Türkei-Tourismus nach Anschlägen in der Krise - "nun, ich bin ein bisschen nervös, muss ich zugeben."

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Der Angriff auf die Silvesterparty in einem Nachtclub in Istanbul mit 39 Toten – darunter mindestens 26 Ausländer – verschärft die Tourismus-Krise in der Türkei.

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Der Angriff auf die Silvesterparty in einem Nachtclub in Istanbul mit 39 Toten – darunter mindestens 26 Ausländer – verschärft die Tourismus-Krise in der Türkei. Der Tourismussektor trägt rund 4,5% zum Bruttoinlandsprodukt bei. 2016 hatte die Türkei mehrere verheerende Anschläge mit gut 240 Toten erlebt. Nach einem Bericht des türkischen Ministeriums für Kultur und Tourismus kamen in den ersten elf Monaten des Jahres 2016 knapp ein Drittel (30,8 Prozent) weniger Besucher aus dem Ausland als im Jahr zuvor. Allein im November wurden gut ein Fünftel weniger Touristen (-21,3 %) gezählt als im Jahr zuvor – 1,35 Millionen. Der türkische Hotelverband TUROB beziffert die Einnahmeverluste der Hotels im abgelaufenen Jahr nach Medienberichten (“Touriexpress”) auf etwas über 40 Prozent.

The Reina nightclub terror attack caps off a horror 2016 for tourism in #Turkey and security in #Istanbulhttps://t.co/9UEjWEpkXl

— Travel Operative (@travel_ops) 2. Januar 2017

Die Deutschen liegen voll im Trend: „Es gibt noch keine finalen Zahlen, aber wir rechnen für das Gesamtjahr 2016 mit 30 bis 40 Prozent weniger Gästen“, sagte Torsten Schäfer von der Branchenvereinigung Deutscher Reiseverband (DRV). Im Januar 2016 waren bei einem Attentat in Instanbul zwölf deutsche Urlauber getötet worden. „Nach unserer Einschätzung wurde das Thema Sicherheit dann abgelöst durch die politische Diskussion“, so Schäfer.

Wer trotzdem nach Istanbul gekommen ist, versucht die Nerven zu behalten.

Paula Daian, eine Rumänin, die in Deutschland lebt:

“Ich meine, das Wichtigste ist, dass wir unser Leben weiter so leben wie bisher und wie geplant. Das ist die einzige logische Antwort, die es für mich auf den Terrorismus gibt, damit können wir ihn in unserem Alltag bekämpfen.”

Pavlina Rybnikarova aus der Tschechischen Republik:

“Nun, ich bin ein bisschen nervös, muss ich zugeben … es ist schrecklich, dass die Leute hierher kommen, um Spaß zu haben und Neujahr zu feiern und dann kommt einer und erschießt sie. Mein Mitgefühl gilt den Toten und ihren Familien.”

Efim Kogan, Russe:

“Istanbul ist schön, wir sind hier fünf Tage und wir haben nicht vor, abzureisen. Ich bin mit meiner Frau hier und verbringe eine schöne Zeit.”

Silvester feiert in der Türkei vor allem eine säkulare Oberschicht, konservative Kreise machen seit längerem Stimmung gegen
westliche Bräuche wie Weihnachten oder Silvester.

In sozialen Netzwerken scheuten denn auch einige Nutzer nicht davor zurück, die Opfer im Nachtclub Reina zu verspotten, wie oppositionsnahe Medien berichteten. In Anlehnung an unbestätigte Meldungen, der Täter habe ein Weihnachtsmannkostüm getragen, schrieb einer: «Ihr Weihnachtsmann bringt nicht nur Geschenke» – gefolgt von einer ganzen Reihe Smileys. Ein anderer User stellt – ebenfalls garniert mit Smileys – folgende Frage: «Haben wir Spaß, Jungs»? Wer als Muslim an solchen Neujahrsfeiern teilnehme, «verdient es zu verrecken».

Die Terrormiliz Islamischer Staat hat die Verantwortung für den Anschlag übernommen. Nach dem Anschlag habe die Türkei weiter Luftangriffe auf die Terrormiliz Islamischer Staat
(IS) in Syrien geflogen, so die die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu.

su mit dpa

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