100 Tage vor Olympia: Fällt die Eröffnungsfeier ins Wasser?

Das Stade de Paris könnte neuer Veranstaltungsort der Pariser Olympia-Eröffnung werden.
Das Stade de Paris könnte neuer Veranstaltungsort der Pariser Olympia-Eröffnung werden. Copyright Aurelien Morissard/Copyright 2024 The AP. All rights reserved.
Copyright Aurelien Morissard/Copyright 2024 The AP. All rights reserved.
Von Euronews mit AP
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button
Den Link zum Einbetten des Videos kopierenCopy to clipboardCopied

Die Eröffnungsfeier für die Olympischen Spiele in Paris sollte an und auf der Seine stattfinden. Aufgrund von Sicherheitsbedenken könnte man sich gezwungen sehen, die Eröffnungsfeier zu verlegen oder kleiner zu gestalten, sagte Macron am Montag in einem Interview.

WERBUNG

Der französische Präsident Emmanuel Macron hat am Montag gesagt, dass die Eröffnungszeremonie für die Olympischen Spiele in Paris in das Stade de France verlegt werden könnte, wenn die Sicherheitsbedrohung als zu hoch angesehen wird. Eigentlich ist eine große Eröffnungszeremonie an der Seine, die durch Paris fließt, geplant. 

Frankreich ist in hoher Alarmbereitschaft vor den Spielen, zu denen Millionen von Zuschauern erwartet werden.

Besonders hohe Sichereitsbedenken vor der Eröffnung

Besonders groß sind die Sicherheitsbedenken bei der Eröffnungsfeier. Athleten sollen mit Booten in einer sechs Kilometer langen Parade die Seine entlang fahren. An den Ufern sollen Menschenmengen stehen und das Spektakel bewundern. 

In einem Fernsehinterview erzählt Emmanuel Macron, dass das ganze Land für die Olympischen Spiele mobilisiert werde.

In einem Gespräch mit den französischen Sendern BFM-TV und RMC sagte Macron, dass Frankreichs Ordnungskräfte für die Sicherheit der Open-Air-Veranstaltung auf einem außergewöhnlichen Niveau mobilisiert werden.

"Aber wenn wir glauben, dass es Risiken gibt, haben wir, je nach unserer Analyse des Kontextes, Ausweichszenarien", sagte Macron. "Es gibt einen Plan B und einen Plan C."

Die Veranstaltung soll am 26. Juli als erste olympische Eröffnungsfeier außerhalb eines Stadions stattfinden. Etwa 10.500 Athleten werden auf der Strecke, die vor dem Trocadéro endet, durch das Herz der französischen Hauptstadt laufen.

Ursprüngliche Pläne mussten immer kleiner werden

Um die Sicherheitsrisiken zu begrenzen, sagte Macron, die Organisatoren könnten beschließen, die Route der Parade auf der Seine zu verkürzen oder die Zeremonie sogar  ins Stade de France "für eine konventionellere Eröffnungsveranstaltung" zu verlegen.

Ursprünglich hatten die Organisatoren eine grandiose Eröffnungszeremonie für bis zu 600.000 Menschen geplant, von denen die meisten kostenlos vom Flussufer aus zusehen sollten. Doch Sicherheits- und Logistikbedenken haben die Regierung veranlasst, ihre Ambitionen immer weiter zurückzuschrauben. Anfang dieses Jahres wurde die Gesamtzahl der Zuschauer  auf rund 300.000 reduziert.

Das ist eine Weltpremiere. Wir können es schaffen und wir werden es schaffen.
Emmanuel Macron
Französischer Präsident

Die französische Regierung hat außerdem beschlossen, dass Touristen die Eröffnungsfeier aus Sicherheitsgründen nicht mehr besuchen dürfen. Stattdessen wird der Zugang nur auf Einladung gewährt.

Macron betonte, dass die Pläne für die Eröffnungszeremonie vorerst unverändert bleiben. "Das ist eine Weltpremiere. Wir können es schaffen und wir werden es schaffen", sagte der französische Präsident.

Frankreich wurde wiederholt von tödlichen Anschlägen des Islamischen Staates heimgesucht, darunter das Massaker im Bataclan-Theater im Jahr 2015, als Extremisten das Feuer auf Konzertbesucher eröffneten und stundenlang Geiseln nahmen. 

Im vergangenen Monat hat die französische Regierung nach dem tödlichen Anschlag auf eine russische Konzerthalle und dem Bekenntnis des sogenannten Islamischen Staates dazu die höchste Sicherheitsstufe ausgerufen.

Macron sagte, dass die Sicherheitsvorkehrungen "Tage, ja sogar Wochen" vor der Eröffnungszeremonie eingerichtet werden. Er fügte hinzu, dass der Straßenverkehr in der Hochsicherheitszone zum Erliegen kommen wird und dass die französischen Behörden "Drohnensysteme, Kodierung und Cyberschutz" bei ihren Sicherheitsmaßnahmen einsetzen werden.

Auf die Frage einer Zuschauerin, die sich um die Teilnahme ihres Sohnes an der Eröffnungsfeier sorgte, antwortete Macron: "Wenn es einen Ort gibt, an dem Ihr Sohn sicher ist, dann ist es hier".

In dem einstündigen Interview sagte Macron auch, er wolle "alles tun, was möglich ist, um einen olympischen Frieden" für die Spiele in Paris zu erreichen, angesichts der Gefahr einer Eskalation des Konflikts im Nahen Osten, des russischen Angriffskrieges in der Ukraine und des Sudans, der nach einem einjährigen Krieg auf eine große Katastrophe mit Hunger und Massensterben zusteuert.

Der Olympische Frieden ist eine moderne Wiederbelebung der antiken griechischen Tradition, mit der kriegsführende Stadtstaaten den Athleten eine sichere Anreise zu den Spielen gewähren. Alle zwei Jahre bringt das Gastgeberland der bevorstehenden Olympischen Spiele eine UN-Resolution ein, die von anderen Mitgliedsstaaten mitgetragen werden kann.

Dies ist ein diplomatischer Moment des Friedens.
Emmanuel Macron
Französischer Präsident

"Wir wollen auf einen olympischen Waffenstillstand hinarbeiten, und ich denke, dass dies eine Gelegenheit für mich ist, mit vielen unserer Partner zusammenzuarbeiten", sagte Macron und fügte hinzu, dass er den chinesischen Staatschef Xi Jinping bitten werde, sich einzubringen und seinen Einfluss geltend zu machen.

"Der chinesische Präsident wird in ein paar Wochen nach Paris kommen, und ich werde ihn bitten, mir zu helfen", sagte Macron. "Dies ist ein diplomatischer Moment des Friedens."

WERBUNG

Macron für die Teilnahme russischer und israelischer Athleten

Macron unterstützte auch die Entscheidung, russische Sportler trotz der Invasion in der Ukraine unter neutraler Flagge an den Olympischen Spielen teilnehmen zu lassen. Außerdem verteidigte er die Teilnahme israelischer Athleten unter der Flagge ihres Landes trotz der israelischen Offensive im Gazastreifen, bei der 33.000 Palästinenser getötet und Hunderttausende vertrieben worden sind.

"Wir können nicht sagen, dass Israel angreift", sagte Macron. "Israel war Opfer eines terroristischen Angriffs, auf den es jetzt in Gaza reagiert."

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Vor Olympischen Spielen in Paris: Polizei vertreibt Migranten aus provisorischem Lager

Extremsportlerin Anouk Garnier gelingt Weltrekord am Eiffelturm

Doping-Opfer oder Sünderin? Tennis-As Simona Halep im Euronews-Interview