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State of the Union: Warum die Coronavirus-Krise Europa stark gemacht hat

State of the Union: Warum die Coronavirus-Krise Europa stark gemacht hat
Copyright PATRICK T. FALLON/AFP
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Von Stefan Grobe
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Europa kommt gestärkt aus der Krise, weil es erneut seine Widerstandfsfähigkeit entdeckt hat - trotz seiner geopolitischen Einsamkeit,sagt der niederländische Historiker und Philosoph Luuk van Middelaar im Euronews-Gespräch.

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Wie dieses Jahr der Pandemie von Historikern eines Tages eingeordnet wird, bleibt natürlich abzuwarten. Doch vielleicht lohnt es sich jetzt schon, die Krise mit den Augen eines Geschichtsforschers zu bewerten. Dazu das folgende Interview mit dem niederländischen Historiker und Philosophen Luuk van Middelaar, einen intimen Kenner der Brüsseler Szene.

Euronews: Zunächst möchte ich den Historiker um seine Perspektive bitten. Wie epochal und bedeutend war denn die Pandemie von 2020 und was, wenn überhaupt, können wir von ihr lernen?

Middelaar: Es war definitiv eine der größten Krisen, die die Europäische Union jemals erlebte, selbst verglichen mit der Eurozonen-Krise oder der Migrationskrise aus den vergangenen Jahren. Und für mich war eine der neuen Erfahrungen ganz speziell dieser Krise, dass die Öffentlichkeit wirklich die treibende Kraft hinter dem offiziellen Handeln war. Es waren die Stimmen aus der Öffentlichkeit, die gesagt haben: Diese Seuchenkrise geht uns alle an. Es ist eine öffentliche Angelegenheit für Europa. Und erst dann haben sich die europäischen Institutionen und Regierungen bewegt.

Euronews: Ist Europa heute schwächer oder stärker als vor einem Jahr?

Middelaar: Ich denke es ist stärker. Denn Europa hat wieder einmal unvermutete Widerstandsfähigkeit gezeigt. Neue Instrumente wurden geschaffen und koordiniert. Ich denke aber auch, dass Europa, wie in früheren schwierigen Momenten, seine eigene Verletzlichkeit entdeckt hat und seine, wenn man so möchte, geopolitische Einsamkeit. Erinnern Sie sich an den Kampf der Titanen zwischen China und den USA, Chinas Masken-Diplomatie und ein US-Präsident, der Bleichmittel empfahl. Europa fühlte also mehr als zuvor, dass es im Grunde allein da steht.

Euronews: Große Herausforderungen in der Geschichte haben immer auch große Staatslenker hervorgebracht. Haben wir das dieses Jahr auch gesehen?

Middelaar: Also, wenn man auf die politische Führung in Europa blickt, dann kann ich keine originellen Antworten geben. Es war zweifellos Angel Merkel, die, wieder einmal, Europa in dieser Krise überzeugend und entschlossen voran gebracht hat. Besonders mit ihrer Entscheidung, zusammen mit Macron den gemeisamen deutsch-französischen Vorschlag eines massiven Rettungspakets vorzulegen. Und aus ihrer Perspektive war das wirklich überraschend, weil sie damit die deutsche finanzpolitische Orthodoxie über Bord geschmissen hat, die wir noch in den schwierigsten Momenten der Euro-Krise erleben konnten.

Euronews: Die Pandemie wird sicherlich als Zeit in Erinnerung bleiben, in der sich alles geändert hat. Die Beziehungen zwischen den Menschen und ihrer Regierung, zwischen den Menschen und der Wissenschaft und zwischen den Menschen und dem Leben. Was wird aus unserer Lockdown-Erfahrung in der Zukunft erwachsen? Werden wir eine andere Sicht auf das Leben bekommen?

Middelaar: Ich denke, dass alles, was wir vermisst haben, für uns auch wichtig war. Und wenn wir irgendetwas hinter unseren Bildschirmen, Zoom-Sitzungen und all dem anderen gemerkt haben, dann das: Das Wirkliche ist besser als das Virtuelle.

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