Hohe Inflation: Blühender Einkaufstourismus zwischen Tschechien und Polen

Eine Frau kauft Äpfel in einem Warschauer Supermarkt - Archivbild
Eine Frau kauft Äpfel in einem Warschauer Supermarkt - Archivbild Copyright Czarek Sokolowski/AP
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Von Euronews, Jiri Skacel
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Die Inflation ist hoch, die Krone stark: Immer mehr Tschechen gehen zum Einkaufen ins benachbarte Ausland - vor allem nach Polen.

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Wegen ständig steigender Preise gehen viele Tschechen zum Einkaufen ins benachbarte Ausland, insbesondere nach Polen. Dort sind die Preise bis zu 30 % günstiger, nicht nur für Lebensmittel, sondern auch für andere Waren wie Kleidung, Elektronik und sogar Möbel.

"Normalerweise kommen wir einmal die Woche hierher, weil die Produkte hier entweder günstiger oder gleich teuer, aber besser sind", sagt eine Frau, die gerade einen Großeinkauf in Chałupki an der polnisch-tschechischen Grenze gemacht hat.

Voller Einkaufswagen

"Ich mache hier den Einkaufswagen voll", sagt ein anderer Mann im Interview mit Euronews. "In der Tschechischen Republik wäre er fürs gleiche Geld nur halb so voll".

Grund für hohe Teuerungsrate sind die Covid-Pandemie und der Krieg in der Ukraine. Besonders die hohen Energiepreise haben die Inflation stark befeuert. Auch haben die Händler ihre Margen ordentlich gesteigert. Aber obwohl die Inflation von fast 30% auf 14,3 % gesunken ist, ist sie immer noch eine der höchsten unter den OECD-Ländern

Der Wirtschaftswissenschaftler Vit Hradil erklärt: "Nicht nur ist die Inflation sehr hoch, sondern was die Tschechen wahrscheinlich auch sehr beunruhigt, ist, dass die Lohnsteigerung bei weitem nicht hoch genug war, um die Inflation auszugleichen."

Nach Berechnungen der "Ceska Sporitelna"-Bank entgehen der tschechischen Staatskasse durch die Einkäufe in Polen allein in diesem Jahr etwa 17 Milliarden Kronen. Das sind umgerechnet mehr als 706 Millionen Euro. Die Bank in Tschechien hat einen Marktanteil von 25%. Für ihre Kalkulation benutzte sie Daten von Kunden, die mit ihren Karten bezahlt haben.

"Es ist davon auszugehen, dass, wenn die Verluste in Polen in diesem Tempo anhalten, der tschechische Staat in diesem Jahr etwa 3 Milliarden Kronen allein an Mehrwertsteuereinnahmen an Polen verlieren wird", sagte der Sprecher der Ceske Sporitelna-Bank, Filip Hruby.

Auch wegen der starken Krone kaufen viele Tschechen Grundnahrungsmittel und andere Waren zunehmend in Nachbarländern wie Deutschland, Österreich und der Slowakei ein.

Die Inflation in der Tschechischen Republik sinkt nicht schnell genug. Die Preise bleiben gleich oder steigen sogar. Deshalb wird es in grenznahen Orten in Polen weiterhin viele Kunden aus Tschechien geben.

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