Das euronews-Wirtschaftsprogramm "Business Line" dieses Mal mit folgenden Themen: Neben Apple drĂ€ngen weitere Akteure auf den Markt, um dem weltweit erfolgreichen Streamingdienst Netflix Konkurrenz zu machen. Weiteres Thema: WeWork - warum der Aufstieg und Fall des Vermittlungsdienstes fĂŒr BĂŒroflĂ€chen Probleme fĂŒr andere Unternehmen bedeuten könnte. Und Business Line spricht mit dem Marketingstar Bozoma Saint John.
VerdrÀngungswettbewerb im Streamingmarkt
Die Art und Weise, wie wir Fernsehen konsumieren, hat sich in den vergangenen zehn Jahren dramatisch verĂ€ndert: Streaming-Plattformen wie Netflix sind weltweit unglaublich beliebt geworden. Laut Reuters hat das US-Unternehmen weltweit fast 160 Millionen Abonnenten, die fĂŒr relativ wenig Geld Inhalte aus ihrem Land sowie gefeierte Serien wie "The Crown", "Stranger Things" oder "Orange is the new black" sehen können. Der Erfolg von Netflix könnte an seiner relativ niedrigen Preisgestaltung und dem Fehlen globaler Wettbewerber liegen. Aber all das könnte sich Ă€ndern. Denn Apple, das profitabelste Aktienunternehmen der Welt, steht kurz davor, es mit den gröĂten Streaming-Giganten der Branche aufzunehmen.
"The Morning Show" mit Jennifer Aniston gehört zu den acht Originalserien, die ab November auf Apple TV Plus ausgestrahlt werden. Laut Financial Times soll Apple schon ĂŒber sechs Milliarden Dollar fĂŒr den Content ausgegeben haben:
"Ihre StĂ€rke liegt eindeutig in der Marke: Sie haben bereits eine etablierte Apple-TV-Plattform", meint Maaz Sheikh, Chef und MitgrĂŒnder von StarzPlay: "Und Jennifer Anistons "Friends"-Selfie ist einer der erfolgreichsten Social Media Posts in der Geschichte von facebook und instagram. Sie hat sehr viele Follower. Und wie Apple mit diesen Talenten arbeitet, ist sehr beeindruckend."
Apple TV Plus ist nur einer von mehreren Streamingdiensten, die etablierte Plattformen wie Netflix und Amazon Prime herausfordern wollen: Auf den Markt drĂ€ngen "HBO Max" von Warnermedia, "Disney Plus", das Viacom-eigene "Pluto TV" und "peacock" von NBC-universal. Einige der neuen Dienste werden nicht sofort auĂerhalb der USA erhĂ€ltlich sein.
"Egal, ob 'Disney Plus' oder 'Apple TV Plus' , man sollte nicht den Einfluss unterschÀtzen, den sie auf Netflix und seinen Marktanteil haben werden", so Maaz Sheikh. ""Sie werden auch in den kommenden Jahren eine starke Marke bleiben. Aber meiner Meinung nach haben die Investoren sehr hohe Erwartungen an Wachstum und RentabilitÀt."
Netflix begrĂŒĂte den neuen Wettbewerb in seinem Quartalsbericht an die AktionĂ€re. Trotz des sich verlangsamenden Teilnehmerwachstums erzielte das Unternehmen 2018 seinen bisher gröĂten Gewinn. Seine konkurrenzlose globale PrĂ€senz könnte ausgleichen, was das Unternehmen an Marktanteilen in den USA oder anderswo verliert.
Die neue Streaming-Landschaft bietet Verbrauchern nicht nur mehr Auswahl. Sie könnte auch dafĂŒr sorgen, dass junge Zuschauer noch schneller traditionelles Fernsehen aufgeben.
Bozoma Saint John: Marketingstar mit beeindruckender Karriere
Bozoma Saint John gilt als BranchenfĂŒhrerin fĂŒr ihre Arbeit mit Marken wie Pepsi, Uber und Apple Music. Wir sprachen mit der GeschĂ€ftsfrau im Rahmen der Gitex, eine der göĂten Tech-Messen in der Region.
euronews-Reporterin Jane Witherspoon:
Ihre Karriere ist ziemlich beeindruckend: Sie haben fĂŒr Beats, Uber gearbeitet, aktuell sind sie bei William Morris Endeavor. Was hat Ihre beruflichen Entscheidungen beeinflusst?
Bozoma Saint John:
Diese wahnsinnige Leidenschaft! Leidenschaft fĂŒr die Arbeit, fĂŒr die Menschen, einfach fĂŒr Kultur und das, was uns beflĂŒgelt. Ich liebe das alles. Ich suche immer nach Dingen, die neu und interessant in verschiedenen Branchen sind. Leider gab es in meiner Karriere einige Herausforderungen, als schwarze Frau in der GeschĂ€ftswelt war ich manchmal gezwungen, weiterzuziehen, obwohl ich noch nicht bereit dazu war. Aber letztlich hat es mir genĂŒtzt.
euronews:
Warum sind Veranstaltungen wie diese so wichtig fĂŒr die Wirtschaft?
