"Brexit"- Machtkampf um Brotaufstrich

"Brexit"- Machtkampf um Brotaufstrich
Von Euronews
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Würzig-säuerlich, im Abgang bitter und von schmieriger Konsistenz – und very british.

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Würzig-säuerlich, im Abgang bitter und von schmieriger
Konsistenz – und very british. Das ist der Brotaufstrich Marmite. Das beliebte Produkt aus Hefeextrakt steht im Mittelpunkt eines landesweiten Aufschreis in Großbritannien. Der Grund: Hersteller Unilever hat offenbar die Lieferung von Marmite und anderen Produkten an Großbritanniens größte Supermarktkette Tesco wegen des Pfund-Verfalls vorübergehend gestoppt.

Auf der Webseite des Lebensmitteleinzelhändlers war unter einer Marmite-Abbildung zu lesen: «Es tut uns leid, dieses Produkt ist zur Zeit nicht erhältlich». «Teile Großbritanniens sind nicht mehr mit Marmite versorgt», schrieb der «Guardian» in alarmierendem Ton auf seiner Webseite.

Dave Lewis, Vorstandschef von Tesco:

“Was ich sagen will, seit dem “Brexit”-Referendum haben wir die Preise nicht erhöht. Seit dem Referendum sind unsere Preise eigentlich weiter gesunken. Was der Wechselkurs in der Lieferkette anrichtet, kann ich nicht sagen, das hängt von der Höhe ab. Als unsere Selbstverpflichtung kann ich Ihnen mitgeben – es ist nicht unsere Absicht, die Preise der Inflation auszusetzen, wenn es irgendwie vermeidbar ist.”

An American take on #Marmitegate – a wonderful headline – #Marmitehttps://t.co/HLYKCPW5Hg

— Mark Stone (@Stone_SkyNews) 13. Oktober 2016

Die Entscheidung der Briten für einen EU-Austritt
(“Brexit”) hatte den Kurs des Pfunds seit dem Referendum am 23. Juni in den Keller geschickt,17 Prozent gegenüber dem US-Dollar. Für Lebensmittelkonzerne wie Unilever bedeutet das erheblich höhere Kosten für den Einkauf in Euro und Dollar.

Konsumenten in London:

“Wenn die Preise steigen, wird das für Menschen am unteren Ende der Lohnskala sehr schwierig. Es ist schlimm genug, so wie es ist und Unilever sagt, das hat etwas mit dem Austritt aus Europa zu tun. Ich sehe aber nicht, wie das alles zusammenhängen soll, echt nicht. “

David Walker:

“Ich glaube, die Leute haben nicht wirklich kapiert, worüber sie da abgestimmt haben, als sie für den Brexit votierten. Sie gaben ihre Stimme aus anderen Gründen ab, die wirtschaftlichen Auswirkungen haben sie einfach nicht berücksichtigt. Und jetzt sind sie überrascht.”

Wegen des Pfund-Verfalls verlangt der Unilever laut Medienberichten (dpa), dass die Kunden im Laden bis zu zehn Prozent mehr für seine Produkte bezahlen. Dazu gehören neben Marmite auch die Teebeutel der Marke PG, Hygieneartikel von Dove, Speiseeis von Ben & Jerry’s und das Waschmittel Persil. Weil Tesco das nicht mitmachen will, leeren sich nun die Regale.

Für britische Supermarktketten wie Tesco und Sainsbury’s bedeuten die Forderungen der Hersteller weiteren Druck im Konkurrenzkampf mit deutschen Discountern wie Aldi und Lidl. Die drängen seit einigen Jahren mit Macht auf den britischen Markt und haben dort für Preisschlachten gesorgt.

Für viele Briten ist der «Marmite-Krieg», wie der Preiskampf von
Medien teilweise genannt wird, die erste spürbare Folge des “Brexits”. Paradox: Marmite wird seit mehr als 100 Jahren in Burton-on-Trent hergestellt, mitten im Pfund-Sterling-Währungsgebiet, in Mittelengland.

Internet-Satire:

Used jar of Marmite on eBay for £100,000 as price war sparks shortage fear https://t.co/6BmrylWXfr

— indy100 (@indy100) 13. Oktober 2016

su mit dpa

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