EU will transparentere Arbeitsbedingungen schaffen

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In Europa gibt es wieder mehr Jobs. Allerdings ist eine von 4 Stellen ein Teilzeitjob oder Auftragsarbeit. Real Economy hat nachgefragt.

**Wussten Sie, dass eine von vier Stellen in Europa jetzt ein Teilzeitjob oder Auftragsarbeit ohne garantierte Arbeitszeiten ist? Das heißt, dass viele von uns nicht wissen, wann und für wie lange wir arbeiten werden.
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Doch es wird neue Regelungen geben, die diesen Veränderungen unseres Arbeitsalltags Rechnung tragen. Dadurch könnte rund 2-3 Millionen Menschen - von Chauffeueren bis hin zu Hausangestellten und Menschen mit Kurzverträgen auf diese Weise geholfen werden.

Für insgesamt 200 Millionen Europäer könnte es transparentere Arbeitsbedingungen geben, von einigen Ausnahmen für Selbstständige und Geringbeschäftigte abgesehen. Warum müssen die derzeitig gültigen Regelungen überhaupt überholt werden?

Die Bedingungen auf dem europäischen Arbeitsmarkt haben sich seit der Finanzkrise verändert und neue oft prekäre und unvorhersehbare Arbeitsbedingungen geschaffen. Fanny Gauret berichtet darüber aus Spanien.

In Barcelona arbeitet Miriam Feu für eine internationale Organisation, die soziale- und Wiedereingliederungsdienste anbietet. Sie hat gerade eine lokale Studie zu prekären Beschäftigungsverhältnissen veröffentlicht.

Laut Miriam dauern mehr als ein Viertel aller Verträge heutzutage eine Woche oder weniger: "Wir befinden uns in einer Situation, in der uns Leute aufsuchen, obwohl sie eine Arbeit haben. Das sind Menschen, die ohne Vertrag arbeiten. Oder die einen Vertrag mit einer extrem kurzen Arbeitsdauer haben. Oder Menschen, die ungewollt Teilzeit arbeiten oder sogenannte 'Scheinselbständige' sind."

Diese Menschen in prekären Beschäftigungsverhältnissen - mit geringen Gehältern bis hin zu Verträgen auf Abruf, sind Teil von mehr als 1 Million neuen Arbeitsplätzen, die seit der letzten spanischen Arbeitsreform im Jahr 2012 geschaffen wurden.

Prekäre Arbeitsverhältnisse in Spanien

In Europa steht Spanien an zweiter Stelle, wenn es um befristete Arbeitsverträge geht.

So wie Mariano, der sich seit mehreren Jahren mit befristeten Verträgen über Wasser hält. Inzwischen hat er einen regelmäßigen Arbeitgeber gefunden, lebt aber noch immer in Unsicherheit: "Ich arbeite seit 9 Monaten hier, aber es stimmt schon, dass es mühsam ist, da ich jeden Monat einen neuen Vertrag bekomme. Bis zum Ende des Vertrags, am letzten Tag des Vertrags bis zu letzten Minute weiß ich nicht, ob ich im nächsten Monat noch arbeite."

Mariano hat Hilfe bei der Caritas gefunden. Für Las Kellys ist Geschlossenheit Stärke. Heute präsentiert diese Vereinigung von Zimmermädchen einen preisgekrönten Kurzfilm, der schwierige Arbeitsbedingungen zeigt. Die Arbeitnehmerinnen unterstützen sich gegenseitig, um mehr Stabilität und Anerkennung zu bekommen.

Silvia Carrió Amat ist Zimmermädchen und Mitglied bei "Las Kellys": "Manchmal schließen sie Reinigungsverträge ab, die günstiger sind als Zimmermädchen. Sie kümmern sich um 30 oder 35 Zimmer und nicht wie die Zimmermädchen um 25. Sie bekommen 1,50 Euro oder 2,50 Euro."

Ein Problem mit dem Arbeitnehmer und Firmen in Europa konfrontiert sind: Wie kann man ein Gleichgewicht zwischen einem flexiblen Arbeitsmarkt und dem Arbeitnehmerschutz finden?

Núria Gilgado arbeitet für UGT:  "Etwas falsch zu machen, kostet den Arbeitgeber nicht viel, eine kleine bürokratische Strafe, die nicht viel Geld kostet. Wenn wir einen regulatorischen Rahmen hätten, mit den gleichen, homogenen Bedingungen für alle, würde das auch die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen regulieren, die keine Arbeitsbedingungen oder Löhne vermarkten könnten."

Ein Hut als Symbol für Sicherheit

Euronews: "Ich möchte herausfinden, wie Unternehmen und Arbeitnehmer die Spielregeln mit den vorgeschlagenen neuen Regeln harmonisieren könnten ... wer könnte das besser erklären als Enrique Calvet Chambon, der für das Europäische Parlament die Schutzbestimmungen koordiniert. Herr Calvet Chambon, Sie sollten uns ein Objekt mitbringen, das symbolisiert, was Menschen in prekären Jobs auf dem heutigen Arbeitsmarkt brauchen. Was haben Sie uns mitgebracht?"

