"Russland hinterlässt überall Tod"- 450 Gräber bei Isjum entdeckt

In einem Wald bei Isjum wurde ein Massengrab entdeckt, 16.09.2022
In einem Wald bei Isjum wurde ein Massengrab entdeckt, 16.09.2022 Copyright Evgeniy Maloletka/Copyright 2022 The Associated Press. All rights reserved
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Von Euronews mit dpa
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Nach dem Abzug russischer Truppen aus der Region Charkiw werden erste Kriegsgräuel bekannt.

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Nach dem Abzug russischer Truppen aus der Region Charkiw verdichten sich die Hinweise auf Kriegsverbrechen. In einem Wald in Isjum sei ein Massengrab mit mehr als 450 Leichen entdeckt worden, wie Chef der Ermittlungsbehörde der Polizei im Gebiet Charkiw, Serhij Bolwynow, gegenüber lokalen Medien erklärt hatte. 

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von einem Massengrab: "Wir wollen, dass die Welt weiß, was wirklich passiert und wozu die russische Besatzung geführt hat. Bucha, Mariupol, jetzt leider auch Isjum. Russland hinterlässt überall Tod und muss dafür zur Verantwortung gezogen werden. Die Welt muss Russland wirklich zur Verantwortung für diesen Krieg ziehen. Wir werden alles dafür tun."

Wie ein Bewohner von Isjum sagte, waren unter den Toten dutzende Erwachsene und Kinder, die bei einem russischen Luftangriff auf ein großes Wohnhaus ums Leben gekommen waren.

Am vergangenen Wochenende waren die russischen Truppen offenbar überstürzt aus der Region Charkiw abgezogen. Während das russische Verteidigungsministerium hatte von einer "Umgruppierung" seiner Einheiten gesprochen hatte, wurde der Rückzug kremlnahen Quellen zufolge als "Niederlage" gewertet.

Der stellvertretende Innenminister Jewhen Enin sagte am Donnerstagabend, zu den weiteren Beweisen, die nach dem umfassenden Vorstoß Kiews in die Region Charkiw gefunden wurden, gehörten mehrere "Folterkammern", in denen sowohl ukrainische Bürger als auch Ausländer "unter völlig unmenschlichen Bedingungen" festgehalten wurden.

"Wir sind bereits auf die Exhumierung einzelner Leichen gestoßen, die nicht nur Spuren eines gewaltsamen Todes, sondern auch von Folter aufweisen - abgeschnittene Ohren usw. Das ist erst der Anfang", sagte Enin in einem Interview mit dem ukrainischen Radio NV.

Er behauptete, dass sich unter den Gefangenen an einem der Standorte auch Studenten aus einem nicht näher bezeichneten asiatischen Land befanden, die an einem russischen Kontrollpunkt festgenommen wurden, als sie versuchten, in das von der Ukraine kontrollierte Gebiet zu gelangen.

Enin gab nicht an, wo die Studenten festgehalten wurden, nannte jedoch die Kleinstädte Balakliya und Volchansk als zwei Orte, an denen Folterkammern gefunden wurden. Sein Bericht konnte nicht unabhängig überprüft werden.

"All diese Spuren von Kriegsverbrechen werden nun von uns sorgfältig dokumentiert. Und wir wissen aus der Erfahrung von Bucha, dass die schlimmsten Verbrechen nur im Laufe der Zeit aufgedeckt werden können", sagte Enin in Anspielung auf einen Kiewer Vorort, in dem nach dem Rückzug der russischen Armee aus dem Gebiet im März die Leichen von Hunderten von Zivilisten entdeckt wurden.

Zuvor hatte Zelenskyy am Donnerstag erklärt, die Russen hätten in den fünf Monaten, in denen sie die Region besetzt hielten, "nur zerstört, nur beraubt, nur weggenommen".

"Sie hinterließen verwüstete Dörfer; in einigen von ihnen gibt es kein einziges unbeschädigtes Haus. Die Besatzer verwandelten Schulen in Müllhalden und Kirchen - zertrümmert, buchstäblich in Toiletten verwandelt."

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