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Von der Suche nach dem Sinn des Lebens - zum Debütroman der Sprachperfektionistin Irene Binal

Von der Suche nach dem Sinn des Lebens - zum Debütroman der Sprachperfektionistin Irene Binal
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Von Kirsten Ripper
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Zur Buchmesse in Frankfurt möchten wir Ihnen einen Roman ans Herz legen. “Die erste Matrjoschka” ist das literarische Erstlingswerk der 1968 in Österreich geborenen Journalistin Irene Binal, ein düsterer Debütroman, der besonders durch seine Sprache fasziniert und dessen dunkler Einband genau passt. Die Handlung beginnt mit einer Beerdigung, und schon nach wenigen Seiten wird klar, der Held des Romans hält den Tod für unausweichlich auf der Suche nach dem absoluten Wissen und dem Sinn des Lebens.

Erzählt wird der Roman vom besten Freund des mysteriösen und etwas morbiden Intellektuellen Nick. Die beiden lernen sich in der Schule kennen und bleiben – immer schwarz gekleidet – als Sonderlinge isoliert. Im Krankenhaus begegnen die Jungs der Krankenschwester Lilian, die perfekte Joints dreht und immer Alkohol zu Hause hat, aber mit beiden Beinen und lackierten Fußnägeln fest im Leben verankert ist. Die zwei Freunde und Lilian werden zum Dreigestirn. Der zwischen Homo- und Heterosexualität schwankende Ich-Erzähler beschreibt besonders einfühlsam die Momente der sexuellen Erfüllung zu dritt.

Bevor sie als freie Autorin nach Berlin gegangen ist, hat Irene Binal mehrere Jahre lang bei euronews in Lyon als Journalistin gearbeitet. Schon zu dieser Zeit hat sie uns durch ihren perfekten Umgang mit der deutschen Sprache beeindruckt. Ihr Erstlingsroman ist ein weiterer Beleg dafür.

Ihr Vater, dem sie das Buch gewidmet hat, ist leider vor dem Erscheinen des Romans Die erste Matrjoschka verstorben.

Wir haben unserer Ex-Kollegin einige Fragen gestellt.

Wann und wie hattest Du die Idee zu dem Buch?

Irene Binal:

Die Idee ist wirklich sehr, sehr alt und basiert auf einem Traum, den ich irgendwann in den Neunzigern hatte. Damals schrieb ich diesen Traum auf und machte daraus eine ziemlich schlechte Kurzgeschichte. In den darauffolgenden Jahren habe ich an dieser ziemlich schlechten Kurzgeschichte immer mal wieder herumgebastelt, es kamen Figuren dazu, wie etwa Lilian, es kamen Motive dazu, wie etwa das Messer, aber im Grunde ist es eine ziemlich schlechte Kurzgeschichte geblieben. Eigentlich hatte ich nie konkret vor, daraus etwas Längeres zu machen und ich hatte mit der ganzen Sache mehr oder weniger abgeschlossen, als mein Vater die Geschichte im Jahr 2008 plötzlich lesen wollte. Er sagte dann zu mir: “ja, das ist wirklich eine nicht sehr gute Kurzgeschichte, aber das Thema ist interessant, daraus solltest du etwas machen!” Daraufhin setzte ich mich Ende 2009 dann hin und sagte mir: jetzt schreibe ich das Ganze ein allerletztes Mal um, damit ich’s endlich ganz und gar los bin. Und plötzlich gewann der Stoff ein Eigenleben, die Hintergründe wurden deutlich, und ich kam in den berühmten “Flow”, der Text wurde länger und länger, und ich dachte erstmals, dass das tatsächlich ein Roman werden könnte. Was es ja schließlich auch geworden ist. Im Grunde kann man also sagen, dass ich an dem Buch fast 20 Jahre gearbeitet habe, aber der entscheidende Anstoß kam von meinem Vater und deshalb ist der Roman auch ihm gewidmet.

Warum schreibst Du aus der Perspektive eines jungen Mannes und nicht einer Frau?

Irene Binal:
Das kann ich gar nicht so richtig beantworten. Die Frage hat sich mir nie gestellt, es war immer vollkommen klar, dass es einen Erzähler gibt und dass dieser Erzähler ein junger Mann ist. Vielleicht lag das daran, dass der zugrundeliegende Traum so strukturiert war, ich träumte aus der Perspektive eines jungen Mannes, also musste der Text genau so erzählt werden. Außerdem arbeite ich ganz generell lieber mit männlichen Figuren, mit den weiblichen habe ich viel mehr Probleme; tatsächlich war Lilian im Text eine der größten Schwierigkeiten, sie hatte lange kein rechtes Profil und blieb schrecklich blass. Warum das so ist, weiß ich nicht, aber jedenfalls waren mir Nick und der Erzähler immer näher als Lilian. Übrigens hatte ich auch mal versucht, dem Erzähler einen Namen zu geben, aber das klappte überhaupt nicht, also blieb er namenlos :-)

Welches sind Deine neuen Projekte? Hast Du schon ein neues Buch angefangen?

Irene Binal:
Nachdem ich für diesen Roman rund 20 Jahre gebraucht habe, kann ich mir mit dem nächsten ja wirklich Zeit lassen, bis ungefähr 2030. Nein, es gibt kein konkretes neues Projekt, es gibt eine ungeheuer vage Idee, die vielleicht mal was wird und vielleicht auch nicht, aber ich will mich da nicht festnageln lassen. Wenn dieser Roman mein einziger bleibt, soll’s mir auch recht sein. Ich würde sehr gerne wieder in den “Flow” kommen, weil das ein ganz sensationelles und ungeheuer beglückendes Gefühl ist, aber das lässt sich halt nicht planen und vielleicht passiert es nie wieder. Insofern: warten wir’s ab.

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