Deutschland legalisiert Cannabis: Wie steht der Rest Europas zum "Kifftourismus"?

Ein Mann raucht Cannabis vor dem Dom in Köln, Deutschland, bei einer öffentlichen Konsumveranstaltung zum Start eines neuen Gesetzes am Montag, 1. April
Ein Mann raucht Cannabis vor dem Dom in Köln, Deutschland, bei einer öffentlichen Konsumveranstaltung zum Start eines neuen Gesetzes am Montag, 1. April Copyright Martin Meissner/The AP
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Von Saskia O'Donoghue
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Dieser Artikel wurde im Original veröffentlicht auf Englisch

Deutschland hat seine Gesetze für den Besitz und den Anbau von Cannabis gelockert - ist ein "Kifftourismus" in Sicht?

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Deutschland gilt als eines der konservativsten Länder in Europa, aber diese Wahrnehmung könnte sich ändern.

Diese Woche hat das größte EU-Land Cannabis für den Freizeitgebrauch legalisiert - trotz des heftigen Widerstands von Politikern und verschiedenen medizinischen Verbänden.

Personen über 18 Jahren dürfen nun 25 Gramm getrocknetes Cannabis mit sich führen und bis zu drei Marihuana-Pflanzen zu Hause anbauen.

Deutschland hat nun eines der liberalsten Cannabisgesetze in Europa, ähnlich denen in Malta und Luxemburg. Diese Länder haben den Freizeitkonsum im Jahr 2021 bzw. 2023 legalisiert.

In Europa sind die Niederlande für ihre scheinbar entspannte Haltung gegenüber der Droge bekannt; das Land hat aber in jüngster Zeit einen strengeren Ansatz gewählt, um dem Cannabistourismus entgegenzuwirken. 

Menschen rauchen Marihuana-Zigaretten vor dem Brandenburger Tor während einer "Smoke-In"-Veranstaltung in Berlin
Menschen rauchen Marihuana-Zigaretten vor dem Brandenburger Tor während einer "Smoke-In"-Veranstaltung in BerlinEbrahim Noroozi/The AP

Was bedeutet die Gesetzesänderung für den Cannabiskonsum in Deutschland?

Trotz der Gesetzesänderung in Deutschland ist es nicht einfach, an Cannabis heranzukommen.

Ursprüngliche Pläne, Cannabis in lizenzierten Geschäften zu verkaufen, wurden aufgrund des Widerstands der EU verworfen. Behörden hoffen, dass es bald Pilotprojekte geben wird, um den Verkauf der Droge in einigen Geschäften zu testen.

Die deutsche Regierung hofft, dass die Legalisierung dazu beitragen wird, den wachsenden Schwarzmarkt für diese Substanz einzudämmen.

Ab dem 1. Juli, der nächsten Stufe der Gesetzesreform, werden die Menschen Cannabis über sogenannte "Cannabis-Clubs" beziehen können.

Jeder Verein darf bis zu 500 Mitglieder haben, die jeweils bis zu 50 Gramm Cannabis pro Monat erwerben können. Es ist noch nicht klar, ob die Mitgliedschaft auch Ausländern oder Touristen offen stehen wird.

Gesundheitsverbände fürchten, dass die Legalisierungzu einem Anstieg des Konsums unter jungen Menschen führen könnte, die in einigen Fällen schweren gesundheitlichen Risiken ausgesetzt sein könnten. Dafür hat die Regierung eine Lösung parat.

Sie hat eine breit angelegte Informationskampagne versprochen, um das Bewusstsein für die Risiken zu schärfen. Außerdem sei Cannabis für Jugendliche unter 18 Jahren und im Umkreis von 100 Metern von Schulen, Kindergärten und Spielplätzen verboten.

Das Gesetz hat auch zu Kritik seitens der Polizei geführt: Man befürchte mehr Konflikte mit bekifften Bürgern.

Außerdem sei das Gesetz nur schwer durchzusetzen; Deutschland könnte deswegen zu einem Hotspot des "Kifftourismus" werden.

Welches sind die beliebtesten europäischen Reiseziele für den "Kifftourismus"?

Cannabis ist in vielen europäischen Ländern legal. In den meisten Fällen ist es jedoch nur für medizinische Zwecke erhältlich oder für den persönlichen Gebrauch entkriminalisiert. Das bedeutet, dass Touristen es in den meisten Ländern nur schwer bekommen.

In Malta ist die Situation jedoch ganz anders. Der Inselstaat hat derzeit die tolerantesten Gesetze in der gesamten EU, was den Anbau, den Konsum und den Besitz von Cannabis betrifft.

Seit der Verabschiedung eines Gesetzes 2021 dürfen Erwachsene bis zu sieben Gramm Cannabis mit sich führen und bis zu vier Pflanzen zu Hause anbauen.

Obwohl das Rauchen von Marihuana in der Öffentlichkeit nach wie vor verboten ist, sind die Straßen Maltas von Geschäften gesäumt, die Joints, Esswaren mit Cannabis und andere Utensilien verkaufen.

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Ein exklusiver Cannabis-Laden in Amsterdam, Niederlande
Ein exklusiver Cannabis-Laden in Amsterdam, NiederlandeJan Zwarthoed via Unsplash

Die Niederlande gelten oft als locker im Umgang mit Marihuana - obwohl Anbau, Verkauf und Besitz der Droge illegal sind.

Offiziell wird der Verkauf von Marihuana in den berühmten Coffeeshops des Landes "geduldet", und der Besitz von nicht mehr als fünf Gramm Cannabis ist straffrei.

Auch in Spanien wurde der persönliche Konsum von Cannabis entkriminalisiert. Die Vorschriften sind von Gemeinde zu Gemeinde unterschiedlich, aber Cannabis-Social-Clubs erfreuen sich großer Beliebtheit: Es gibt über 1.000 davon, auch in Touristenhochburgen wie Barcelona. Trotz gelegentlicher Razzien drücken die meisten Strafverfolgungsbehörden ein Auge zu bei Clubs, die dafür bekannt sind, dass sie die Gesetzesgrenzen ausreizen.

Ein Apothekenmitarbeiter wiegt Cannabis ab
Ein Apothekenmitarbeiter wiegt Cannabis abBudding via Unsplash

In den meisten anderen europäischen Ländern gibt es immer noch Geldbußen oder andere Strafen für den Konsum oder Besitz selbst kleiner Mengen der Droge.

Aber vor allem liberalere Länder werden beobachten, wie sich das neue deutsche Gesetz auswirkt. In Belgien beispielsweise wird der Cannabisbesitz zum persönlichen Gebrauch seit Juni 2003 nicht mehr strafrechtlich verfolgt. Die Grenze liegt bei drei Gramm beziehungsweise einer Pflanze. Der Verstoß wird lediglich als Ordnungswidrigkeit geahndet.

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2023 erklärte der stellvertretende Ministerpräsident Pierre-Yves Dermagne gegenüber der flämischen Nachrichtenzeitung De Morgen, dass das Land "die Legalisierung von Cannabis in Betracht ziehen" sollte. Ein Zeichen dafür, dass Belgien ein weiteres Land sein könnte, das eher früher als später auf eine Legalisierung zusteuert.

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