Niedrigere Infektionsraten im Sommer könnten eine trügerische Sorglosigkeit einkehren lassen, was Distanz- und Hygienevorschriften angeht. Für das Paul-Ehrlich-Institut sind eine zweite Welle und neue Einschränkungen keine Frage des ob, sondern des wann.
Europa beginnt, die Maßnahmen zu lockern, die die Verbreitung des Coronavirus verlangsamen sollen. Zugleich besteht große Sorge vor einer zweiten Welle, mit der nach dem Sommer gerechnet wird.
Niedrigere Infektionsraten und ein warmer Sommer könnten eine trügerische Ruhe einkehren lassen – und den gefühlten Druck mindern, die Distanz- und Hygienevorschriften weiter einzuhalten.
Experten sind sich aber aufgrund der Erfahrungen mit Pandemien - mehr oder weniger - sicher dass eine solche zweite Welle kommt. Grund genug für Brüssel, die Regierungen daran zu erinnern, was auf dem Spiel steht.
Brüssel fordert die Mitgliedstaaten auf, die Beschränkungen nur schrittweise und vorsichtig aufzuheben – unter Berücksichtigung der epidemiologischen Daten jedes Landes. Einige Europaabgeordnete meine, die EU solle in Zukunft mehr Kompetenzen im Gesundheitsbereich haben.
In Deutschland wurde eine Grenze von 50 Neuinfektionen pro Woche auf 100.000 Einwohner festgelegt. Wird diese Rate örtlich überschritten, droht die lokale Wiedereinführung von Beschränkungen.
Warum kommt die zweite Welle?
- Bei einer Pandemie wird ein Virus so lange Krankheiten hervorrufen, bis 60 bis 70 Prozent der Bevölkerung infiziert sind. Ohne einen Impfstoff werden die Infektionen nicht auf Null zurück gehen. Da nur wenige Menschen immunisiert sind, kann sich das Virus weiter ausbreiten.
- Die Bedingungen für eine Infektion und eine Erkrankung sind im Herbst günstiger als im Sommer. UV-Licht und höhere Temperaturen könnten Viren abtöten und würden das Coronavirus vermutlich im Sommer etwas eindämmen. Im Herbst sind die Temperaturen günstiger für das Virus, ausserdem sind Menschen dann anfälliger für Krankheiten.
- Rein unter epidemiologischen Gesichtspunkten betrachtet, müsste der strenge Lockdown noch bis zum Herbst durchgehalten werden, um eine zweite Welle zu verhindern, Dass aber werden weder Menschen noch Wirtschaft kaum durchhalten.
Der Präsident des Paul-Ehrlich-Institut ist überzeugt, jedes Land sollte genügend Intensiv- und Krankenhausbetten bereithalten:
Für das Paul-Ehrlich-Institut sind eine zweite Welle und neue Einschränkungen keine Frage des ob, sondern des wann.