Zuerst war es nur Satire, doch inzwischen könnte Tabarnia ein politisches Projekt werden, das den Unabhängigkeitsbefürwortern in Katalonien ein Dorn im Auge ist.
Kennen Sie Tabarnia? Die zunächst nur scherzhaft gebrauchte Bezeichnung für zwei Regionen, die sich mehrheitlich gegen die Unabhängigkeit von Katalonien ausgesprochen haben, indem dort die Liberalen von “Ciudadanos” zur stärksten politischen Kraft wurden – stärker als die Befürworter der Unabhängigkeit zusammen. 120 000 Mal wurde allein an einem Tag #Tabarnia auf Twitter erwähnt. Eigentlich ist Tabarnia eine Art “Kunstname” für die Regionen Barcelona und Tarragona zusammen.
Die Bewegung “Barcelona is not Catalonia”, die ihre eigene Internetseite hat, hatte zunächst im Scherz einen Gegentrend zu “Catalonia is not Spain” erschaffen wollen. Dann wurden die Bewegung und ihre Internet-Petition immer erfolgreicher.
Auf einmal war #Tabarnia weltweit auf Twitter Trending Topic.
¡Viva Tabarnia! pic.twitter.com/flRNXpCdBJ
— ᴹᴵᴿᴬᴺᴰᴼ⚜️ ?♥Ƹ̴Ӂ̴Ʒ (@fav_rt_com__) 26. Dezember 2017
Bei den Regionalwahlen vom 21. Dezember 2017 kommen die Unabhängigkeitsbefürworter zusammen zwar auf die absolute Mehrheit der Sitze, aber tatsächlich sind durch das in Katalonien geltende Wahlrecht die ländlichen Gegenden im Landesinneren im Vorteil – im Vergleich zu den Städten.
Die Initiatoren der Petition für Tabarnia machen sich die Argumente der Unabhängigkeitsbefürworter zu eigen. Sie sagen, dass die Städte im Vergleich zum Land viel mehr Steuern bezahlen und dass die “reichen Städte” das “arme Land” mitfinanzieren.
Auch der Chef der Partei “Ciudadanos” Albert Rivera – der aus Katalonien kommt, aber inziwschen in Madrid Politik macht – twitterte eine Karte von Tabarnia. Er schrieb: “Wenn die Nationalisten das inexistente Recht auf Spaltung erheben, kann das jeder tun. Mir sind Unterschiedlichkeit und Union lieber.”
Die Wahlgewinnerin Inès Arrimadas von “Ciutatans”, dem katalanischen Arm von “Ciudadanos”, sieht in Tabarnia ein weiteres Zeichen für die Vielfalt Kataloniens, die die Nationalisten und Befürwortet der Unabhängigkeit ihr zufolge unterschätzen.
Si los nacionalistas alegan el inexistente derecho a dividir, cualquiera puede hacerlo. Prefiero diversidad y unión. https://t.co/sHEn2ZL2oF
— Albert Rivera (@Albert_Rivera) 26. Dezember 2017