Chambon: "Ich habe einen Hut mitgebracht. Denn er ist natürlich ein Symbol für Sicherheit. Hüte schützen das Gehirn und die Seele. Wir müssen mehr für den Schutz der Arbeiternehmer, jeglicher Arbeitnehmer, und auch für den Schutz ihrer Würde einsetzen."

Euronews: Stichwort "Würde": Lassen Sie uns unsere Zuschauer über die neuen Regelungen, die wir gleich diskutieren werden, informieren.

Real Economy | New Workers Rights

Was sehen die vorgeschlagenen Regelungen vor?

Die vorgeschlagenen Regelungen sehen vor, dass die EU basierend auf dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs definiert, welche Menschen als Arbeitnehmer gelten, zum Vorteil für 2-3 Millionen Arbeitskräfte für Online-Plattformen und solche mit Null-Stunden-Verträgen, die durch derzeitige Regelungen nicht geschützt sind.

Wenn sie von den Mitgliedstaaten angenommen werden, hätten zwischen 5 und 31 Millionen Menschen das Recht, von ihrem ersten Arbeitstag an schriftlich oder per E-Mail Auskunft über ihre Arbeitszeiten zu erhalten.

4 bis 6 Millionen Arbeitnehmer könnten dadurch neue Mindestrechte erwerben: Zum Beispiel zu wissen, welche Stunden sie arbeiten werden. Probezeiten würden nicht länger als 6 Monate sein.

Arbeitnehmer hätten das Recht, auch für andere Arbeitgeber tätig zu sein und könnten stabilere Beschäftigungsverhältnisse fordern, und eine schriftliche Antwort von Arbeitgebern erhalten.

Und schließlich - das Recht auf geforderte Weiterbildungen, ohne dass die Kosten vom Gehalt des Arbeiternehmers abgezogen werden.

Wie tragen die neuen Regelungen zum Schutz der Arbeitnehmer in nicht-standardmäßigen Beschäftigungsverhältnissen bei?

Euronews: Wie würden sie einen Arbeitnehmer definieren, denn es scheint große Diskussionen zu diesem Thema zu geben?

Chambon: "Diese Diskussion sollte vor allem Menschen helfen, die keinem standardmäßigen Arbeitsverhältnis stehen, als in Kurzzeit oder auf Abruf, usw."

Euronews: Wie trägt der Hut zum Schutz dieser Menschen bei?

Chambon: "Stellen Sie sich vor, wir behalten diesen Null-Stunden-Vertrag. Wenigstens kann nicht von ihnen verlangen, dass wie Festangestellte behandelt werden. Sie müssen eine Vorstellung haben, welche Arbeitsstunden es sein würden."

Euronews: Das bringt uns zu einem interessanten Punkt, ob die Unternehmen mitspielen werden. Denn sie beschweren sich, dass es noch mehr Bürokratie geben wird es und auf höhere Kosten hinausläuft.

Chambon:  Nun, sie verteidigen ihre Position.

Euronews:  Sie sind die Arbeitgeber.

Chambon: "Ja, sie sind die Arbeitgeber. Natürlich werden sie an ihrem Ende des Seils ziehen und sagen, dass es zu teuer ist. Der Demokratie wurde schon immer nachgesagt, dass sie das teuerste System der Welt ist. Es hat nachweislich mehr Vorteile als alle anderen Systeme hervorgebracht. Für KMUs, ich kann nicht vorhersagen, ob sie mit einbezogen werden, aber ihre Schwierigkeiten und ihre Bedürfnisse werden berücksichtigt. Für große Firmen, sind diese Kosten...nein, es ist lediglich eine Aktualisierung dessen, was sie schon tun."

Euronews:  Wie schaffen Sie gleiche Wettbewerbsbedingungen - um sicherzustellen, dass die Arbeitnehmer am Ende des Tages geschützt sind?

Chambon: "Als erstes muss man die Grundrechte klar aufs Papier bringen, damit es kein Chaos gibt. Zweitens müssen wir diese Regeln verbessern und durchsetzen. Dabei spielen die Gewerkschaften und Aufsichtsbehörden eine entscheidende Rolle. Drittens kommt es auf die Verhandlungsführung an- der soziale Dialog für diese neuen Sektoren sollte verbessert werden. Es ist ein langer Prozess - ich erwarte nicht so viele Unterschiede zwischen Ost und West. Vielleicht zwischen Norden und Süden, weil die Arbeitsmärkte sehr unterschiedlich sind. Das Rolle der Gewerkschaften ist ebenfalls sehr unterschiedlich."

Vielen Dank für Ihre Erläuterungen und dass Sie bei uns waren. Schalten Sie das nächste Mal bei Real Economy ein, wenn wir herausfinden wollen, wie es um Europas wirtschaftliche Erholung steht.

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