Michail Gorbatschow 1931-2022: An ihm scheiden sich die Geister

Michail Gorbatschow mit Erich Honecker
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Von Euronews
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Michail Gorbatschow 1931-2022: Im Westen geehrt, im Osten steht er (auch) für den Zerfall der Sowjetunion.

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Sein politisches Lebenswerk ist ganz eng mit der deutschen Wiedervereinigung verbunden – Michail Gorbatschow. An ihm scheiden sich bis heute die Geister – im Westen der gefeierte Politiker, der das Ende des Kalten Kriegs einleitete – im Osten gilt er als der Mann, unter dem die Sowjetunion zerfiel.

Mit 21 Jahren tritt er in die Kommunistische Partei der Sowjetunion ein. Sein Aufstieg ist rasant. Im März 1985 ist Gorbatschow auf seinem politischen Höhepunkt angelangt: Im Alter von 54 Jahren wird er der neue Generalsekretär. Und reformiert das Land: Seine Programme Perestroika und Glasnot stehen für mehr Pressefreiheit, Demokratie und erleichterte Reisebestimmungen.

Tschernobyl und der Mangel an Transparenz

Aber an Transparenz mangelt es noch immer in der Sowjetunion. Als in Tschernobyl beim Kernreaktor der Gau eintritt, dauert ein Schuldeingeständnis

Gorbatschows ganze 19 Tage. Etliche Menschen sterben auch in den kommenden Jahren an den Folgen der radioaktiven Strahlung.

Ein Jahr später gelingt Gorbatschow im Kalten Krieg ein Meilenstein. Mit US-Präsident Ronald Reagan unterzeichnet er einen Abrüstungsvertrag in Washington.

Der Rückzug von Langstreckenraketen setzt seine aussenpolitische Entspannungspolitik fort.

Der Fall der Mauer

Im Oktober 1989 ist Gorbatschow Gast bei den 40-Jahrsfeierlichkeiten in der DDR. Zu diesem Zeitpunkt ahnt niemand, dass einen Monat später die Mauer fallen soll.

Im Baltikum ist Goratschow rigoroser. Im Januar 1991 werden Rufe nach Unabhängigkeit in Litauen laut. Die Demonstrationen werden blutig unterdrückt - 13 zivile Opfer sind zu beklagen.

"Ich würde vieles ähnlich machen"

1991 wird für Gorbatschow und die Sowjetunion ein einschneidendes Jahr. Ein Putschversuch im August gegen ihn scheitert zunächst – am 25. Dezember tritt er dann selbst zurück. 4 Tage zuvor hatte sich die Sowjetunion mit Jahresende faktisch aufgelöst. Russischer Präsident wird Boris Jelzin.

So umstritten er heute in Russland ist, so entscheidend war Gorbatschow für das Ende des Kalten Krieges - und für eine friedliche Welt. Dafür wird er schließlich mit dem Friedensnobelpreis geehrt. Mit seinem politischen Lebenswerk war Gorbatschow bis zuletzt selbst im Reinen, der von sich selbst sagte: "Manche Leute sehen in Gorbatschow einen weichen Mann. Ist es nicht überraschend, dass so ein weicher Mann in 6 Jahren so viel verändert hat? Ich habe gute Entscheidungen getroffen. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich vieles ähnlich machen - nur die Fehler würde ich abstellen."

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