Medien verschweigen Klimawandel: Pfarrer näht sich aus Protest den Mund zu

Aus Protest gegen die fehlende Berichterstattung in Mainstream-Medien zum Klimawandel hat sich dieser Geistliche die Lippen zugenäht.
Aus Protest gegen die fehlende Berichterstattung in Mainstream-Medien zum Klimawandel hat sich dieser Geistliche die Lippen zugenäht. Copyright Christian Climate Action
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Von Maeve Campbell
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Mit einer eher ungewöhnlichen Aktion fordert ein englischer Pfarrer, dass Murdochs Medienunternehmen "für ihre Rolle bei der Zerstörung des Lebens auf unserem Planeten vor Gericht gestellt" werden.

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Ein pensionierter Pfarrer aus Großbritannien hat seine Lippen zusammengenäht, um gegen die fehlende Berichterstattung zum Klimawandel und den Ergebnissen der Klimaforschung in vielen Mainstream-Medien zu protestieren.

Reverend Tim Hewes, 71, vollzog den symbolischen Akt vor dem Büro von News UK im Zentrum von London. Dort ist der britische Zweig von Rupert Murdochs globalem Nachrichtenimperium, News Corps, untergebracht.

In einem auf YouTube veröffentlichten Video bezeichnet Hewes Murdoch als "Klimawandelleugner, Verleumder und Betrüger" und erklärte, dass der Medienmogul Einfluss auf die Regierungen habe. Das wiederum habe zu einem Mangel an sinnvollen Maßnahmen gegen die Klimakrise geführt.

Neben Hewes, einem Pfarrer der anglikanischen Kirche in der Diözese Oxford und ehemaligem Zahnarzt, sprach auch Reverend Mark Coleman, 62. Coleman überbrachte einen Brief an den Umweltredakteur der Zeitung The Times, und bat ihn um ein Gespräch.

Wer steckt hinter dem Protest?

Der Reverend ist Teil von Christian Climate Action, einem Zweig der Klimabewegung Extinction Rebellion.

Die Bewegung bereitet derzeit eine koordinierte Demonstration mit dem Namen "The Impossible Rebellion" vor, die am 23. August beginnen soll.

Hewes ist kein Unbekannter in Sachen Klimaschutz. Er wurde im März 2020 für 14 Tage ins Gefängnis gesteckt, weil er sich im Magistrates' Court der City of London als Teil der gleichen Protestgruppe an Möbelstücke geklebt hatte.

Was will Hewes damit erreichen?

Hewes erklärte, dass "das Zunähen der Lippen ein Akt der Verzweiflung" ist, der von denjenigen begangen wird, die "unsagbar frustriert" sind, dass sie nicht gehört werden.

"Es gibt zahllose Menschen auf der ganzen Welt, die wegen des Klimanotstands stumm sind und leiden", erklärt Hewes. Die Klimaforschung und -wahrheit werde zum Schweigen gebracht, und die Leidtragenden würden nicht gehört. "Rupert Murdoch hat das getan. Er hat die Klimawissenschaft so sicher zum Schweigen gebracht, als hätte er ihr selbst die Lippen zugenäht", erklärte Hewes.

"Ich nähe mir die Lippen zu, um den schrecklichen und gewaltsamen Schaden zu demonstrieren, den Murdochs Handeln in der Welt angerichtet hat, und um diese Wahrheit symbolisch sichtbar zu machen", fügt er hinzu.

Christian Climate Action
Pfarrer Hewes bei seinem Protest vor der News Corp in LondonChristian Climate Action

Der Pfarrer wollte die Aufmerksamkeit darauf lenken, dass Murdoch "evidenzbasierte, von Fachleuten überprüfte wissenschaftliche Beobachtungen von Tausenden herausragender Wissenschaftler auf der ganzen Welt unterdrückt".

Auf dem Bild hält er ein Plakat mit der Aufschrift "Murdoch - der zerstörerischste Mann in der Geschichte des Planeten".

Nach zwei Stunden beendete Hewes seinen Protest und zog seine Fäden.

Wer ist Rupert Murdoch?

Murdoch ist ein in Australien geborener US-amerikanischer Geschäftsmann und Eigentümer von Hunderten von nationalen und internationalen Verlagen auf der ganzen Welt. Der Medientycoon ist verantwortlich für Zeitungen wie The Sun,The Times oder Fox News und The Wall Street Journal. Damit gibt er den redaktionellen Ton für einen Großteil der weltweiten Mainstream-Medien an.

Mit einem geschätzten Vermögen von 18,8 Milliarden Euro (2021) steht Murdoch an 31. Stelle auf der Liste der reichsten US-Amerikaner und an 71. Stelle weltweit.

Jason Reed/AFP
Medienmogul Rupert MurdochJason Reed/AFP

Murdoch erklärte den Aktionären von News Corp im November 2020 während einer 26-minütigen virtuellen Hauptversammlung, dass das Unternehmen den Klimawandel nicht leugnet.

"Wir leugnen den Klimawandel nicht. Wir sind keine Leugner", sagte er vor dem Gremium.

Das Unternehmen steht jedoch wegen seiner mangelhaften Umweltberichterstattung in allen Bereichen in der Kritik, unter anderem wegen der Berichterstattung über die verheerenden Buschbrände in Australien im vergangenen Sommer. Murdochs Sohn James verließ den Vorstand im Juli desselben Jahres mit der Begründung, er sei enttäuscht von der Klimaleugnung im Unternehmen.

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Das Medienunternehmen sollte für seine Rolle bei der Zerstörung des Lebens auf unserem Planeten vor Gericht gestellt werden.
Tim Hewes
Pfarrer und Aktivist bei Christian Climate Action

"Murdoch hat die Warnungen hoch angesehener humanitärer Organisationen und bedeutender Botschafter und Aktivisten für den Planeten lächerlich gemacht und versucht, sie zu diskreditieren", meint der Geistliche.

Hewes fordert ein Eingeständnis und eine ehrliche Diskussion über die katastrophalen Auswirkungen, die Murdoch und News Corps auf die Bekämpfung des Klimawandels haben.

Seiner Meinung nach sollte das Medienunternehmen "für seine Rolle bei der Zerstörung des Lebens auf unserem Planeten vor Gericht gestellt werden".

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