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5 Jahre nach Alan Kurdi: Flüchtlingskinder sind noch schlimmer dran

Syrian children sleep in a park in Belgrade, Serbia
Syrian children sleep in a park in Belgrade, Serbia Copyright Santi Palacios/AP
Copyright Santi Palacios/AP
Von Alice TideyEuronews
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Was hat sich seit dem Tod von Alan Kurdi für Flüchtlingskinder geändert. Einem Bericht zufolge nicht viel - für viele von ihnen habe sich die Situation sogar noch verschlechtert.

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Am 2. September 2015 wurde der Flüchtlingsjunge Alan Kurdi tot an die türkische Küste gespült - ein Bild das sich ins Gedächtnis brannte. Fünf Jahre später steht es noch schlechter um Flüchtlingskinder - so ein Bericht der Hilfsorganisation "Save the Children".

Das Bild des toten 3-Jährigen ging um die Welt - und entfachte die Diskussion neu - auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise. Der Junge war im Mittelmeer ertrunken, als er und seine Familie mit einem Schlauchboot versuchten, nach Europa zu kommen. 

"Sein Ertrinken sollte neue Maßnahmen zum Schutz von Migranten- und Flüchtlingskindern erwirken. Stattdessen sind sie heute, fünf Jahre später, oft schlechter dran", so der Bericht.

Besonderes Risiko für Kinder: Europas Außengrenze

Die Hilfsorganisation schätzt, dass in dieser Zeitspanne mehr als 210.000 allein reisende Kinder nach Europa kamen - und nicht weniger als 700 bei diesem Versuch starben. Die größte Gefahr für sie bestehe demnach an den Außengrenzen Europas - genau da, wo auch Alan Kurdi sein Leben verlor.

2016 hatte die Europäische Union mit der Türkei ein viel kritisiertes Abkommen geschlossen, mit dem der Zulauf an Flüchtlingen gestoppt werden sollte, im Gegenzug dafür erhält die Türkei finanzielle Unterstützung in Milliardenhöhe. 

Das Flüchtlingsabkommen mit Türkei, die EU-Unterstützung der libyschen Küstenwache und einem harten Durchgreifen bei Such- und Rettungsaktionen hat demnach dazu geführt, dass viele der Flüchtlingskinder in Ländern wie Marokko, Libyen, Bosnien-Herzegowina und der Türkei stranden - dort, wo "Zugang zu internationalem Schutz sehr begrenzt ist oder gar nicht existiert".

Kaum noch Flüchtlingsstatus für Minderjährige

Zudem sitzen mindestens 10.000 Kinder auf griechischen Inseln fest, und das unter schwierigen und oft "unmenschlichen Bedingungen". 60 Prozent von ihnen sind unter 12 Jahre alt.

Doch selbst die Minderjährigen, die es schaffen, Asylanträge in Europa zu stellen, stehen vor großen Hürden - nur wenige von ihnen erhalten Flüchtlingsstatus. 

"Finnland, Schweden, Norwegen und Deutschland haben neue Beschränkungen eingeführt, die Kindern den Zugang zu Asyl oder die Verlängerung ihrer Aufenthaltsgenehmigung erschweren. Viele erhalten befristete Genehmigungen oder Duldungsstatus, aber die Dauer ihres Aufenthalts wurde erheblich verkürzt und die Anerkennungsraten sind gesunken", schreibt "Save the Children" in seinem Bericht.

Zunehmend längere "Verwahrung" von Kindern

Darüber hinaus haben mehrere Länder Maßnahmen eingeführt, die die "Verwahrung" von Kindern ermöglichen.

Auf europäischer Ebene können die vorgesehenen Grenzprozeduren dazu führen, dass Kinder und Familien zunehmend länger in Gewahrsam genommen werden. In Griechenland können Kinder durch eine "vorübergehende Schutzhaftmaßnahme" inhaftiert werden.

In Spanien ermöglichen neue Strukturen an Ausschiffungspunkten die de facto Festnahme von Kindern für 72 Stunden oder länger, in Norwegen und Schweden werden Kinder im Rahmen von Abschiebungsverfahren in Gewahrsam genommen. In Deutschland sind es die sogenannten AnkER-Zentren, in denen die Kinder in ihrer Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt werden. 

Gewalt gegen Kinder an der Grenze

Ein weiterer "beunruhigender Trend", der von der "Save the Children" aufgezeigt wird, ist der zunehmende Einsatz Gewalt durch Polizei oder Grenzbeamte, um die Kinder aufzuhalten oder zurückzudrängen. 

Fast die Hälfte der 860 Kinder, die 2018 allein unterwegs waren, gaben an, dass Polizei oder Grenzschutz Gewalt angewendet hatte, um sie vom Überqueren der Grenze abzuhalten. Die meisten dieser Vorfälle fanden an der Grenze zwischen Kroatien und Serbien statt. Im Jahr 2019 machte offenbar mehr als ein Drittel der Kinder, die auf der Westbalkanroute reisten, diese Erfahrung.

Für die Hilfsorganisation "hat die starke Zunahme von migrantenfeindlichen Gefühlen und radikalem Rechtspopulismus" tiefgreifende Auswirkungen auf Gesetze gehabt und zu Kontroll- und Sicherheitsmaßnahmen geführt, die Kinder unverhältnismäßig stark betreffen, egal ob sie allein oder mit ihren Familien reisen.

Nicht zufällig hat die Hilfsorganisation den Bericht am Todestag von Aylan Kurdi veröffentlicht. Er fällt auch in eine Zeit, in der die EU-Kommission neue Vorschläge zur Migrations- und Asylreform vorlegen will. Die Hilfsorganisation fordert die EU-Mitgliedsstaaten auf, die (vorübergehende) Inhaftierung von Kindern bei der Einwanderung zu beenden und die Asyl- und Familienzusammenführungsverfahren für Kinder zu beschleunigen.

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