Am Tag der Befreiung wird dem Ende der faschistischen Herrschaft in Italien gedacht. Dieses Jahr wird dieser jedoch von einer Debatte um eine mutmaßliche Zensur einer antifaschistischen Rede überschattet.
Italien hat am Donnerstag den 79. Jahrestag seiner Befreiung von der Nazi-Besatzung und der faschistischen Herrschaft mit einem Feiertag und Gedenkveranstaltungen im ganzen Land gefeiert. Die Feierlichkeiten wurden jedoch von einem mutmaßlichen Zensurskandal überschattet.
Die staatliche Rundfunkanstalt RAI wurde stark kritisiert, nachdem sie eine Rede des italienischen Schriftstellers Antonio Scurati über den Faschismus zurückgezogen hatte. Die Rede sollte in der Talkshow "Chesarà" ausgestrahlt werden, die am Samstagabend auf dem Sender RAI 3 lief. In der Rede kritisiert Scurati den "Faschismus" der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, die sich weigere diesen abzulehnen.
Aus Protest verlas die Moderatorin Serena Bortone den Text in voller Länge selbst in der Sendung. Der Text von Scurati wurde inzwischen auch von vielen italienischen und internationalen Zeitungen und Websites veröffentlicht.
Meloni sieht Heraufbeschwören eines Skandals
Meloni bestritt jegliche Zensur ihrerseits und reagierte auf den Streit, indem sie Scuratis Rede auf ihrem Facebook-Account veröffentlichte und die linke Opposition beschuldigte, einen Skandal heraufzubeschwören, wo es keinen gab.
Am 25. April 1945 starteten italienische Partisanen in Mailand und Turin einen massiven Aufstand gegen das faschistische Regime und die Nazi-Besatzung, der den Beginn ihres Rückzugs aus Italien markierte.
Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, deren Partei "Fratelli d'Italia" ihre Wurzeln in der neofaschistischen Bewegung hat, die nach dem Sturz von Diktator Benito Mussolini entstand, nahm gemeinsam mit dem italienischen Staatspräsidenten Sergio Mattarella am Grab des unbekannten Soldaten in Rom an der feierlichen Gedenkfeier zum Tag der Befreiung teil.
Meloni hat versucht, ihre Partei von ihren neofaschistischen Wurzeln zu distanzieren. Die Opposition hat Meloni jedoch vorgeworfen, sich zu weigern, sich eindeutig als "antifaschistisch" zu bezeichnen.