Endspurt im US-Wahlkampf: "Trumps Basis ist geschrumpft"

Unterstützer von Donald Trump bei einer Kundgebung in Michigan am 1. November
Unterstützer von Donald Trump bei einer Kundgebung in Michigan am 1. November Copyright Evan Vucci/Copyright 2020 The Associated Press. All rights reserved
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Von Andy Roesgen mit Euronews
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Euronews-Reporter Andy Roesgen hat in den USA die Schlussspurt-Kampagnen beider Präsidentschaftskandidaten unter die Lupe genommen. Dabei zeigten sich gewaltige Unterschiede auf, die auch die gesellschaftliche Kluft im Land eindrucksvoll wiederspiegeln.

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Die Schlussoffensive im US-Wahlkampf hat es in sich. Die Lager der beiden Kandidaten könnten nicht nur politisch, sondern auch stimmungsmäßig kaum unterschiedlicher sein. Das hat Euronews-Reporter Andy Roesgen während seiner Tour durch den Staat Wisconsin festgestellt.

Während Anhänger von Amtsinhaber Donald Trump gerne in großen Gruppen zusammenkommen, feiern, lautstark den Namen ihres Favoriten skandieren, und generell Zurückhaltung nur beim Tragen von Mund-Nasenschutz an den Tag legen, herrschen Nüchternheit und Ruhe im Wahlkampfbüro des demokratischen Kandidaten Joe Biden. Auch in der Außenwirkung setzt man auf schlichte rot-blaue Banner, die noch nicht einmal das Antlitz von Biden zieren.

"Trump-Basis ist geschrumpft"

Wie kommt es also, dass eine Umfrage nach der anderen zeigt, dass Trump die Wahl verlieren wird?

Paru Shah ist Professorin für Politikwissenschaft an der Universität Wisconsin-Milwaukee: _"Er führt weiter Wahlkampf an der Basis. Aber diese Basis ist geschrumpft."
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Die Politikwissenschaftlerin prophezeit, Trumps Weg zum Sieg werde diesmal steiniger sein: _"Trump muss seine gesamte Basis mobilisieren. Biden arbeitet daran, dass alle Nichtwähler und Wahlmüden, aus welchem Grund auch immer sie das sind, diesmal verstehen, dass sie mitmachen müssen."
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"Zermürbte Demokraten"

Mehrere Biden-Anhänger sagen gegenüber Euronews, sie seien nach vier Jahren Trump zu geschwächt oder erschöpft für Wahlkampf und Kundgebungen. Ihre verbliebene Energie reiche gerade noch so für die Stimmabgabe.

Einer der Biden-Unterstützer ist Kevin Sole: "Ich glaube, die Demokraten sind von Trump einfach zermürbt worden und haben ihn satt. Wir sind deshalb weniger leidenschaftlich."

Und wenn sich die Umfrage-Ergebnisse nicht bestätigen, wie es schon der Fall war bei der Präsidetschaftswahl vor vier Jahren? Damals hatte Hillary Clinton das Nachsehen.

Ken Brown ist Trump-Anhänger und Mitglied der "Wisconsin Republicans": "Viele Trumper, viele Republikaner, scheren sich nicht um Umfragen."

"Enthusiasmus wird den Unterschied machen"

Einige Meinungsforscher haben ihre Methoden geändert, um Umfragen präziser zu machen. Ken Brown analysiert Stimmungsbilder für die Republikaner und hat einen Trump-Trumpf ausgemacht: _"Der Enthusiasmus der Wähler wird den Unterschied machen. Er spielt Trump in die Hände."
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Aber im Hauptquartier der Demokraten in Wisconsin können die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen die schmucklosen Biden-Banner gar nicht schnell genug anfertigen. Sie finden reißenden Absatz. Und das könnte etwas bedeuten.

Dawn Martin ist eine der freiwilligen Helferinnen in dem Büro: "So eine Nachfrage hab ich noch nicht erlebt. Wahrscheinlich, weil es keine Kundgebungen mehr gibt. Aber vielleicht wollen die Leute einfach ihre Haltung öffentlich ausdrücken."

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