Methan: Die Jagd nach dem unbemerkten Klimaschädling

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Von Jeremy Wilks
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Eine Arbeitsgruppe an der niederländischen Universität Utrecht spürt Orte auf, an denen beispielsweise aus Gasleitungen Methan austritt. Methan gehört zu den bedeutendsten Klimagasen.

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Und wieder wurden im Jahr 2021 Wetterrekorde aufgestellt: Europa hat den wärmsten Sommer seit der systematischen Aufzeichnung der Werte hinter sich. Die Temperaturen von Juni bis August lagen fast ein Grad über dem Mittelwert zwischen 1991 und 2020. Vorher waren die Sommer 2010 und 2018 die wärmsten.

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Jeremy Wilkseuronews

Europaweit große Unterschiede

Europa war im Sommer hinsichtlich der Temperaturen zweigeteilt.

Im Süden und Osten gab es eine ausgedehnte Hitzewelle. In Siracusa auf Sizilien wurde am 11. August ein neuer europäischer Höchstwert erreicht: 48,8 Grad.

Von Frankreich, über die Ukraine nach Skandinavien lagen die Temperaturen vergangenen Monat ein oder sogar zwei Grad unter dem Durchschnitt.

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Temperaturauffälligkeiten im August 2021euronews

Methan: Unsichtbar, geruchlos und schädlich für die Erde

Der Klimawandelausschuss IPCC rief vergangenen Monat zu verstärkten Bemühungen auf, den Methan-Ausstoß der Industrie zu verringern. Methan ist ein sehr wirksames Treibhausgas. Über einen Zeitraum von 20 Jahren ist es 84 Mal wirksamer als Kohlenstoffdioxid.

Es gibt unterschiedliche Herangehensweisen, um Methan aufzuspüren. Man kann die Copernicus-Satelliten und Atmosphärenmodelle nutzen, um ungeahnte Quellen aufzudecken.

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Satellitenaufnahmeeuronews

Der andere Ansatz ist der Erde viel näher. Dabei wird von Straße zu Straße gezogen, um Methan ausfindig zu machen - das habe ich in den Niederlanden gesehen.

Hanne Notø und Hossein Maazallahi sind in Utrecht auf Methan-Jagd. Das Gas ist farb- und geruchlos. Aufspüren können sie es mit einfachen Mitteln.

„Wenn von einer Milliarde Moleküle in der Luft eines ein Methan-Teilchen ist, kann dieses Gerät es aufspüren", so Maazallahi.

Plötzlich schnellte der Wert hier auf fast 1000 ppm hoch
Hossein Maazallahi
Doktorand an der Universität Utrecht

Diesmal nehmen sie unterirdische Gasleitungen unter die Lupe. Manchmal bleiben die undichten Stellen Monate oder Jahre unentdeckt. Maazallahi: „Plötzlich schnellte der Wert hier auf fast 1000 ppm hoch." 1000 ppm - oder Teilchen je Million - ist 500 Mal höher als der Normalwert. Also muss hier irgendwo Methan austreten. Seine Kollegin Hanne Notø erläutert die Vorgehensweise: „Wir nehmen eine Luftprobe und bringen sie ins Labor. Da können wir eine genauere Untersuchung vornehmen und herausfinden, was die Quelle der undichten Stelle ist."

Doch erst einmal wird die Suche fortgesetzt. Der nächste Halt ist eine Straße am Stadtrand, hier wird ein leicht erhöhter Wert gemessen. Auch hier muss eine Gasleitung undicht sein und Methan austreten, doch die Ermittlung der Stelle ist manchmal schwierig. Eine weitere Methanaustrittsstelle wird an einer Kläranlage ausfindig gemacht. „Wir wollen den erhöhten Methan-Wert während der Fahrt zuordnen. Nicht alle Methan-Quellen haben mit Abwasserkanälen oder undichten Gasleitungen zu tun", betont Maazallahi.

Deshalb ist die Verringerung des Methan-Ausstoßes so wichtig

Im Labor werden chemische Untersuchungen durchgeführt. Es kann festgestellt werden, woher genau das Methan stammt. Das Ziel ihrer Forschungsarbeit ist eine schnelle und genaue Methan-Erkennungsmethode, um die vielen unsichtbaren Austrittsstellen aufzuspüren. Methan gehört zu den bedeutendsten Klimagasen.

Thomas Röckmann, Lehrstuhlinhaber für atmosphärische Physik und Chemie an der Universität Utrecht, erläutert, weshalb eine Verringerung so bedeutsam ist: „Eine wissenschaftliche Untersuchung hat vor Kurzem gezeigt, dass bis 2030 die Verringerung des Methan-Ausstoßes um die Hälfte möglich ist. Wenn wir das erreichen, können wir bis zur Mitte des Jahrhunderts eine Erderwärmung um 0,25 Grad und bis 2100 um 0,5 Grad verhindern. Das wäre ein wichtiger Teil der Erderwärmung, die wir erwarten."

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