Der EU-Aufbauplan treibt den digitalen Wandel voran

Mit Unterstützung von The European Commission
Der EU-Aufbauplan treibt den digitalen Wandel voran
Copyright euronews
Copyright euronews
Von Naomi Lloyd, Guillaume Desjardins,
Diesen Artikel teilen
Diesen Artikel teilenClose Button
Den Link zum Einbetten des Videos kopierenCopy to clipboardCopied

Der digitale Wandel soll allen zugute kommen, der Wirtschaft neue Chancen bieten und den Klimaschutz unterstützen.

Thema diese Woche in Real Economy: Der milliardenschwere Pandemiefonds der EU und wie er Europa hilft, digitaler zu werden. Euronews hat in Dänemark recherchiert. Dort ist der digitale Wandel bereits in vollem Gange. Viele Unternehmen aus allen Branchen hoffen dank des europäischen Aufbauplans noch mehr zu erreichen.

Digitale Technologien waren noch nie so wichtig in unserem Leben wie heute - von der Telearbeit über Online-Konsultationen beim Arzt bis hin zu Videoanrufen mit Familie und Freunden. Die Pandemie hat aber auch gezeigt, wo Europa hinterherhinkt. Fast ein Viertel der Haushalte hat keinen Breitbandanschluss und weniger als 20 Prozent der kleinen Unternehmen nutzen das Internet für ihr Geschäft.

Wie unterstützt der EU-Aufbauplan den digitalen Wandel Europas?

Der digitale Wandel ist ein Schlüsselelement im EU-Pandemieplan.

Das Herzstück des Plans (NextGenerationEU) ist die Aufbau- und Resilienzfazilität im Umfang von 672,5 Milliarden Euro, die für öffentliche Investitionen und Reformen ausgegeben werden soll.

Um Zugang zu diesem Geld zu erhalten, haben die Mitgliedstaaten nationale Konjunkturpläne eingereicht, die 20 Prozent der Mittel für Initiativen zur Digitalisierung ihrer Wirtschaft vorsehen.

Die digitale Technologie verändert unseren Alltag, die Art und Weise, wie wir leben und arbeiten, aber es gibt eine Kluft zwischen den "Habenden" und "Nichthabenden" des elektronischen Europas. 42 Prozent der Europäer verfügen nicht über digitale Grundkenntnisse und 83 Prozent des Mittelstands nutzen keine Internet-Cloud-Dienste.

Um sicherzustellen, dass alle davon profitieren, plant die EU Investitionen in ultra-schnelles Breitband, die Ausbildung von Menschen in digitalen Fähigkeiten, die Unterstützung von Start-ups und kleinen Unternehmen bei Innovation und Wachstum sowie die Nutzung von Technologie, um klimaneutral zu werden.

Die nordischen Länder und die Niederlande sind führend im Bereich Digitalisierung. Aber auch dort hofft man auf Gelder aus dem Konjunkturprogramm, um den digitalen Wandel zu unterstützen. 

In Dänemark muss man nicht mehr seinen Führerschein dabei haben. Man kann ihn direkt aufs Smartphone laden. Das ist nur ein Beispiel in diesem bereits sehr vernetzten Land. Der UNO zufolge ist Dänemark Weltmeister in Sachen E-Government. Inzwischen springen alle Wirtschaftsbereiche auf den digitalen Zug auf.

Wie HMK Bilcon in Jütland. 1895 von einem Schmied gegründet, entwickelte sich das Unternehmen im Laufe des 20. Jahrhunderts vom Bau von Kutschen zu LKW-Anhängern. Vor vier Jahren startete Peter Jensby den digitalen Umbau seines Unternehmens:  

"Wir haben zwei Millionen Euro ausgegeben, um das Unternehmen komplett auf den Kopf zu stellen", erzählt der Geschäftsführer. "Dadurch haben sich die Arbeitsplätze verändert und unser Unternehmen ist jetzt profitabel. Früher haben wir eine Menge Geld verloren. Wir sind produktiver geworden und können unsere Produkte für einen guten Marktpreis anbieten. Wir sind nicht zu teuer, obwohl in Skandinavien die Gehälter sehr hoch sind.

Digitaler Wandel gehört zu den obersten Prioriäten der EU

Man geht davon aus, dass immer mehr Unternehmen digital werden: Dänemark hat im Rahmen des europäischen Konjunkturprogramms 1,6 Milliarden Euro an Subventionen beantragt und muss ein Fünftel dieser Summe für den digitalen Wandel aufwenden.

Die Förderung ist auch für diejenigen interessant, die bereits in der digitalen Branche tätig sind, aber expandieren wollen. Sahra-Josephine Hjorth hat eine Software auf der Basis künstlicher Intelligenz entwickelt. Sie hilft Lehrern und Personalmanagern, Online-Lernprogramme zu erstellen. Das Unternehmen hat zwar seine Mitarbeiterzahl in diesem Jahr vervierfacht, hat aber Probleme, private Investoren zu finden.

