Die Noch-Regierungspartei PiS liegt bei den Wahlen vorn, allerdings ist sie auf einen Koalitionspartner angewiesen. Drei Oppositionsparteien sehen sich im Vorteil: sie könnten gemeinsam eine Koalitionsregierung.
Nach der Parlamentswahl in Polen zeichnet sich möglicherweise ein Regierungswechsel ab. Drei Oppositionsparteien haben offenbar genug Stimmen erhalten, um die nationalkonservative Noch-Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) zu verdrängen. Unerwarteterweise ist der "Dritte Weg" einer der Gewinner und sieht sich als Königsmacher für ein neues Kapitel in der polnischen Politik.
Wladyslaw Kosiniak-Kamysz vom "Dritten Weg" erklärt: "Es ist ein Tag großer Veränderung in Polen", und Szymon Holownia sagt: "Der "Dritte Weg" wollte es sein - und es gibt viele Anzeichen dafür, dass es ein Anker der Demokratie sein wird."
Regierungspartei PiS hat ihre Regierungsmehrheit verloren
Die Regierungspartei "Recht und Gerechtigkeit" hat den Prognosen zufolge die meisten Stimmen gewonnen und sollte bei der Regierungsbildung Vorrang haben, aber die Oppositionsparteien appellieren bereits an den Präsidenten, diese Formalität zu überspringen.
"Wir appellieren an Andrzej Duda, uns die Möglichkeit zu geben, eine Oppositionsregierung zu bilden. Ich fürchte, es wird nicht einfach sein, denn wenn sich der Präsident sich auf die Seite der PiS stellt, wird er es sehr schwierig machen", kommentiert Ryszerd Petru, Gründer der Partei Nowoczesna.
Drei Oppositionsparteien, die "Bürgerplattform" von Donald Tusk, der "Dritte Weg" und die "Neue Linke", traten auf getrennten Listen an, aber mit dem gleichen Versprechen, die Regierungspartei PiS zu besiegen.
"Ja, wir werden eine Koalitionsregierung bilden. Das sind fantastische Neuigkeiten, denn das heißt, dass wir all das reparieren können, was in den vergangenen acht Jahren zerstört worden ist: Bildung, Gesundheitssystem, Wohnprobleme und Menschenrechtsfragen", kommentiert Agata Diduszko-Zyglewska von der Neuen Linken.
Donald Tusk sieht den Beginn einer neuen Ära
Donald Tusk hatte den Beginn einer neuen Ära für sein Land erklärt und hat versprochen, die angespannten Beziehungen zur EU anzugehen.
"Wir werden in naher Zukunft gemeinsam mit unseren Partnern eine neue, gute und demokratische Regierung bilden. Polen hat gewonnen", jubilierte Tusk siegesgewiss.
Unterstützer:innen der konservativen Parteien waren nach deren schlechter-als-erwarteten Abschneiden kaum zu sehen auf den Straßen von Warschau.
"Acht Jahre der Zerstörung unseres Landes, der Zerstörung der Rechtsstaatlichkeit und des Ausscheidens aus der Europäischen Union gehen zu Ende. Es beginnen bessere Zeiten. Wir haben sehr konkrete Erwartungen an die Opposition", sagt Bogumil Kolmasiak von der Organisation "Action Democracy".
"Während die Wahlergebnisse darauf hindeuten, dass die Opposition die zukünftige Regierung Polens stellen könnte, muss sich die polnische Bevölkerung bis Dienstag gedulden, wenn alle Stimmen ausgezählt sind", fasst Euronews-Korrespondentin Magdalena Chodownik zusammen.