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Drei Tage des Horrors: Warten auf die Ausreise aus Kabul

Drei Tage des Horrors: Warten auf die Ausreise aus Kabul
Copyright AP Photo
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Von Euronews
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Ein Afghane berichtet, wie er die nervenzehrenden Stunden vor der Ausreise erlebt hat. Nicht jeder hat das Glück, dann doch noch rauszukommen aus Afghanistan.

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Am Flughafen in Afghanistans Hauptstadt Kabul haben in den vergangenen Tagen Tausende auf eine Ausreisemöglichkeit gewartet. Der Weg dorthin: gefährlich, die Unsicherheit hoch, ob man einen der begehrten Plätze in einem Flugzeug bekommt. Doch immer wieder schaffen es Menschen an Bord und damit in Sicherheit – nicht nur Bürger westlicher Nationen, sondern auch Afghanen.

M. ist einer von ihnen. Er möchte unerkannt bleiben. In Afghanistan hat er unter anderem für die italienische Botschaft gearbeitet.

"Ich habe zu meiner Familie gesagt: Wir müssen zum Flughafen, unser Leben ist in Gefahr", erzählt M. im Gespräch mit Euronews. "Wenn die Taliban mich finden, bringen sie mich um, immerhin habe ich für die Italiener gearbeitet, für die italienische Botschaft. Ich sagte: Wir müssen hier raus. Dann habe ich alle meine Papiere verbrannt, ich habe nichts zurückgelassen."

M. und seine Familie haben nur das Nötigste mitgenommen, alles andere, was sie hatten, ist verloren. Drei Tage warteten sie am Flughafen, dann konnten sie endlich in ein Flugzeug einsteigen. M. erinnert sich an die Tage und Stunden vor dem erleichternden Moment: "Die Menschen haben sich vor dem Haupttor versammelt. Plötzlich hat meine Frau die Kontrolle über unsere Tochter verloren, die daraufhin auf den Boden fiel. Die Menschen trampelten auf ihr herum, zum Glück blieb sie unverletzt. Am darauffolgenden Tag mussten sie in der Sonne warten. Sie hatten nichts zu trinken oder zu essen. Meine beiden Söhne wurden ohnmächtig."

M. ist aus Pandschschir, dem letzten Gebiet, das sich der Taliban-Herrschaft noch erfolgreich widersetzt. Seine Eltern leben immer noch dort. Das kann für M. zum Problem werden, wenn die Taliban seine Identität herausfinden und von seiner Flucht erfahren.

"Sie könnten meine Eltern gefangennehmen und ihnen drohen: Wenn euer Sohn nicht zurückkommt, töten wir euch", sagt M., "dann würde ich zurück nach Afghanistan gehen, um meine Eltern zu retten. Ich habe keine Angst vor dem Tod."

Psychologische Hilfe vor den Toren des Flughafens

Das Warten auf die Evakuierung macht den Menschen zu schaffen, manche verzweifeln daran. Die Hilfsorganisation Pangea hilft bei der Evakuierung. Und sie steht denen zur Seite, die bisher noch nicht drangekommen sind.

"Die Menschen vor dem Flughafen sind in einem Schockzustand", erzählt der Präsident von Pangea Onlus, Luca Lopresti, "sie bitten uns telefonisch um Hilfe. Wir betreuen sie psychologisch, damit sie handlungsfähig bleiben und nicht aufgeben. Wir ermuntern sie, sagen ihnen, dass sie es schaffen, dass sie nicht weinen sollen, sondern lieber rennen, um sich selbst zu retten."

Die Organisation hat sich vor allem für Frauenrechte in Afghanistan eingesetzt. Zehntausenden Frauen hat sie geholfen, jetzt reisen auch ihre Mitarbeiter nach und nach aus. Die Hoffnung bleibt, dass ihre Arbeit noch nachwirkt, dass die Menschen ermutigt sind, sich den Taliban entgegenzustellen.

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