Am Flughafen in Kabul spielen sich dramatische Szenen ab. Verzweifelte Menschen stürmen auf das Rollfeld, klammern sich an Fluggastbrücken oder verstecken sich im Fahrwerk parkender Maschinen.
Am Flughafen in Kabul spielen sich dramatische Szenen ab. Seit dem Marsch der Taliban auf Kabul und der Machtübernahme im Präsidentenpalast versuchen Tausende Afghanen das Land zu verlassen – per Flugzeug.
Die Verzweiflung der Menschen ist so groß, dass sie am Kabuler Flughafen über Mauern klettern, um auf das Rollfeld zu gelangen, sich an Fluggastbrücken klammen oder im Fahrwerk der parkenden Maschinen verstecken.
Zeitweise konnten Flugzeuge nicht abheben, da sich zahlreiche Menschen auf der Startbahn befanden. Das US-Militär gab Warnschüsse ab. Drei Menschen sollen zu Tode gekommen sei, ob durch Schüsse oder ob sie in der Panik zu Tode getrampelt worden sind, ist nach unterschiedlichen Berichten unklar.
In den sozialen Medien geteilte Videos sorgen für Entsetzen, die zeigen sollen, wie Menschen aus beträchtlicher Höhe von einem Militärflugzeug fallen. Es wurde gemutmaßt, dass die Menschen sich im Bereich der Flugzeugräder der Militärmaschine versteckt hatten. Diese Angaben konnten bislang nicht unabhängig verifiziert werden.
Leichen fallen auf die Dächer von Kabul
Ein Mann, der in der Nähe des Flughafens lebt, schrieb der Deutschen Presse-Agentur auf Facebook, auf einem benachbarten Dach sei eine dieser Personen gelandet. Es habe gekracht, als habe es eine Explosion gegeben, schrieb der Mann. Er teilte Bilder und Videos der Leiche und sagte noch drei weitere Männer seien in der Nachbarschaft gefunden worden.
Dieses Video auf Twitter soll zeigen, wie Menschen, die sich verzweifelt an die startenden Maschinen geklammert haben, nach dem Start zu Boden stützen.
Der zivile Flugverkehr wurde gestern bereits unterbrochen und ist am Morgen komplett eingestellt worden. Raus kommt jetzt nur noch, wer einen der wenigen Plätze der Evakuierungsflüge, zum Beispiel der Amerikaner, ergattert.
Das US-Militär hat 800 Menschen an Bord einer Frachtmaschine ausgeflogen.
Deutschland brachte sein Botschaftspersonal in einen militärisch gesicherten Bereich am Flughafen Kabul, ehe damit begonnen wurde, sie außer Landes zu bringen. Der Schweizer Außenminister Ignazio Cassis teilte mit, drei Bedienstete des Kabuler Büros der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit seien ausgeflogen worden, man arbeite mit Hochdruck daran, das Lokalpersonal - so wörtlich - "unter schwierigsten Umständen" zu evakuieren.
Mittlerweile ist der Luftraum über Afghanistan fast vollständig verwaist, eine Ausnahme bildete eine Maschine der Fluggesellschaft Turkish Airline, die in Kabul kurz nach 13 Uhr Ortszeit in Richtung Istanbul abhob.
Die US-Armee setzt eine rund 6000-köpfige Truppe ein, um Landsleute - und auch Militärhunde - in Sicherheit zu bringen.
Die britische Luftwaffe schickte eine Maschine mit einer Kampfeinheit, die die Außerlandesbringung britischer Staatsangehöriger gewährleisten soll.