Saporischschja braucht Strom - und eine Sicherheitszone

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Von Isidro Murgaap
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Der Generaldirektor der IAEO Grossi versichert, sowohl Russland als auch die Ukraine seien an einer Sicherheitszone um Saporischschja interessiert. Der letzte der 6 Reaktoren wurde abgeschaltet, nachdem die unbedingt notwendige externe Stromversorgung mehrfach unterbrochen wurde.

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Der Generaldirektor der IAEO, Rafael Grossi versichert, sowohl Russland als auch die Ukraine seien an der Einrichtung einer Sicherheitszone um das von der russischen Armee kontrollierte Kraftwerk Saporischschja interessiert. 

Der letzte der sechs Reaktoren wurde am Sonntag abgeschaltet, weil russische Militäraktionen in der Ukraine wiederholt die externe Stromversorgung unterbrochen hatten. Diese Energie wird benötigt, um zu verhindern, dass sich die Reaktoren so weit überhitzen, dass es zu einer Kernschmelze kommt

Nach unseren Informationen wird versucht, die externe Stromversorgung wiederherzustellen. Aber einige Leitungen laufen durch Gebiete unter russischer Kontrolle, das könnte also heikel werden. Aber alle arbeiten darauf hin, die Anlage in Betrieb zu halten.
Rafael Grossi
IAEO Generaldirektor

Grossi hatte Saporischschja Anfang des Monats persönlich besucht. Er sieht die Gefahr einer nuklearen Katastrophe, solange es Kampfhandlungen rund um das Kraftwerk gibt. Zwei IAEO-Inspektoren sind noch immer vor Ort. Obwohl von russischen Truppen besetzt, wird die Anlage weiter von ukrainischem Personal betrieben, eine Entscheidung, die in Kiew getroffen wurde. 

Warum brauchen Atomkraftwerke eine Stromversorgung?

Seit einem Brand am 5. September, der durch Beschuss verursacht wurde und die Anlage von allen externen Übertragungsleitungen abschnitt, musste der sechste Reaktor - mit reduzierter Leistung - weiterlaufen, um die Reaktorkühlung und andere wichtige Sicherheitseinrichtungen zu betreiben. Dieser "Inselbetrieb" ist unzuverlässig und nur als Überbrückungsmaßnahme gedacht, so ukrainische Beamte. 

Warum wurde der letzte von 6 Reaktoren abgeschaltet?

Als die gesamte externe Stromversorgung ausfiel, brauchte es Strom von mindestens einem Reaktor, um die Sicherheitssysteme zu betreiben. Als die externe Stromversorgung über eine Reserveleitung dann wiederhergestellt war, wurde der sechste Reaktor "kalt abgeschaltet", d. h. es wurden Steuerstäbe in den Reaktorkern eingeführt, um die Kernspaltungsreaktion und die Erzeugung von Wärme und Druck zu stoppen.

Sind alle Kernreaktionen gestoppt , sinken Temperatur und Druck in den Reaktoren allmählich ab, wodurch die erforderliche Kühlung des radioaktiven Brennstoffs verringert wird. Dies ist der sicherste Betriebsmodus eines Kernkraftwerks. Da nun alle Reaktoren abgeschaltet sind, verringert sich die Kühllast, da die Wärme vom zerfallenden Brennstoff und nicht von einer aktiven Spaltungsreaktion herrührt.

Dieselgeneratoren sind der letzte Schutz des Kraftwerks vor einem Strahlungsunfall

Kühlsysteme werden aber auch für abgebrannte Brennelemente benötigt, d. h. für Brennelemente, die bereits in den Reaktoren verwendet wurden, aber unter Wasser aufbewahrt werden müssen, bis sie genug abgekühlt sind, um außerhalb der Reaktorsicherheitsbehälter gelagert zu werden.

Sollte die externe Stromversorgung der Anlage in Saporischschja erneut ausfallen, könnten die Ingenieure auf 20 Notstrom-Dieselgeneratoren zurückgreifen, wie sie es seit Beginn des Krieges bereits mindestens einmal getan haben. Nach Angaben der IAEO wird zur Aufrechterhaltung der Sicherheit nur ein Dieselgenerator pro Reaktor benötigt. Die ukrainischen Behörden gehen davon aus, dass genügend Dieselkraftstoff gelagert ist, um die Sicherheitssysteme mindestens 10 Tage lang zu betreiben.

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