"Stille Revolution" in Irland

Eine Aktivistin in Dublin
Eine Aktivistin in Dublin Copyright REUTERS/Max Rossi
Von Christoph Wiesel mit DPA
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Das Ergebnis fällt am Ende wohl doch deutlicher aus als gedacht: Fast 70 Prozent der Iren haben sich laut Prognosen für eine Lockerung des Abtreibungsverbots ausgesprochen.

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Am Ende fällt das Ergebnis deutlicher aus als gedacht: Fast 70 Prozent der Iren haben sich nach Auszählung fast aller Wahlkreise für eine Lockerung des Abtreibungsverbots ausgesprochen - eine Zeitenwende im katholisch geprägten Irland. Damit ist der Weg frei für eine teilweise Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen.

Für Unterstützer der Ja-Kampagne ist es ein großartiges Ergebnis: "Überglücklich, überwältigt. Darauf habe ich so lange gewartet“, sagte eine Aktivistin in Dublin. "Ich habe 1983 abgestimmt und es ist einfach ein riesiger Sieg für Frauen, für Männer, für die künftige Generation. Es sind einfach wundervolle Neuigkeiten." Eine andere sagte: "Wir beginnen damit, das Unrecht in der irischen Geschichte zu korrigieren."

Die Gegner der Abstimmung sprachen von einer "Tragödie historischen Ausmaßes". Etwas Unrechtes werde nicht einfach dadurch richtig, dass eine Mehrheit dafür sei.

Irlands Premier lobt "stille Revolution"

Irlands Ministerpräsident Leo Varadkar begrüßt das sich abzeichnende Ja beim Referendum zur Lockerung des strikten Abreibungsverbots in seinem Land. "Was wir heute sehen, ist der Höhepunkt einer stillen Revolution, die in Irland in den vergangenen 10 bis 20 Jahren stattgefunden hat", sagte Varadkar dem irischen TV-Sender RTE am Samstag.

"Die Menschen haben gesagt, dass wir eine moderne Verfassung für ein modernes Land wollen." Die Abstimmung zeige, dass die Menschen in Irland Frauen respektierten.

Bisher strenges Abtreibugsverbot

Im katholisch geprägten Irland galt bisher eines der strengsten Abtreibungsverbote der Europäischen Union. Wer dagegen verstieß, konnte mit bis zu 14 Jahren Gefängnis bestraft werden. Selbst nach einer Vergewaltigung war ein Schwangerschaftsabbruch untersagt. Tausende irischer Frauen reisten jährlich nach Großbritannien und in andere Länder, um Abtreibungen vornehmen zu lassen.

Mehr als 168 700 Schwangere ließen von 1980 bis 2016 den Eingriff in Großbritannien vornehmen. Das geht aus britischen Statistiken hervor, für die die Heimatadressen der behandelten Frauen ausgewertet wurden. Auch in anderen Ländern - etwa in den Niederlanden - lassen Irinnen abtreiben. Jedoch sind die Zahlen niedriger.

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