"Um weiter so rasant zu wachsen wie bisher, brauchen wir sowohl mehr Kapital als auch hoch qualifizierte Mitarbeiter hier in Europa", erklärt die Geschäftsführerin von CanopylLAB. "Was die Investitionen angeht, ist es schwierig, Investoren zu gewinnen, die im Bereich Innovations-Entwicklungen sehr hohe Risiken eingehen. Also versuchen wir, private Investoren mit EU-Förderungen zu kombinieren."

Im Rahmen des EU-Konjunkturprogramms werden 134,5 Milliarden Euro in die Digitalisierung fließen - aber wird das ausreichen, dass Europa mit den USA und China konkurrenzfähig ist? Diese dänische Expertin ist davon überzeugt:

"Wir sind definitiv ein Kandidat, um mit den anderen Giganten weltweit zu konkurrieren, denn wir haben die Infrastruktur, wir haben die Fähigkeiten. Es geht darum, in kleine und mittlere Unternehmen zu investieren, um Arbeitsplätze zu schaffen und Unternehmen wachsen zu lassen", sagt Katrine Forsberg, Vorstandsmitglied beim dänischen Amt für Wirtschaftsförderung.

Interview mit EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni

Wie genau die Mittel aus der Aufbau- und Resilienzfazilität genutzt werden können, um Arbeitsplätze zu schaffen und Unternehmen zu fördern, erklärt EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni im Real-Economy-Interview.

Euronews-Reporterin Naomi Lloyd:

Das Ziel der Aufbau- und Resilienzfazilität ist es, die Wirtschaft nach der Pandemie wieder auf Kurs zu bringen. Warum steht das Digitale im Fokus? Wie hilft das beim Aufschwung?

Paolo Gentiloni, EU-Wirtschaftskommissar:

Weil das Ziel ist – und das sagt man auf beiden Seiten des Atlantiks – die Welt besser zu machen. Die Digitalisierung betrifft alle Bereiche unserer Wirtschaft, sodass man dadurch beispielsweise das Funktionieren der öffentlichen Verwaltung verbessern kann, das Gesundheitssystem, die Arbeitsweise und die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen usw. Das ist die große Stärke der Investitionen in das Digitale, dass sie einen Einfluss auf unsere gesamte Wirtschaft haben.

Euronews:
Die dänische Online-Lernplattform, die wir vorgestellt haben - ist das die Art von Unternehmen, in das Ihrer Meinung nach die Konjunkturmittel fließen sollten?

Paolo Gentiloni:
Ja, denn natürlich brauchen wir auch Erfolgsgeschichten. Es ist nicht nur die Welt der Giganten, es ist auch eine Welt der Start-ups, der mittelgroßen Unternehmen, die ihre Rolle in dieser neuen digitalen Welt haben. Deshalb ist diese Dimension, um die Kapazität unseres Geschäfts im Digitalen zu erhöhen, in den nächsten fünf Jahren sehr wichtig.

Euronews:
Die Pandemie hat gezeigt, was digitale Technologien uns bieten können, aber auch den Blick auf diejenigen geschärft, die Gefahr laufen, zurückgelassen zu werden.

Paolo Gentiloni:
_Ja, der gute Aspekt ist, dass wir gesehen haben, wie stark das Netzwerk ist. Und wir haben in dieser schrecklichen Krise gesehen, wie wichtig der digitale Anschluss ist. Gleichzeitig haben wir zum Beispiel beim Homeschooling von Kindern und Jugendlichen erlebt, wie Konnektivitätsprobleme soziale Unterschiede schaffen. Das ist natürlich inakzeptabel. Wir mü_ssen also die Chance ergreifen, die digitale Kluft zu verringern und aufzuheben. Jetzt oder nie.

Euronews:

Wir sind im zweiten Jahr der Pandemie. Dieses Geld wird jetzt gebraucht. Es gibt Bedenken, wie lange es dauern wird, bis die Kommission diese Pläne genehmigt.

Paolo Gentiloni:

Ich bin ziemlich optimistisch, dass die Finanzierung des Plans noch vor der Sommerpause steht.

Unserem Filmteam wurde mit freundlicher Genehmigung des Département des Hauts-de-Seine erlaubt, im Parc de Sceaux zu drehen.

Cutter • Silvia Lizardo

Weitere Quellen • Produktion: Camille Cadet; Kamera Brüssel: Pierre Holland & Jorne Van Damme; Kamera Paris: Vincent Kelner, Michel Damblant; Kamera Dänemark: Matthieu Bacques; Motion Design: NEWIC https://www.agence-newic.com/

Diesen Artikel teilen

Zum selben Thema

EU-Wirtschaftsausblick: Trotz Gegenwind von der Erholung zum Wachstum

Nach der EU-Pandemie-Hilfe: Wie geht es Unternehmern heute?