermittler Ihre Unterstützung?”

Catherine Samba-Panza: “Die Chefanklägerin hat mir davon berichtet und die Unterstützung der zentralfrikanischen Regierung verlangt. Ich habe ihr diese Unterstützung zugesagt.”

euronews: “Wenn diese Ermittler des Strafgerichtshofes Vertreter der Armee festnehmen oder verhören wollen, werden Sie sie dann unterstützen?”

Samba-Panza: “Die Justiz wird ihre Arbeit tun. Es wird keine Konflikte zwischen Exekutive und Judikative geben.”

euronews: “Und wenn wichtige Politiker festgenommen werden sollten?”

Samba-Panza: “Jeder muss für seine Taten einstehen. Das ist alles. Einige haben Straftaten begangen, sie werden sich dafür verantworten müssen. Ich werde keine Banditen beschützen, auch keine verdorbenen Politiker oder Agitatoren, die dieses Land in die Situation gebracht haben, in der es sich jetzt befindet. Ich werde niemanden beschützen. Jeder muss sich für seine Taten vor dem Strafgerichtshof verantworten.”

euronews: “Brauchen Sie mehr Truppen, französische oder der Europäischen Union, der Afrikanischen Union?”

Samba-Panza: “Auf jeden Fall.”

euronews: “Oder UN-Truppen?”

Samba-Panza: “Wir brauchen auf jeden Fall Soldaten, deshalb mein Aufruf zu einer Friedensmission. Ich denke, man muss realistisch sein. Wir haben nicht genug Männer, um in allen sensiblen Zonen vor Ort sein zu können. Wir brauchen also wirklich Truppen. Wir werden europäische Truppen in der Nähe des Flughafens stationieren. Das wird den Soldaten aus Frankreich Raum geben. Die Europäer werden nur an bestimmten Orten sein. Die Erfahrung hat uns gezeigt, dass es zu Auseinandersetzungen kommen kann, wenn afrikanische und französische Truppen sich zu nahe kommen. Wir müssen also am besten Truppen überall vor Ort haben.”

euronews: “Wieviel Zeit brauchen Sie, um die Sicherheit in Bangui wieder herzustellen?”

Samba-Panza: “Etwa einen Monat.”

euronews: “Ist es Ihre Priorität, die Milizen zu entwaffnen?”

Samba-Panza: “Es gibt überall Waffen in diesem Land. Das ist eine Operation, die man nach und nach durchführen muss. Die Milizen müssen aber entwaffnet werden.”

euronews: “Warum gibt es so viel Gewalt zwischen Christen und Muslimen, Plünderungen, Lynchjustiz, Morde. Was ist zwischen den beiden Gruppen geschehen? Sie haben vorher zusammen gelebt.”

Samba-Panza: “Hauptgrund ist die Armut. Es gibt sehr viel Armut, Jugendliche ohne Arbeit, die leicht beeinflussbar sind. Die Politik hat diese Sensibilitäten für ihre Ziele benutzt. Leider ist das an den Muslimen und den Christen hängen geblieben. Das ist eine Realität.”

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euronews: “Muss es einen nationalen Aussöhnungsprozess geben?”

Samba-Panza: “Wir brauchen einen Prozess der nationalen Aussöhnung. Der Erfolg wird sich Etappe für Etappe einstellen. Ich bin für einen Prozess, der an der Basis anfängt, zwischen den Volksgruppen, damit die Afrikaner wieder Leben lernen. Der Tag, an dem es einen nationalen Dialog geben wird, das wird das Ergebnis dessen sein, was wir jetzt auf den Weg bringen. Das ist eine grosse Gruppentherapie für die Leute, die sich nicht verstehen, und die nicht zusammenleben können.”

euronews: “Was halten Sie von den Stimmen, die eine Spaltung des Landes als unumgänglich bezeichnen?”

Samba-Panza: “Ich werde keinen Zoll meines Landes aufgeben. Ich verurteile diese sezessionistischen Anwandlungen im Hinblick auf die Zentralafrikanische Republik. Ich bin auf der Hut vor den Leuten, die diese Teilung wollen.”

euronews: “Die internationale Gemeinschaft und ihre Nachbarländer haben Ihre Wahl begrüßt, auch die Afrikanische Union. Wie werden Sie nun das Land aus dieser schrecklichen Krise herausführen, in der es steckt?”

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Samba-Panza: “Es geht um reale Probleme, immense Herausforderungen. Auch die Erwartungen der Bevölkerung sind wichtig. Es gibt sehr viele unbefriedigte Bedürfnisse. Das kann ich nicht in 15 Tagen ändern. Ich bin mir bewusst über die Herausforderungen, die mich erwarten. Ich bin mir der Hoffnungen bewusst, die man in mich setzt, und ich bin verpflichtet, Ergebnisse zu erzielen.”

euronews: “Sie sind die dritte Frau, die an die Spitze eines afrikanischen Staates gewählt wurde. Sie stehen an der Spitze eines Staates, der auseinanderfällt und in Gewalt versinkt. Ist es ein Vorteil oder Nachteil, in dieser Position eine Frau zu sein?”

Samba-Panza: “Es ist ein Vorteil. Ich bin stolz auf diesen Vorteil. Meine weibliche und mütterliche Seite erlaubt es mir, einige Probleme mit sehr großem Realismus und Sensibilität anzugehen. Ich habe noch viele Schwierigkeiten vor mir, aber im Inneren sage ich mir, wir werden es schaffen.”

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