Nach dem Hamas-Angriff richtet sich die internationale Aufmerksamkeit derzeit stark auf Israel. Nicht nur aus Kiew kommen mahnende Worte, darüber die Unterstützung für die Ukraine nicht zu vergessen.
Die östlichen Landesteile der Ukraine sind in den vergangenen 24 Stunden erneut unter russischen Beschuss geraten. Dabei seien insgesamt sechs Menschen getötet worden, teilten die ukrainischen Behörden mit.
In der Region Cherson wurden bei schwerem Beschuss am Wochenende zwei Menschen getötet und drei weitere verletzt, wie Gouverneur Prokudin in sozialen Netzwerken mitteilte. Lokale Behördenvertreter berichteten, dass zwei weitere Menschen in der Region Donezk getötet worden seien sowie ein Mann und eine Frau bei einem Luftangriff in der Region Charkiw.
Heftige Angriffe und Umzingelungsversuche der russischen Armee habe es auch auf die Stadt Awdijiwka an der Frontlinie gegeben. In der Ukraine trifft man bereits Vorkehrungen für die kommenden Monate.
Man sei auf den kommenden Winter vorbereitet, sagte Oleksij Tschernyschow, Geschäftsführer des staatlichen ukrainischen Energiekonzerns NAK Naftohas Ukrajiny. "Wir haben eine ausreichende Menge an Erdgas gespeichert und die notwendigen Maßnahmen getroffen, um im Notfall reagieren zu können."
Selenskyj: Müssen Terror weltweit bekämpfen
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat angesichts zunehmender internationaler Krisen auf weitere Unterstützung für sein Land gepocht. "Da sich der Terror weltweit ausbreitet, ist es wichtig, dass die Welt ein klares Signal sendet, dass die Terrorbekämpfung nirgends ins Wanken gerät", sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache am Samstag. Er dankte mehreren westlichen Partnern, die in der vergangenen Woche Militärhilfe angekündigt hatten - darunter Belgien, das Kampfflugzeuge vom Typ F-16 zusagte.
Nach den Angriffen der Islamistenorganisation Hamas auf Israel ist in Kiew zuletzt die Sorge gewachsen, dass die internationale Unterstützung für die ukrainische Armee nachlassen könnte. Selenskyj warnte bereits in der vergangenen Woche bei einem Besuch in Brüssel davor, dass Russland das ausnutzen würde, um in seinem bereits seit fast 20 Monaten andauernden Angriffskrieg neue Kräfte zu sammeln.
Grünen-Chef Nouripour: Beistand für die Ukraine nicht vergessen
Auch Grünen-Chef Omid Nouripour mahnte, der Beistand für die Ukraine dürfe angesichts des Hamas-Angriffs auf Israel nicht vergessen werden. "Es gibt eine sehr große Sorge in der Ukraine, dass ihr Schicksal jetzt unter die Räder kommt", sagte Nouripour beim Parteitag der baden-württembergischen Grünen in Weingarten (Landkreis Ravensburg). Dies dürfe man nicht zulassen. "Der Beistand für Israel ist Verpflichtung - den Beistand für die Ukraine dabei nicht zu vergessen, ebenfalls."
London: Russische Schwarzmeerflotte in der Defensive
Die russische Schwarzmeerflotte setzt unterdessen laut britischen Erkenntnissen nach schweren Schlägen vornehmlich auf Defensive. «Sie hat viele ihrer prestigeträchtigen Bestandteile - darunter marschflugkörperfähige Schiffe und U-Boote - von Sewastopol in weiter östlich gelegene Operations- und Stützpunktgebiete wie Noworossijsk verlagert», teilte das britische Verteidigungsministerium mit.
Sewastopol auf der von Russland annektierten ukrainischen Halbinsel Krim ist eigentlich der Hafen der russischen Schwarzmeerflotte. Zuletzt war das Hauptquartier von ukrainischen Raketen getroffen worden, auch russische Kriegsschiffe in Sewastopol wurden immer wieder attackiert.
Putin: Russland verbessert Positionen im Kriegsgebiet in Ukraine
Unterdessen erklärte Kremlchef Wladimir Putin Kiews Gegenoffensive erneut für gescheitert und sprach von einer Verbesserung der russischen Positionen in der Ukraine.
Auf dem gesamten Gebiet, in dem seine Armee bislang vorgerückt war, hätten die russischen Streitkräfte ihre Lage verbessert, sagte Putin dem Moskauer Staatsfernsehen.