Bozoma Saint John:
_Ein Unternehmen im 21. Jahrhundert, dass Technologie nicht wichtig nimmt, liegt falsch. Ich finde es wichtig, dass Unternehmen aller Art sich mit Technologie beschÀftigen und verstehen, wie Technologie helfen, aber auch eine Gefahr sein kann. Es gibt neue und unbekannte Wege, die manchmal beÀngstigend sein können und manchmal erfindet man einfach das Alte neu.
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euronews:
Wie fĂŒhlt man sich als schwarze Frau in einer von weiĂen MĂ€nnern dominierten Welt?
Bozoma Saint John:
Es ist die Welt des weiĂen Mannes, aber keine Sorge. Frauen sind im Kommen. Es ist unser Zeitalter, unsere Zeit. Und nicht nur die Zukunft gehört uns und ist weiblich, auch die Gegenwart ist weiblich. Deshalb bin ich dafĂŒr, dass wir alle unsere KrĂ€fte sammeln. Und ĂŒbrigens, nicht nur Frauen sammeln KrĂ€fte, sondern auch die MĂ€nner. Das ist besser fĂŒrs GeschĂ€ft, fĂŒr die Menschheit, es ist besser, sicherzustellen, dass Frauen mit an Bord sind. Das ist besser fĂŒrs GeschĂ€ft und das ist nicht bloĂ eine Theorie, sondern eine Tatsache. Wenn man heute ins GeschĂ€ft einsteigt, sollte man nicht den Regeln folgen. Was wirklich wichtig ist, ist seiner Leidenschaft zu folgen. Man sollte seinem BauchgefĂŒhl vertrauen und ihm treu bleiben. Leidenschaft entwickeln und SpaĂ an der Arbeit haben, sonst kann man nicht sein Bestes geben.
euronews:
Wie wichtig ist es fĂŒr Sie, anderen Frauen ein Vorbild zu sein?
Bozoma Saint John:
UnabhĂ€ngig davon, welche Position man einnimmt, ob man in der FĂŒhrungsebene eines Unternehmens arbeitet, oder ob man Platzanweiser in einer Kirche ist: Man muss seine Position nutzen, um auf die bestmögliche Weise ein Vorbild zu sein, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Und zwar nicht auf blöde Art und Weise, sondern mit all seiner Kraft. Revolutionen passieren nicht, weil die Menschen nett sind. Eine Revolution passiert, weil die Menschen danach drĂ€ngen. Also sollten wir alle vorwĂ€rtsgehen.
WeWorks Aufstieg und Fall
WeWork, der Vermittler von Coworking Spaces, hat in den vergangenen Wochen fĂŒr Schlagzeilen gesorgt: Was ein aufregendes neues Kapitel fĂŒr das Unternehmen werden sollte, endete in der Krise. Es war ein Absturz, der viele ĂŒberraschte: WeWork hat seinen geplanten Börsengang abgeblasen. Das Unternehmen verfĂŒgt ĂŒber 800 Coworking Spaces auf der ganzen Welt .
"Sie haben unsere Branche auf eine sehr positive Art verĂ€ndert: Sie haben viel Geld in das Bewusstsein fĂŒr diese fantastische Art und Weise investiert, wie Unternehmen ihre Immobilien einsetzen können", so Mark Dixon, GeschĂ€ftsfĂŒhrer International Workplace Group. "Ganz anders als sie es jetzt tun."
Aber der geplante Börsengang von WeWork wurde abgesagt, nachdem Investoren die groĂen Verluste und das Management unter MitbegrĂŒnder Adam Neumann infrage gestellt hatten, der das Unternehmen als "Tech Company" bezeichnete. Dabei ist WeWork der gröĂte private BĂŒroflĂ€chenvermittler in Manhattan, Washington D.C. und London.
AufgeblÀhte Bewertungen im Technologiesektor
Wochen spĂ€ter sicherte sich die Softbank, die bereits HauptaktionĂ€rin der Muttergesellschaft des Unternehmens ist, einen Ăbernahmevertrag im Wert von ĂŒber 9 Milliarden Euro (10 Milliarden Dollar) und erhöhte damit ihren Anteil an WeWork auf 80 Prozent. AuĂerdem bot sie Neumann, der bereits als GeschĂ€ftsfĂŒhrer zurĂŒckgetreten war, in einem groĂzĂŒgigen Nebenhandel an, auch aus dem Vorstand auszuscheiden. Aber Wework ist noch nicht aus dem Schneider, so Mark Dixon: "Keiner wĂŒnscht sich ein Unternehmen, dass wie man hört viele Leute entlassen muss. Wir wĂŒnschen ihnen das Beste."
Diese Krise könnte auch das Ende fĂŒr andere aufgeblĂ€hte Bewertungen im Technologiesektor bedeuten, mit Hauptakteuren wie airbnb, die ihren Börsengang fĂŒr nĂ€chstes Jahr planen.